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(GZ-21-2022)
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► Sonderdruck - 8. Bayerisches WasserkraftForum in Gersthofen:

 

Wasserkraft in Zeiten des Klimawandels

Michael Bohlinger, LEW Wasserkraft GmbH

Michael Bohlinger, Geschäftsführer der LEW Wasserkraft GmbH, beleuchtete in seinem Vortrag die nachhaltige Wasserkraft und ihren vielfältigen Zusatznutzen, deren Bedeutung für die Entwicklung unseres Wirtschaftsraums, für unsere Trinkwasserversorgung und unsere Kulturlandschaft.

Michael Bohlinger
Michael Bohlinger

Mit den Lechwerken und dem Wasserkraftwerk Gersthofen begann vor über 120 Jahren die öffentliche Stromversorgung in Bayerisch-Schwaben. Und bis heute ist die Wasserkraft mehr als nur regenerative Stromerzeugung; sie ist ein integraler Bestandteil für eine sichere Energieversorgung in Bayern.

Die LEW Wasserkraft ist verantwortlich für rund 200 Flusskilometer Dämme und Deiche. Die Menschen, die dort leben sind Nachbarn der LEW und verlassen sich darauf, dass die LEW Wasserkraft zum Beispiel die Hinterland-Entwässerung sicherstellt. Damit übernimmt LEW Wasserkraft eine wichtige Funktion beim Hochwasserschutzmanagement in der Region und der damit verbundenen Daseinsvorsorge. Gleichzeitig stabilisieren die Stützschwellenkraftwerke die Flusssohlen und den Grundwasserspiegel und sichern die Trinkwasserversorgung in der Region.

Kurz und gut: Wasserkraft wird nicht nur als zuverlässige Säule der erneuerbaren Energien energetisch genutzt, sondern beeinflusst in vielen Bereichen auch das Leben der Bevölkerung in der Region positiv, ist Bohlinger überzeugt.

Ein solch wertvoller Schatz wie die Wasserkraftwerke und die sie umgebenden Gebiete bedürfen einer intensiven Fürsorge, die LEW Wasserkraft gern und umfassend bereit ist zu übernehmen, auch wenn es eines langen Atems und entsprechender Gelder bedarf. Daran ließ Bohlinger keinen Zweifel.

Das jahrelange Engagement der LEW zeigt bereits nachweislich ökologische Erfolge an den Gewässern. Damit erfüllt LEW Wasserkraft ihren Teil der ökologischen Verbesserungen an den Gewässern, wie sie im November 2006 in dem Eckpunktepapier der Wasserkraftbetreiber mit der bayerischen Staatsregierung vereinbart wurden, betonte Bohlinger.

Mit einem historischen Rückblick und starken Bildern zeigte Bohlinger die Ursprünge der Wasserkraft ausgehend von den Flusskorrektionen im letzten Jahrhundert Die Flüsse wurden „in ein Korsett gezwängt“, um den dort siedelnden Menschen Schutz vor den immer wiederkehrenden, verheerenden Hochwässern zu geben. Sumpfgebiete sollten trockengelegt werden, um die Menschen vor Krankheiten wie der Malaria zu schützen. Auch sollten neue Siedlungsräume erschlossen werden und landwirtschaftliche Flächen entstehen, um die wachsende Bevölkerung zu ernähren.

Ein großer Nachteil der Flusskorrektionen war jedoch, dass die begradigten Flüsse sich immer tiefer in ihr Bett eingruben. Dadurch wurden die Auwälder vom Fluss getrennt mit gravierenden Folgen für die Uferbereiche und für die Interaktion zwischen Fluss und Aue. Auch wirkt ein begradigter Fluss wie ein Entwässerungsgraben und senkt den Grundwasserspiegel. Heute versucht man, diese Fehlentwicklungen wieder zu korrigieren.

Wasserkraft ist verlässlich und stabilisiert kritische Infrastruktur – auch in Zeiten des Klimawandels. Das machte Bohlinger am Beispiel der Trinkwasserversorgung deutlich. Denn im Blackout-Fall kann sie Roh- und Reinwasserpumpen mit Strom versorgen. In dem international ausgezeichneten Projekt „LINDA“ zeigten LEW und Partner, dass die für die Trinkwasserversorgung existentiell bedeutende Stromversorgung durch Wasserkraft zuverlässig gewährleistet werden kann. Mit einer technisch gesicherten Kombination von dezentraler Wasserkraft-, Solar- und Biogas-Stromerzeugung konnte die Versorgung des Wasserpumpwerks Genderkingen des Ansbacher Zweckverbands Wasserversorgung Fränkischer Wirtschaftsraum (ZWFW) sowie die Versorgung der Ortschaft Niederschönenfeld sichergestellt werden, wobei das Wasserkraftwerk den Löwenanteil des Stroms bereitstellte.

Wasserkraft ist die Erneuerbare Energie mit dem meisten Zusatznutzen für die Gesellschaft, ist sich Bohlinger sicher. Sie erzeugt nicht nur zuverlässig, CO2-frei und nahezu witterungsunabhänig Strom. Sie kann auch bedarfsorientiert Strom erzeugen, beispielsweise Primärregelleistung zur Stabilisierung des Stromnetzes erbringen.

Nicht vergessen werden sollte der Nutzen für die Naherholung und den Tourismus, was maßgeblich auch vom ökologischen Zustand der Gewässer abhängt. Dazu bedarf es eines intensivierten ökologischen Ausgleichs, denn ein Fluss ist niemals nur ein Fluss.

Er gehört zu einem komplexen Ökosystem und braucht die Fürsorge aller Interessengruppen, wie Bohlinger betonte und am Beispiel der Iller-Strategie 2020 verdeutlichte. Von dem Projekt profitieren Natur und Menschen vor Ort gleichermaßen. Sie besteht aus einem sich über 30 Kilometer erstreckenden umfangreichen ökologischen Maßnahmenpaket zwischen Altusried und Lautrach. Darin enthalten sind der Bau von Fischwanderhilfen, ein wirksames Fischschutzkonzept, die Dynamisierung von Umgehungsbächen und die Verbesserung der Gewässerstruktur. Bei diesem Projekt zogen mustergültig Wissenschaft (Uni Augsburg, Aueninstitut Neuburg a.d. Donau), Fischereivereine, Fischereiverband, Fischereifachberatung und LEW Wasserkraft an einem Strang. LEW erhielt für das vorbildlich gelungene Projekt als erster Wasserkraftwerksbetreiber den Umweltpreis der Bayerischen Landesstiftung.

Bewährte Grundlage für all diese LEW-Projekte ist das oben schon erwähnte gemeinsame Eckpunktepapier „Nachhaltige Wasserkraftnutzung an staatlichen Gewässern in Bayern“.

Schlussendlich ist sich Bohlinger sicher, dass für ein gelungenes Energiewendesystem der Mix von erneuerbaren Energien entscheidend ist. Während im Sommer der Anteil des Stroms aus Photovoltaik besonders stark im Stromnetz ist, punktet die Wasserkraft in den niederschlagsreichen Wintermonaten. Das passt gut, denn nur im Zusammenspiel von Wasser, Sonne, Wind kann die Energiewende gelingen.

 

Download Sonderdruck/Dokumentation „8. Bayerisches WasserkraftForum in Gersthofen“

 

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