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(GZ-21-2022)
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► Sonderdruck - 8. Bayerisches WasserkraftForum in Gersthofen:

 

Position zur Wasserkraft in der Praxis

Georg Loy, VBEW – Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V.

Dipl.-Ing. Georg Loy, im Hauptberuf beim VERBUND Projektleiter zur Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie an den Laufwasserkraftwerken, ist auch Vorsitzender des Arbeitsausschusses Wasserkraft des VBEW – Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. und als solcher präsentierte er die VBEW-Positionen zur Wasserkraft in der Praxis. Wichtigste Botschaft von Loy an die breite Öffentlichkeit: Die Wasserkraftbetreiber sind wesentlich weiter in Sachen ökologischem Bewusstsein rund um ihr Business, sauberen, klimaneutralen Strom aus der Kraft des Wassers zu erzeugen, als es in Politik, Behörden, Medien und Bevölkerung wahrgenommen wird.

Marie Feitisch, Georg Loy, Andreas Auer und Michael Bohlinger
Marie Feitisch, Georg Loy, Andreas Auer und Michael Bohlinger

Verantwortungsvolles Handeln im Sinne von Bewahrung und Schutz einer intakten Natur und Umwelt ist Teil der DNA der Wasserkraftbetreiber. Ökologisches Handeln ist heute selbstverständlich, doch in welchem Maß das erfolgen soll, da gehen die Ansichten in der Praxis leider immer noch weit auseinander. Dort hakt es tatsächlich mehr als die offiziellen Bekenntnisse von Bundesverbänden und Bayerischer Staatsregierung vermuten lassen. Offensichtlich ist noch nicht überall angekommen, dass im reformierten EEG 2023 auch der Wasserkraft eindeutig zugestanden wird, dass sie eine erneuerbare Energieerzeugungsform von überragendem öffentlichen Interesse ist.

In der Realität geht es darum, welche ökologischen Maßnahmen bei einer nachhaltigen Wasserkraftnutzung tatsächlich positiv wirken und nicht nur weil Leitfäden und Veröffentlichungen dies vermuten lassen. Eine wissenschaftliche Einordnung von Thesen ist erforderlich. Es geht darum, den Naturraum Gewässer zu unterstützen, dass die Fischpopulationen erhalten bleiben und die Auen ihre und der Fluss seine Funktionen erfüllen kann.

Notwendig ist entsprechendes Augenmaß, wobei es nicht die Prämisse sein darf, dass nur das Billigste und Mindeste umgesetzt wird, sondern tatsächlich das gemacht wird, was an jedem einzelnen Gewässer individuell wirkt. Das Pochen auf Festlegungen in diversen Leitfäden geht an den Gewässerrealitäten und den jeweils dort erforderlichen möglichen ökologischen Verbesserungsmaßnahmen oftmals vorbei. Wichtig wäre gegenseitiges Vertrauen zwischen Behörden und Wasserkraftbetreibern, damit mit gemeinsamen Zielen restrukturiert wird und alle das gleiche Ziel verfolgen, nämlich entsprechend dem öffentlich bekundeten politischen Willen die Wasserkraftnutzung ökologisch bestmöglich zu gestalten, auszubauen und nachhaltige Verbesserungen zu erreichen.

In der Theorie war ja der Wille dazu schon vor 16 Jahren im Eckpunktepapier „Nachhaltige Wasserkraftnutzung in Bayern“ dokumentiert worden (2006 PDF https://bit.ly/3W1tnDf) und auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) bekannte sich im Dezember 2020 explizit zur Wasserkraft und konstatierte, dass Wasserkraftnutzung und Naturschutz kein Widerspruch sind. In der Realität zeichnet sich leider oftmals ein anderes Bild ab, weshalb Loy eindringlich appellierte, die Wasserrahmenrichtlinie zur Verbesserung der Fließgewässerökologie mit Verstand zu behandeln und umzusetzen.

Mit Blick auf die regionale/lokale Politik, die Genehmigungsbehörden und die lokalen Umweltgruppierungen sieht es der VBEW als dringend erforderlich, dass die Wasserkraftnutzung nicht als Verursacher allen Übels angesehen wird, sondern dass der Zustand und die Nutzung bzw. Veränderung der Gewässer über Jahrhunderte entstanden sind. Ein „romantischer“ Urzustand lässt sich nicht wieder herstellen. Wenn stattdessen alle Beteiligten sich mal auf die Verfolgung gemeinsamer langfristiger Ziele verständigen könnten, anstatt in engen Gedankenkorridoren zu verharren, dann wäre der Natur und der ökologischen Wasserkraftnutzung weitaus besser gedient.

Wenn es gelingt, die verfügbaren finanziellen Ressourcen für ökologische Maßnahmen entlang der Flüsse optimal zu nutzen und die Genehmigungsverfahren deutlich zu beschleunigen, anstatt im Kleinklein für den schnellen lokalen politischen Erfolg nur suboptimal zu verschwenden, dann würde es den Gewässern zeitnah besser gehen.

Weiterführende Informationen

VBEW https://bit.ly/3f0So0K
bdew https://bit.ly/3sqJmNB
oekologie-wasserkraft https://bit.ly/3zd4NW9
umweltbundesamt https://bit.ly/3f3NxvO
forum-fischschutz https://bit.ly/3FifScr
life-riverscape-lower-inn https://bit.ly/3zcNB36
br-doku die-flussretter https://bit.ly/3stUYj6

 

Download Sonderdruck/Dokumentation „8. Bayerisches WasserkraftForum in Gersthofen“

 

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