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(GZ-24-2022)
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► DSGV-Vermögensbarometer 2022:

 

Schleweis mahnt akute Krisenhilfe an

Der positive Trend der vergangenen Jahre ist gebrochen: Steigende Lebenshaltungskosten, der Krieg gegen die Ukraine und die anhaltende Corona-Pandemie kommen bei den Menschen in Deutschland an: Nur noch 34 Prozent fühlen sich finanziell gut oder sogar sehr gut aufgestellt. 2021 waren es noch 43 Prozent. Rund 90 Prozent der Befragten treibt die Inflation um. Dies hat der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) in einer repräsentativen Umfrage ermittelt, deren Ergebnisse im Vermögensbarometer 2022 veröffentlicht wurden. Befragt wurden bundesweit mehr als 4.800 Menschen ab 14 Jahren.

Am meisten Zufriedenheit herrscht unter den Jüngeren: 43 Prozent der 14- bis 29-Jährigen beurteilen ihre finanzielle Lage mit (sehr) gut. Dagegen sind es bei den 50-bis 59-Jährigen nur 34 Prozent und 37 Prozent bei den Menschen ab 60.

Neben dem Alter ist auch das Haushaltsnettoeinkommen entscheidend: Je höher das Haushaltsnettoeinkommen, desto größer die Zufriedenheit. So sind in der Einkommensklasse ab 2.000 bis unter 3.000 Euro 37 Prozent (sehr) zufrieden mit ihren Finanzen. Der Anteil steigert sich über die weiteren Einkommensklassen hinweg kontinuierlich auf 86 Prozent bei Haushaltsnettoeinkommen ab 6.000 Euro. Bei Menschen mit einem Einkommen unter 1.500 Euro hingegen ist die finanzielle Situation erheblich schlechter vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen.

66 Prozent der über 60-Jährigen mit einem Haushaltsnettoeinkommen unter 1.000 Euro sagen: Ich spare nicht/ kann nicht sparen. Bei einem Einkommen von 1.000 bis unter 2.000 Euro sind es 39 Prozent. „Eine alarmierende Erkenntnis, denn für diese Menschen bleibt kaum noch Zeit, eine finanzielle Vorsorge für den eigenen Ruhestand zu treffen. Zudem dürfte aufgrund des niedrigeren Einkommens auch die staatliche Rente geringer ausfallen. Die Gefahr der Altersarmut ist in dieser Gruppe besonders groß“, so der DSGV.

Grundsätzlich zeigt sich: Je geringer das Haushaltsnettoeinkommen, desto mehr Befragte haben ihren Konsum verringert. So haben sich zwei Drittel der Befragten mit einem Einkommen von unter 1.000 Euro eingeschränkt. Bei den Befragten, die 1.000 bis unter 2.000 Euro monatlich verdienen, sind es 64 Prozent. Aber selbst bei den mittleren Haushaltsnettoeinkommen zwischen 2.000 und unter 3.000 Euro bzw. zwischen 3.000 und unter 4.000 Euro hat mit 57 bzw. 55 Prozent eine klare Mehrheit ihren Konsum verringert.

Auf die Frage, „Wie planen Sie Ihr Konsumverhalten für die Zukunft?“, antworteten 46 Prozent, dass sie sich künftig über die bisherigen Maßnahmen hinaus einschränken werden. Gegenüber den 24 Prozent aus dem Vorjahr bedeutet dies nahezu eine Verdoppelung.

Nur noch 30 Prozent der Menschen im Alter zwischen 20 und 50 planen den Kauf einer Immobilie. Das sind fünf Prozentpunkte weniger als im Jahr 2021. Überdurchschnittlich oft beabsichtigen lediglich die 20- bis 29-Jährigen, sich eine Immobilie zuzulegen: Ihr Anteil beläuft sich auf 45 Prozent. Aber auch hier ist die Tendenz rückläufig, denn 2021 waren es noch 50 Prozent. Nur noch 14 Prozent sprechen bei den 40- bis 50-Jährigen davon, eine Immobilie kaufen zu wollen.

Fehlendes Eigenkapital

Für viele rückt der Traum von einer eigenen Immobilie vor allem aufgrund des fehlenden Eigenkapitals in weite Ferne: 49 Prozent können sich den Wunsch nach den eigenen vier Wänden schlichtweg nicht leisten. Für 18 Prozent sind die aktuellen Immobilienpreise zu hoch. Nur elf Prozent der Befragten, die keinen Immobilienerwerb planen, bevorzugen Miete vor Eigentum. 19 Prozent der 20- bis 50-Jährigen haben bereits Wohneigentum.

Laut Befragung kann der Gebäudesektor zum Klimaschutz einen wichtigen Beitrag leisten, denn Wohnhäuser verursachen einen erheblichen Teil der Treibhausgasemissionen. Das politische Gebot der Stunde: energetisches Sanieren. Immerhin ein gutes Drittel (35 Prozent) aller Immobilieneigentümer gibt an, ihre Immobilie bereits energetisch saniert zu haben. Die übrigen 65 Prozent wurden gefragt, ob sie eine energetische Sanierung planen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Für 85 Prozent kommt eine energetische Sanierung nicht in Frage. Die Gründe dafür sind vielfältig: Für knapp die Hälfte der Befragten liegt die Ursache in den fehlenden finanziellen Mitteln, denn 44 Prozent haben nicht genug Eigenkapital. Weitere 6 Prozent können wegen hoher Zinsen für notwendige Kredite nicht energetisch sanieren. Für ein weiteres knappes Drittel (30 Prozent) der Befragten sind Hindernisse auf der Angebotsseite ausschlaggebend: 17 Prozent beklagen einen Mangel an Handwerks- oder Bauunternehmen bzw. Personalengpässe, 13 Prozent Materialengpässe. Weitere 12 Prozent sehen Mängel bei der staatlichen Förderung.

Neben dem Gebäudesektor ist das Thema Nachhaltigkeit auch längst im Finanzbereich angekommen – unter anderem bei der privaten Geldanlage. Das Vermögensbarometer zeigt jedoch: Wer sich für eine nachhaltige Geldanlage interessiert, investiert nicht zwangsläufig nachhaltig. Zudem interpretieren die Menschen den Begriff „Nachhaltigkeit“ unterschiedlich. Und das eigene Wissen dazu schätzt nur eine Minderheit als (sehr) gut ein.

39 Prozent aller Befragten haben sich bereits eingehend mit nachhaltiger Geldanlage befasst oder sogar schon nachhaltig investiert. Der Anteil ist gegenüber 2021 um vier Prozentpunkte gestiegen. Das soll allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, wie wenige davon bereits nachhaltige Investments besitzen. Das sind nur sieben Prozent. Das zeigt: Nicht alle, die sich für eine nachhaltige Geldanlage interessieren, entscheiden sich auch dafür.

Seit Jahren werden die Teilnehmer der Umfrage zum Vermögensbarometer gefragt, wie viel Vertrauen sie den einzelnen Geldinstituten entgegenbringen. Mit 40 Prozent belegen die Sparkassen nach wie vor den ersten Rang, gefolgt von den Volks- und Raiffeisenbanken mit 36 Prozent. Auf Rang drei liegt die ING mit einem Anteil von 26 Prozent.

Notwendige Schritte für eine „kraftvolle Energiewende“, mit der die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft gesichert und Arbeitsplätze erhalten werden können, mahnte DSGV-Präsident Helmut Schleweis bei der Vorstellung des Vermögensbarometers 2022 an. „Akute Krisenhilfe ist notwendig. Wir müssen aber auch die Energiewende jetzt einleiten, um uns möglichst schnell unabhängig von hohen Energiepreisen zu machen“, erklärte der Präsident. Dafür müssten zunächst alle in unserer Hand liegenden Energiequellen genutzt werden, um über ein erhöhtes Angebot den Markt spürbar zu entlasten.

Zweitens seien kraftvolle Förderprogramme mit einem Schwerpunkt bei der energetischen Sanierung von Immobilien wichtig. Schleweis: „Ziel sollte sein, die jährliche Sanierungsquote zu verdoppeln.“ Und drittens sei ein deutlich ehrgeizigerer Ausbau regenerativer Energien erforderlich. „Wir brauchen mehr Photovoltaik, mehr Windenergie – Offshore und Onshore – und vor allem möglichst rasch Wasserstoffproduktion am Standort regenerativer Energieerzeugungen. Dazu müssen dringend einschränkende Regulierungen abgebaut werden, etwa bei der Errichtung von Photovoltaikanlagen im Wohnungsbau“, betonte der DSGV-Chef.

Zu dieser kraftvollen Energiewende könnten alle etwas beitragen, etwa durch die energetische Sanierung eines eigenen Hauses, durch Nutzung von Photovoltaik oder durch Austausch nicht energieeffizienter Geräte. Schleweis: „Angesichts der dauerhaft hohen Energiekosten lohnen sich in den meisten Fällen solche privaten Investitionen. Modernes Sparen kann deshalb auch darin bestehen, wirtschaftlich lohnende Investitionen in energetische Modernisierungen vorzunehmen. Die Sparkassen sind bereit, solche Maßnahmen umfassend zu finanzieren.“

DK

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