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(GZ-21-2022)
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► Sonderdruck - 8. Bayerisches WasserkraftForum in Gersthofen:

 

Wie kann sich die Wasserkraft im Konzert der erneuerbaren Energien öffentlich besser darstellen?

Dr. Manfred Ahlers, Journalist, Filmautor, Medientrainer und Medienberater

Im Prinzip ist ohne die richtige (emotionale) Kommunikation alles nichts. So lässt sich die Kernbotschaft von Dr. Manfred Ahlers, Medientrainer und Medienberater, langjähriger ZDF-Wirtschafts- und Politikredakteur, zusammenfassen. Und dass es in der Energiewirtschaft und insbesondere bei den Wasserkraftbetreibern messbaren Nachholbedarf in Sachen Kommunikation mit der Öffentlichkeit in ihrer ganzen Breite gibt, führte er in einem kurzweiligen Vortrag dem gespannten, vorwiegend technisch ausgebildeten Auditorium vor.

Wichtig für die Wasserkraftbetreiber ist, sich zu vergegenwärtigen, dass es in der Medienlandschaft inzwischen weitestgehend nur noch das sogenannte Agenda-Surfing, also Wellenbewegungen von Themen, gibt. Das Thema, das aktuell gerade oben auf der Welle reitet, wird diskutiert und seiner ganzen epischen Breite beackert. In eine solche Welle sich positiv hineinzumanövrieren, ist dann die Kunst in der Kommunikation.

Was aktuell zum Beispiel ganz oben im Ranking steht, ist die Gaskrise in allen mehr oder weniger interessanten Schattierungen. Genau in dieser Situation auf die Welle aufzuspringen und zu sagen, dass mit der Wasserkraft eine ökologische, örtlich kundennahe und vor allem bezahlbare Alternative geboten wird, wäre das Gebot der Stunde. Das heißt, die Welle muss jetzt und nicht erst in ein paar Wochen oder Monaten für eigene positive Botschaften genutzt werden. Jetzt müssen die Wasserkraftbetreiber, sei es über ihre Verbände oder direkt als Unternehmen in die Offensive gehen, nach dem Motto: Wann, wenn nicht jetzt. Ein gutes Beispiel dafür ist das seit langem geplante, von Bürgerinitiativen und Umweltschützern vehement bekämpfte und durch fehlenden Rückhalt in der Politik beerdigte Projekt Flüssiggasterminal in Wilhelmshaven. Aus der Not heraus darf es nun eine Wiederauferstehung feiern, die sich die Bauherren in den kühnsten Träumen nicht hätten ausmalen wollen.

Es bleibt natürlich nicht nur dabei, dass man das richtige Thema zum richtigen Zeitpunkt spielt, sondern es gilt, auch andere Mechanismen zu beachten, denn leider trifft die Aussage des Medienprofis Markus Söder, seines Zeichens Ministerpräsident Bayerns, voll zu, dass der Gesinnungsjournalismus in unserem Land zunimmt. In allen Medienredaktionen sitzen inzwischen Menschen, die euphemistisch ausgedrückt ökologisch interessiert sind, aber leider in einer einseitigen Auslegung, wie sie zum Beispiel vom BUND (Bund Naturschutz) favorisiert wird. Neidlos muss man zugeben, dass der BUND eine ausgezeichnete Medienarbeit abliefert. Er bietet offensiv täglich Themen wie tote Fische, verschandelte Landschaft etc. an und lädt die Medienvertreter ein. Psychologisch leicht nachvollziehbar trägt die permanente Präsenz des BUND die uns bekannten Früchte einer zumindest getönten Berichterstattung und einer bis in die Behörden reichenden Naturwahrnehmung. Man darf nicht vergessen, dass so die Mehrheit der Journalisten zur Seite der Naturschützer tendieren. Und „Horror“-Szenarien wie zerstörte Landschaften, trockengefallene Laichplätze und „gehäckselte“ Fische kommen grundsätzlich in den Redaktionen gut an, denn sie generieren Aufmerksamkeit/Quote/Auflage.

Gleichzeitig müssen die Medien, insbesondere die gedruckten Medien sparen, so dass sie gerne etwas gut Aufbereitetes verwerten. Das zu verhindern, ist keine realistische Option. Vielmehr ist es wichtig, dass man zum Beispiel als Wasserkraftbetreiber selber aktiv wird und gegensteuert, indem die positiven Eigenschaften der Wasserkraftnutzung hervorgehoben werden. Wichtig ist, aus der defensiven Haltung herauszukommen. „Wehrhafte“ Bürgerinitiativen und NGOs sind die willkommenen Bild- und Nachrichtengeber z. B. für das Fernsehen und haben quasi automatisch als moderne „Kämpfer der Entrechteten“ alle Sympathien auf Ihrer Seite.

Da gilt es gegenzuhalten und vor Augen zu führen, dass zum Beispiel die vermeintliche Heimatzerstörung eine neue gleichwertige, wenn nicht sogar bessere Natur geschaffen hat, die den Menschen einen lebenswerten Mehrwert bringt; als Beispiel sei das fränkische Seenland genannt. Während örtliche Bürgerinitiativen in erster Linie Partikularinteressen im engsten Sinn vertreten, gilt es für die Wasserkraftunternehmen, mit ihrer hoffentlich proaktiven Kommunikation den Blick auf eine übergeordnete gesellschaftspolitische Ebene zu heben. So besteht die Chance, dass sich die größere Sicht auch auf die Politik überträgt. Wenn von dort der entsprechende Rückhalt kommt, dann besteht die Möglichkeit, dass die latente Blockadehaltung der Genehmigungsbehörden, die natürlich durch den Mainstream in der Gesellschaft befördert wird, zumindest überdacht wird. Als Einschränkung darf natürlich nicht unerwähnt bleiben, dass die Agierenden in der Politik einem gewissen Populismus unterliegen. Sie wollen wiedergewählt werden.

Dieser Melange aus zum Teil naturbewegten Journalisten und Vertretern in den Genehmigungsbehörden, lokalem Widerstand und Politikern, die im Wahlkampf keinen Stress mit umkämpften Projekten haben wollen, gilt es seitens der Wasserkraftbetreiber offensiv zu begegnen. Sie sollten positive Themen/Botschaften rund um die Wasserkraft platzieren und so Sympathien schaffen. Denn für die Medien wie auch für die Menschen sind die Emotionen das Ausschlaggebende. Die Emotionen zu steuern, also nicht in der Defensive zu verharren, sondern mit positiven, sympathisch vorgetragenen Botschaften in die Offensive gehen, ist das Gebot der Stunde.

 

Download Sonderdruck/Dokumentation „8. Bayerisches WasserkraftForum in Gersthofen“

 

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