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(GZ-24-2022)
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► Internationaler Bodentag in Neunburg vorm Wald:

 

Dem Regenwurm eine reelle Lebenschance

Ohne gesunden Boden kein gesundes Ökosystem, in dem sich Regenwurm und Co. richtig wohlfühlen, um ihre unverzichtbare Gesundheitsarbeit für intakte Luft, Wasser, Pflanzen, Tiere und Menschen zu leisten. Wenn die Menschen so weiter wirtschaften wie bisher, droht dem Boden das Burnout und dem Regenwurm die Vertreibung aus dem „Paradies“. Immerhin schaffen die schlanken bräunlichen Gesellen, innerhalb von zwölf Jahren je nach „Bevölkerungsdichte“ eine bis zu 20 Zentimeter dicke Bodenschicht über ihre Verdauung aufzubauen. Kein fruchtbarer Boden bedeutet schlechtere Erträge in der Landwirtschaft ebenso wie im Gemüsekleingarten.

Die in Regensburg ansässige internationale Interessengemeinschaft gesunder Boden e.V. (IG gesunder Boden) mit Mitgliedern unter anderem aus Deutschland, Österreich, Tschechien, der Schweiz und Kanada kümmert sich nun seit über sechs Jahren (Gründung: Oktober 2016) um den Informations- und Wissensaustausch rund um die Wiederherstellung und Bewahrung gesunder Böden. Zum siebten Mal lud sie deshalb Wissenschaftler, Landwirte, Boden- und Pflanzenspezialisten, Unternehmen, Mediziner, Verbände und NGOs, Wasserzweckverbände und Privatpersonen zum internationalen Bodentag. Rund 500 Interessenten (davon 200 online) folgten der Einladung in die Schwarzachtalhalle in Neunburg vorm Wald im Landkreis Schwandorf.

Bodenleben und Landwirtschaft

Diesjähriges Schwerpunktthema Bodenleben und Landwirtschaft. Dipl.-Ing. (FH) Franz Rösl, 1. Vorsitzender und Gründungsmitglied der IG gesunder Boden e.V., definierte das Ziel dieses Bodentags: Der Schutz des Bodens hängt unmittelbar mit dem Schutz des Klimas zusammen, folglich stehen beide Parameter für eine lebenswerte Umwelt unter fortschreitendem Stress durch den Menschen. Der Bodentag soll daher genutzt werden, neue Impulse für einen gesunden, lebendigen Boden zu setzen. Wenn es nicht gelingt, auch in Sachen Bodengesundheit einen Umdenk-Prozess in Gang zu setzen, kommen in den nächsten Jahren die Böden so unter Stress, dass damit sowohl die landwirtschaftlichen Lebensgrundlagen als auch die Wälder existenziell bedroht werden.

In acht Fachreferaten versuchten Franz Rösl, Dipl.-Ing. agr. Christoph Felgentreu, 3. Vorsitzender der IG gesunder Boden e. V., Jens Keim, Landwirt und Sprecher der IG gesunde Gülle, Dr. Stefan Hügel, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Mineralien-Kreislauf-Forschung GmbH, Bernhard Stock, Landwirt, Sarah Wiener, Unternehmerin und Mitglied des EU-Parlaments für die österreichischen Grünen, Dr. Gerhard Laukötter, promovierter Zoologe der NUA (Natur- und Umweltschutz-Akademie des Landes NRW), und Roswitha Walter, Leiterin der Arbeitsgruppe Bodentiere an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, ihr Wissen zur Restitution gesunder, humusreicher Böden mit hoher Wasseraufnahme und Wasserspeicherfähigkeit weiterzugeben.

Sarah Wiener sprach über gesunde Lebensmittel durch gesunde Böden, Dr. Gerhard Laukötter gab Unterricht, wie Bodendegradierungen und Bodenversiegelungen in Zeiten des Klimawandels verhindert werden könnten und ob das sehr artenreiche Bodenleben überhaupt reelle Überlebenschancen hat.

Dr. Stefan Hügel vermittelte praktisch anwendbares Know-how zur Rolle der Mineralien und Spurenelemente für die Pflanzengesundheit und Christoph Felgentreu informierte über das Stickstoffmanagement zur Vermeidung von Verlusten und zur Integration von Bodenverbesserungspflanzen aus der Hülsenfrüchtler-Pflanzenfamilie der Leguminosen (Schmetterlingsblütler). Zudem berichtete Landwirt Bernhard Stock über die praktischen Erfahrungen in der Bodenbewirtschaftung durch Walzen statt Spritzen mit dem Ziel einer alternativen Halmstabilisierung. Bei Roswitha Walter schließlich ging es um die vielseitigen Leistungen der Regenwürmer für die Bodenfruchtbarkeit und wie diese gefördert werden können.

CO2-Kompensation

Wenn man sich mit so breiter Brust für Ökologie, Nachhaltigkeit und Boden-/Klimaschutz einsetzt, darf natürlich auch ein Konzept zur Klimaneutralität in einer solchen Veranstaltung wie dem internationalen Bodentag nicht fehlen. Als ökologische Ausgleichsmaßnahme für die CO2-Klimabelastung (wie auch immer diese berechnet wurde) durch die An- und Abreisen der Tagungsteilnehmer ebenso wie die Online-Teilnahme sollen verschiedene Obstbäume in den Stadtgebieten von Neunburg vorm Wald und Regensburg gepflanzt werden. Ein Umwelt-Rechenprogramm der Ostbayerisch-Technischen-Hochschule Amberg/Weiden errechnet die Anzahl der Obstbäume, die als Äquivalent zum Kohlendioxid-Ausstoß im Frühjahr 2023 in die Erde gesetzt werden sollen. Die Obstbäume speichern über Jahrzehnte mittels Photosynthese das Kohlendioxid in der wachsenden Pflanze ein.

JK

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