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(GZ-22-2022)
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► Erstes Teilstück des 380.000-Volt-Ostbayernrings offiziell in Betrieb genommen:

 

51 Kilometer Höchstspannungstuning

Dem Anlass angemessen war Ministerpräsidentenwetter angesagt, als der bayerische Regierungschef Markus Söder zusammen mit Stefan Wenzel, Grüner Bundestagsabgeordneter und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, sowie TenneT-Geschäftsführer (COO) Tim Meyerjürgens und Dr. Egon Westphal, Vorstandsvorsitzender der Bayernwerk AG, den berühmten roten Knopf drückten: Mit lautem Zischen flossen erstmals 380.000-Volt-Höchstspannung über das erste neugebaute Teilstück des Ostbayernring-Ersatzes in das Umspannwerk Mechlenreuth bei Münchberg im oberfränkischen Landkreis Hof.

V.l.: Stefan Wenzel, MdB, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Ministerpräsident Dr. Markus Söder, TenneT-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens und Dr. Egon Westphal, Vorstandsvorsitzender der Bayernwerk AG. Bild: Jan Kiver
V.l.: Stefan Wenzel, MdB, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Ministerpräsident Dr. Markus Söder, TenneT-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens und Dr. Egon Westphal, Vorstandsvorsitzender der Bayernwerk AG. Bild: Jan Kiver

Hintergrund für die Teilnahme der hochkarätigen, politischen Prominenz ist, dass die Verstärkung des sogenannten Ostbayernrings, einer 185 Kilometer langen Hoch- und Höchstspannungs-Freileitung zwischen dem oberfränkischen Redwitz und dem oberpfälzischen Schwandorf, als wesentliche Maßnahme gilt, die immer mehr zunehmenden Mengen von Solar- und Windstrom in der Region im Netz aufzunehmen und mit erhöhter Übertragungskapazität zu den Verbrauchsorten zu transportieren. Zudem soll die Netzstabilität und Versorgungssicherheit für Bayern nachhaltig gestärkt werden, wie der Tennet-COO betonte. 

Bemerkenswert schnell war das knapp 20 Millionen Euro teure Teilstück des Ersatzneubaus für den bisherigen Ostbayernring zwischen den Umspannwerken Redwitz im oberfränkischen Landkreis Lichtenfels und Mechlenreuth fertiggestellt worden. Mit einer Planungs-, Genehmigungs- und Bauphase von insgesamt rund fünf Jahren ist der nördliche Teil des Ostbayernrings Vorbild für den Netzausbau und bestätigt, dass das Mantra von beschleunigten Genehmigungsverfahren tatsächlich in diesem Fall positiv in die Tat umgesetzt werden konnte. Das sei in heutigen Zeiten nicht selbstverständlich, hob Meyerjürgens hervor, zumal die Netto-Bauzeit nur 15 Monate dauerte. Dafür gebührt sowohl den zuständigen Behörden als auch den ausführenden Baufirmen ein herzliches Dankeschön.

Heidrun Piwernetz, Regierungspräsidentin der Regierung von Oberfranken, sah in dem transparenten Genehmigungsverfahren einen wesentlichen Grund, dass der 51 Trassenkilometer lange Freileitungsneubau in ihrem Regierungsbezirk ohne Gerichtsverfahren ausgeführt werden konnte. Die offenen Fragen aller Betroffenen konnten absehbar in intensiven Gesprächen geklärt werden, so dass an ausgewählten Maststandorten ein vorzeitiger Baubeginn bereits im Juni 2021 durch ihre Genehmigungsbehörde zugelassen wurde. Nach dem Planfeststellungsbeschluss im November 2021 konnten die Bauarbeiten dann auch an allen übrigen Maststandorten aufgenommen werden.

Vorbild für den Netzausbau

Insofern hat der Ersatz-Neubau des Ostbayernrings Vorbildfunktion, stellte Meyerjürgens fest. Sowohl Bayern mit seinem Klimaneutralitätsziel bis 2040 als auch die Zuwachsprognosen von 50 Prozent und eventuell noch mehr gegenüber heute beim Strombedarf bedeuten enorme Herausforderungen an Investitionen aber auch an Bezahlbarkeit der Energie. Der Tennet-COO zeigte sich überzeugt, dass das zu stemmen ist, wenn zum Beispiel die Energieunternehmen an einem Strang für ein leistungsfähiges, aufeinander abgestimmtes Übertragungs- und Verteilnetz ziehen und sich bei notwendigen Ausbaumaßnahmen abstimmen bzw. zusammenschließen.

Meyerjürgens appellierte eindringlich an Politik und Öffentlichkeit, den Netzausbau als entscheidenden Hebel zur Integration der erneuerbaren Energien zu unterstützen. Nur so sei die Energiewendezukunft erfolgreich zu stemmen. Ein ausgezeichnetes Zeichen sei der Beschluss der bayerischen Staatsregierung, den Netzausbau im Sinne der Versorgungssicherheit der Bevölkerung wie auch der Wirtschaft zur Chefsache zu erklären und entsprechende Strukturen zu schaffen. Schließlich sei der Netzausbau von überragendem öffentlichen Interesse.

Bayerns Regierungschef Markus Söder nahm den Ball von Meyerjürgens gern auf und spannte zunächst den Bogen vom Russland-Überfall auf die Ukraine mit all seinen Auswirkungen auf die Energiesituation in Bayern bis hin zum erklärten Ziel, Bayern klimaneutral, regenerativ und bezahlbar mit Energie zu versorgen. Dies sei eine noch viel größere Herausforderung, als die meisten meinen.

Nicht ohne die Bürger

Der Ministerpräsident betonte, dass alles, was an Netzausbau potenziell möglich ist, zeitnah und im Einklang mit der Bevölkerung umgesetzt werden sollte, denn die Stromleitungen sind die Blutbahnen der künftigen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in Bayern. Das Kleinklein mit ein bisschen Netz hier und da oder dem „klaren“ Jein bei Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke ist niemandem geholfen. Der Energiehunger Bayerns wird bleiben, denn der Freistaat ist das wirtschaftliche Leistungszentrum von Deutschland mit den meisten Industriearbeitsplätzen und der dichtesten Ansiedlung von Technologieunternehmen.

Bayern steht an zweiter Stelle bei Ausbau und Nutzung grüner Energieerzeugung, ist führend bei der Stromerzeugung aus Sonne, Wasserkraft und Biomasse; beim Wind wird spürbar nachgelegt, außer bei Offshore-Anlagen, was geografisch hoffentlich einleuchtend sei. Große Anstrengungen werde Bayern auch beim Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft unternehmen.

Kernproblem Genehmigungsverfahren

Ein Kernproblem will Söder für Bayern angehen: die endlos langen Genehmigungsverfahren, die nicht nur im Freistaat viele Projekte dramatisch verzögern. Wichtig sei mehr Tempo sowie Pragmatismus und weniger Ideologie. Eine Stellschraube sei die Aufstockung von fachkundigem Personal in den Genehmigungsbehörden, wofür Bayern entsprechende Planstellen geschaffen habe. Um die Herausforderungen im Energiesektor erfolgreich zu meistern, gilt es auf Länder- und Bundesebene mehr miteinander als gegeneinander zu arbeiten.

Stefan Wenzel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschafts- und -klimaministerium, sah den Focus bundesweit in einer unbedingt notwendigen Beschleunigung der Genehmigungsverfahren, was unter anderem durch eine verbesserte Kommunikation erreichbar sein könnte. Den Menschen im Land müsse verständlich gemacht werden, dass zum Beispiel auch der Stromnetzausbau ein Teil des Gemeinschaftswerks „Zukunft der Energieversorgung“ ist, bei dem alle mit anpacken sollten. Jeder Kilometer Leitung, der in Betrieb genommen wird, trägt zu einer Stärkung der Stromversorgung und zur Stabilisierung der Netzgebühren in Deutschland bei. Die Inbetriebnahme des ersten Teilabschnitts des Ostbayernrings ist dabei ein wichtiger Meilenstein.

Auch für das Bayernwerk ist der Ostbayernring ein wichtiger Meilenstein, die Aufnahmekapazitäten für Solar- und Windstrom spürbar zu verbessern. Auf rund 21 Kilometern führt das Bayernwerk leistungsfähigere 110.000-Volt-Hochspannungsleitungen ihres regionalen Verteilnetzes auf dem Ostbayernring mit.

Natur und Umwelt im Visier

Dr. Egon Westphal, Vorstandsvorsitzender der Bayernwerk AG, sieht in dieser beispielgebenden Zusammenarbeit mit TenneT ein sichtbares Zeichen, dass beide Unternehmen möglichst wenig Natur und Umwelt durch die Baumaßnahmen beeinträchtigen wollen. So habe das Bayernwerk mit der gemeinsamen Trassenführung neun Kilometer Leitungen abbauen und vermeiden können. Deshalb finde auch der weitere Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze in Bayern dort, wo es sinnvoll ist, gemeinsam statt. Der Ostbayernring sei mit der Bündelung unterschiedlicher Spannungsebenen ein sichtbares Zeichen für die gemeinsame Gestaltung regionaler und überregionaler Stromnetze.

Die Inbetriebnahme des ersten Abschnitts des Ersatzneubaus des Ostbayernrings steht für das gemeinsame Ziel, die Energiewende mit Klimaneutralität und grünen Energien zum Erfolg zu führen; darin waren sich Politik und Unternehmen sichtbar einig, genauso wie bei der Dringlichkeit, den Turbobooster für die notwendigen Genehmigungsverfahren einzuschalten.

Ostbayernring

Der Ursprung des Ostbayernrings geht auf den Aufbau eines bayerischen Hochspannungsrings durch Oskar von Miller in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts zurück und verlief auf 294 Kilometern von Redwitz bis ins niederbayerische Pleinting.

Der heutige Ostbayernring ist eine rund 185 Kilometer lange Höchstspannungs-Freileitung zwischen den Umspannwerken Redwitz, Mechlenreuth, Etzenricht und Schwandorf. Parallel zur bisherigen 220.-/380.000-Volt-Freileitung wird seit 2013 in vier Teilstücken ein Ersatzneubau geplant und zum Teil gebaut. Im Zuge des Ersatzbaus wird die Freileitung durchgehend auf 380.000 Volt verstärkt. Nach Fertigstellung und Inbetriebnahme des Ersatzneubaus wird die bisherige Leitung vollständig zurückgebaut.

Einzelne Leitungsabschnitte des neuen Ostbayernrings gehören TenneT und Bayernwerk gemeinsam. Im jetzt in Betrieb gesetzten Teilstück zwischen Redwitz und Mechlenreuth verlaufen 21 Kilometer 110.000 Volt Hochspannungsleitungen des Bayernwerks auf 53 Masten des neuen Ostbayernrings. Dadurch wurden Eingriffe in die Landschaft minimiert.
Der Ersatzneubau des Ostbayernrings erfolgt in vier Planungsabschnitten, für die jeweils ein eigenes Genehmigungsverfahren bei der zuständigen Bezirksregierung stattfindet. Das Teilstück zwischen Redwitz und Mechlenreuth wurde im November 2021 durch die Regierung von Oberfranken genehmigt und Ende Oktober offiziell in Betrieb genommen.

Nach dem Planfeststellungsbeschluss der Regierung der Oberpfalz im August 2022 für die Trasse zwischen Etzenricht und Schwandorf befindet sich dieser Abschnitt derzeit im Bau. Die beiden Planungsabschnitte zwischen den Umspannwerken Mechlenreuth und Etzenricht befinden sich noch im Planfeststellungsverfahren. Die Planfeststellungsbeschlüsse für diese zwei Abschnitte erhofft sich TenneT bis Herbst 2023. Die Fertigstellung des Ostbayernrings neu ist bis Ende 2025 geplant. Der Rückbau der alten Leitung soll ein Jahr später abgeschlossen sein.

Kurzporträt TenneT

TenneT GmbH & Co. KG ist die deutsche Netztochter des 1998 geformten niederländischen, staatlichen Übertragungsnetzbetreibers TenneT. Im Jahr 2010 kaufte Tennet das deutsche Hoch- und Höchstspannungsnetz von E.ON. Damit wurde TenneT zu Europas erstem grenzüberschreitenden Übertragungsnetzbetreiber.

TenneT ist ein führender europäischer Netzbetreiber. Als erster grenzüberschreitender Netzkonzern plant, baut und betreibt TenneT ein knapp 25.000 Kilometer langes Hoch- und Höchstspannungsnetz in den Niederlanden und großen Teilen Deutschlands. Über dieses Stromnetz werden rund 42 Millionen Haushalte und Unternehmen rund um die Uhr zuverlässig mit Strom versorgt. Mit einer Netzverfügbarkeit von 99,99 Prozent zählt Tennet weltweit zu den Besten in diesem Metier. 16 Interkonnektoren stellen die Stromleitungsverbindungen zu den Nachbarländern und den europäischen Energiemarkt her. Mit einem Jahresumsatz von 6,4 Mrd. Euro und einer Bilanzsumme von 32 Mrd. Euro ist Tennet einer der größten Investoren in nationale und internationale Stromnetze zu Wasser und an Land.

Über 6.600 TenneT-Mitarbeiter stellen die Sicherheit der Stromversorgung und die Aufrechterhaltung des Netzgleichgewichts in Nordwesteuropa sicher. Dafür gibt es komplexe Kontrollsysteme. Sie sollen Stromausfälle verhindern, falls die Nachfrage nach Strom das Erzeugungsangebot übersteigt.

JK

 

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