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(GZ-1/2-2023)
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► Planfeststellungsunterlagen für Endabschnitt und Konverter eingereicht:

 

Tennet sieht Land bei Südostlink-Genehmigung

Übertragungsnetzbetreiber wie Tennet „kämpfen“ sich im Rahmen der angestrebten Energiewende beim dafür notwendigen Netzaus- und -umbau mühsam Kilometer für Kilometer von Nord nach Süd vorwärts, konfrontiert mit Protesten zahlreicher Bürger ebenso wie deren politischen Vertretern bis hinauf in die höchsten Ebenen. Da ist es schon mehr als eine Randnotiz wert, wenn für den südlichen Endabschnitt der 525.000-Volt-Gleichstromleitung Südostlink der finale Trassenverlauf im Raum Landshut südlich der Autobahn A92 und der Konverter-Standort in der Nähe des Solarparks Niederaichbach feststehen (Konverter wandeln Gleichstrom in Wechselstrom um). Die Wechselstrom-Anbindungsleitung zwischen Konverter-Standort und dem nahgelegenen Umspannwerk beim Kernkraftwerk Isar 2 soll ebenfalls unterirdisch in rund 1,5 Meter Tiefe erfolgen. Die entsprechenden Planfeststellungsunterlagen wurden kurz vor Weihnachten von Tennet offiziell der Bundesnetzagentur zur Genehmigung eingereicht.

Zur Information der Öffentlichkeit präsentierte Tennet ein maßstabgetreues Modell des geplanten Konverters. Erste Betrachter des Konvertermodells waren (von links): Hans Graf, Vizepräsident der IHK Niederbayern, Dieter Neubauer, Erster Bürgermeister der Gemeinde Essenbach, Dr. Jutta Krogull, Geschäftsführerin der vbw-Geschäftsstelle Niederbayern, Dr. Florian Herrmann, MdL, Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien sowie Leiter der Staatskanzlei, Thorsten Dietz, Direktor und Gesamtverantwortlicher aller Gleichstromprojekte bei Tennet, und Dr. Constantijn Steinhusen, Tennet-Projektdirektor für den Südostlink. Bild: Tennet 2022
Zur Information der Öffentlichkeit präsentierte Tennet ein maßstabgetreues Modell des geplanten Konverters. Erste Betrachter des Konvertermodells waren (von links): Hans Graf, Vizepräsident der IHK Niederbayern, Dieter Neubauer, Erster Bürgermeister der Gemeinde Essenbach, Dr. Jutta Krogull, Geschäftsführerin der vbw-Geschäftsstelle Niederbayern, Dr. Florian Herrmann, MdL, Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien sowie Leiter der Staatskanzlei, Thorsten Dietz, Direktor und Gesamtverantwortlicher aller Gleichstromprojekte bei Tennet, und Dr. Constantijn Steinhusen, Tennet-Projektdirektor für den Südostlink. Bild: Tennet 2022

Zur Bekräftigung der Wichtigkeit eines solchen Ereignisses ließ der Bayerische Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien sowie Leiter der Staatskanzlei Dr. Florian Herrmann (MdL) bei der dazu anberaumten Pressekonferenz in Essenbach keinen Zweifel daran, dass der Netzausbau in Bayern von größter Wichtigkeit für die Versorgungssicherheit der bayerischen Bevölkerung und Wirtschaft ist. Insbesondere die neue Stromautobahn Südostlink mit einer Gesamtkapazität von 4.000 Megawatt (entspricht der Leistung von etwa drei Kernkraftwerken Isar 2) ist ein wichtiges Energiewende-Zukunftsprojekt. Dass die bestehenden Widerstände dagegen voraussichtlich bzw. hoffentlich überwunden wurden, ist dem intensiven Engagement von Tennet zu danken. Entscheidend war und ist die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in den betroffenen Kommunen an den Planungen.

Einer der wichtigsten Gründe für die Befriedung und die Akzeptanz in der Bevölkerung war die Zusicherung, die gesamte Leitung vollständig unter die Erde zu verlegen. Ermöglicht hat das die 180-Grad-Drehung der damaligen schwarz-roten Koalition (Dank erheblichen Drucks aus Bayern), alle geplanten Gleichstrom-Trassen nicht mehr als Freileitungen, sondern vorrangig als Erdkabel verlegen zu lassen. Bis Ende 2015 wurde daraus über einen Regierungsbeschluss ein entsprechendes Gesetz.

Außen vor blieb der Preis, der für die Verkabelung der Gleichstromkabel von den Stromkunden zu bezahlen ist: schätzungsweise das Zwei- bis Dreifache gegenüber einer Freileitung. Bei den üblichen Höchstspannungsfreileitungen mit Wechselstrom liegen die Kosten sogar beim bis zu Sechsfachen. Dass die Netzkosten mit Segen der staatlichen Bundesnetzagentur vollständig auf die Stromkunden per Netzentgelte umgelegt werden können, die wiederum mit 19 Prozent Mehrwertsteuer beaufschlagt werden, erleichtern der Politik und den Netzbetreibern, sich für ihre Infrastrukturausbaupläne selbst zu feiern. Im Fall Südostlink gehen die Kostenschätzungen von etwa fünf Milliarden Euro aus (Stand vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine und der spätestens seitdem davonlaufenden Preissteigerungen).

Wichtiger Meilenstein

Thorsten Dietz, Direktor und Gesamtverantwortlicher aller Gleichstromprojekte bei Tennet, zeigte sich optimistisch, dass dieser wichtige Meilenstein für die Energiewende gleichbedeutend mit dem Einbiegen auf die Zielgerade für den Bau des Südostlinks ist. Im Lauf des Jahres 2023 sollen alle weiteren Trassenabschnitte in Bayern zur finalen Genehmigung bei der Bundesnetzagentur eingereicht werden. Wenn alles wie vorgesehen fortschreitet, könnte 2024 Baubeginn für die 270 Trassenkilometer in Bayern sein. Den errechneten Baufortschritt berücksichtigend könnte dann (mit rund fünf Jahren Verzögerung) ab 2027 der grüne Windstrom aus dem Norden und Osten der Republik nach Bayern fließen. So die derzeitigen Vorstellungen.

Finanzielle Einigung mit Eigentümern vonnöten

Dass sich Tennet auch noch mit zahlreichen Eigentümern finanziell einigen muss, über deren Grundstücke die rund 20 Meter breite Trasse für die vier Kabelleitungen verlaufen soll, ist ein offener Punkt. Ein weiterer ist, ob die Terminberechnungen von Tennet mit den immer noch rumorenden Widerständen korrelieren. In einer seltenen Melange aus NGO’s, Bürgerinitiativen und Politikvertretern aller Ebenen und Parteien bis hin zur Bayerischen Staatsregierung formierten sich seit Bekanntwerden der Netzausbaupläne 2013 Land auf Land ab die Proteste. Konsequenz: Wegen der Verkabelungsentscheidung und den damit verbundenen Neuplanungen verzögerte sich der Netzausbau um Jahre und die Kosten kannten nur einen Weg: nach oben. Zumindest in Parlament und Regierung herrscht inzwischen weitgehend Einigkeit im Befürworten des Südostlink-Projekts. Ob nach einem positiven Planfeststellungsbescheid die Hardcoregegner den Klageweg beschreiten, ist noch offen.

JK

 

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