(GZ-8-2023) |
► Netzprojekt: |
Planung der 110-kV-Kabelleitung Kleinschwabhausen – Oberbachern |
Rund 50 vom geplanten Netzausbau des Bayernwerks Betroffene folgten kurz vor Eröffnung des Planfeststellungsverfahrens der Einladung des Bayernwerks zum Onlinedialog. Angeboten wurden weitergehende Informationen zur 110.000-Volt-Kabelleitung im Landkreis Dachau zwischen den Umspannwerken Kleinschwabhausen, westlich von Markt Indersdorf, und Oberbachern, südlich von Schwabhausen.
Moderne Zeiten also auch in Sachen Bürgerdialog: Wegen der bevorstehenden Einreichung der Planfeststellungsunterlagen bei der Regierung von Oberbayern suchte die Bayernwerk Netz GmbH, eine 100-Prozenttochter der Bayernwerk AG, per Videoschalte den Onlinedialog mit Grundstückeigentümern bzw. -nutzern wie Land- und Forstwirten, die von der Netzausbaumaßnahme direkt betroffen sind. Eine weitere, dann Präsenzveranstaltung mit Betroffenen aus den Gemeindegebieten Bergkirchen; Markt Indersdorf; Schwabhausen war für Mitte April geplant.
Vorrangiges Ziel des Bayernwerks ist es, sich im Vorfeld mit den betroffenen Grundstückeigentümer gütlich über Dienstbarkeiten und Entschädigungsmodalitäten entlang der gut 18 Kilometer langen Kabelstrecke zu einigen. Das Entschädigungsthema war daher auch ein wesentlicher Punkt bei der Onlinepräsentation der Bayernwerksvertreter, wobei das „Un“-Wort „Enteignung“ von hartleibigen Grundeigentümern tunlichst vermieden wurde. Vielmehr referierte der Bayernwerk-Projektleiter Markus Schmitt ausführlich, auf welcher Basis (einer Vereinbarung zwischen dem Bayerischen Bauernverband und dem Bayernwerk) die Entschädigungen geleistet werden. Und wichtig: die landwirtschaftlichen Flächen können nach der Kabelverlegung weiter genutzt werden. Allerdings wird in den Grundbüchern für die beanspruchten Grundstücke eine Dienstbarkeit eingetragen, wofür die Eigentümer ebenso entsprechende Entschädigungszahlungen erhalten wie für nachweisliche Nachteile bei der Bewirtschaftung oder durch Ernteeinbußen.
Unter Berücksichtigung der in den vergangenen Jahren diskutierten Änderungswünsche hat das Bayernwerk die Planfeststellungsunterlagen bis zur Einreichungsreife fertiggestellt. Ende März wurden die Unterlagen für das rund 30 Mio. Euro teure Netzausbauprojekt bei der Regierung von Oberbayern eingereicht.
St. Floriansprinzip-Syndrom
Sollte das Planfeststellungsverfahren mit öffentlicher Auslegung der Unterlagen und Gutachten unter anderem zu Tier-, Natur-, Boden-, Wasser-, elektromagnetischem Strahlen-, Lärm- und Bodenerwärmungsschutz mit rund 1.600 Seiten und rund. 200 Plänen noch 2023 abgeschlossen werden, könnte bis Ende 2025 das 110.000-Volt-Hochspannungskabel den Betrieb aufnehmen. Im Rahmen der öffentlichen Auslegung besteht durchaus noch die Möglichkeit von Einsprüchen durch Betroffene; die Einsprüche müssten dann noch bearbeitet werden.
Natürlich gab es, wie bei praktisch allen größeren Netzausbauprojekten in Deutschland, in einer Art Affektreflex bei den von der Baumaßnahme Betroffenen das Aufpoppen des St. Floriansprinzip-Syndroms: „Energiewende selbstverständlich ja; auch Netzausbau sicher auch unbedingt notwendig: ABER nicht in meiner Nähe und schon gar nicht über meine Grundstücke“. In der Dagegen-Argumentation bilden sich dann bisweilen ungewöhnliche Allianzen. Dabei sollte doch der leistungsstarke Netzausbau als eine der tragenden Säulen der Energiewende gesellschaftlicher Konsens sein. Schließlich lautet das alltägliche politische Mantra ja, regenerativer Leistungszubau über Solar- und Windkraft auf Teufel komm raus, ausgenommen Wasserkraft.
Die Bayernwerk Netz GmbH als der Stromnetzbetreiber vor Ort ist gesetzlich verpflichtet, die entsprechenden technischen Voraussetzungen zur Aufnahme der Unmengen Regenerativstroms zu schaffen.
Ein solch wichtiges Netzprojekt ist die seit etwa acht Jahren „bearbeitete“ Hochspannungsverbindung zwischen den Umspannwerken Kleinschwabhausen (in Betrieb seit 2019) und Oberbachern. Dort könnte künftig die hohe Überschusserzeugung von Solarstrom (an sonnigen Feiertagen im Freistaat produzieren Solarkraftwerke mit der Leistung von gut 15 Kernkraftwerken nicht verwertbaren Strom) in das deutschlandweite 380.000-Volt-Höchstspannungsnetz des niederländischen Übertragungsnetzbetreibers Tennet abgegeben werden.
„Mit der neuen Kabelleitung und dem Umspannwerk Kleinschwabhausen ermöglichen wir, dass regional erzeugter Sonnenstrom überregional verteilt und verbraucht werden kann“, so Schmitt. Er betonte, dass für die Energiewende in Bayern das Stromnetz ausgebaut und verstärkt werden muss. Die Stromerzeugung erneuerbarer Energien, vor allem aus Photovoltaikanlagen, steigt seit Jahren stark an und liegt deutlich über der jährlich vor Ort verbrauchbaren Menge. Der Netzausbau soll dieses Problem beheben, in dem der Solarstrom auch zu weiter entfernten Kunden verteilt werden kann.
JK
Dieser Artikel hat Ihnen weitergeholfen?
Bedenken Sie nur, welche Informationsfülle ein Abo der Bayerischen GemeindeZeitung Ihnen liefern würde!
Hier geht’s zum Abo!