(GZ-8-2023) |
► Spatenstich zum Bau der deutsch-österreichischen 380.000-Volt-Höchstspannungsverbindung: |
Ein internationales Band höchstspannender Energie |
Bei so viel völkerverbindender Energie schwangen sogar Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Energieminister Hubert Aiwanger persönlich die Spaten zum offiziellen Baubeginn der internationalen 380.000-Volt-Freileitungsverbindung zwischen dem österreichischen Netzknoten Sankt Peter bei Braunau und dem Umspannwerk Simbach. Tatkräftig unterstützt wurden sie neben allerlei weiterer VIPs vom oberösterreichischen „Wirtschaftsminister“, Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner.
V.r.: Markus Achleitner, Wirtschaftslandesrat von Oberösterreich, Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, Ministerpräsident Dr. Markus Söder, Tim Meyerjürgens, Deutschland-Geschäftsführer der Tennet TSO GmbH, Gerhard Christiner, technischer Vorstand der Austrian Power Grid AG (APG), Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG. Bild: Tennet
Bauherr für den grenzüberschreitenden Abschnitt ist der Deutschlandableger des niederländischen Staatskonzerns Tennet, einem der vier Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland. Auf Seiten Österreichs ist die Austrian Power Grid AG (APG) als staatlicher Übertragungsnetzbetreiber Partner im Gemeinschaftsprojekt.
Aus der uneingeschränkten Betonung der Wichtigkeit dieses Leitungsprojekts seitens der bayerischen Staatsregierung konnte der geneigte Gast den sorgenvollen Blick von Söder und Aiwanger auf die schwindende Versorgungssicherheit im Freistaat erahnen. Deshalb müsse der Netzausbau endlich noch schneller Fahrt aufnehmen. Schließlich entfällt mit der Abschaltung des Kernkraftwerks Isar 2 Mitte April die letzte große, grundlastfähige Stromerzeugungseinheit im Freistaat – Folgen noch offen. Umso entscheidender für den Wirtschaftsstandort Bayern wird es deshalb sein, eine internationale Absicherung der bayerischen Grundversorgung über leistungsfähige Netzverbindungen ins nahe Ausland, wie Österreich, aufzubauen, die den wachsenden Stromhunger eines bayerischen Chemiedreiecks zuverlässig stillen kann. Hierfür sah Tim Meyerjürgens, Deutschland-Geschäftsführer der Tennet, sein deutsch-österreichisches Leitungsprojekt als prädestiniert an. Schließlich dienen die (nach wie vor von erheblichen Widerständen begleiteten) Netzbaumaßnahmen einer Tennet dem höheren moralischen deutschen Streben nach einer erfolgreichen regenerativen Energiewende.
Dem wollte Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner nicht nachstehen, ist doch die künftige Netzverbindung vor allem auch für Österreich eine gute Geschäftsgrundlage, über die billiger, weil nicht verbrauchbarer Solarstrom aus Bayern zum Füllen der Speicherseen österreichischer Pumpspeicherkraftwerke transportiert werden kann, um bei Bedarf den Strombedarf in oberösterreichischen und bayerischen Industrievierteln gesichert decken zu können. In Deutschland ist bei der vorherrschenden gesellschafts- und parteipolitischen Gemengelage nicht im Traum an den Bau solcher, für die erfolgreiche Energiewende essenzieller Großspeicher zu denken.
Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG, sieht in der neuen Höchstspannungsverbindung vor allem eine technisch dauerhaft belastbare sichere Netzanbindung an das europäische Verbundnetz, die Österreich einen wesentlich verbesserten Zugang zum europäischen Strommarkt und damit einen intensiven (gewinnbringenden) Stromaustausch ermöglicht.
Erster Planungsabschnitt
Die jetzt begonnene internationale 380.000-Volt-Höchstspannungsbrücke gehört zum ersten, 13,4 Kilometer langen (grenzüberschreitenden) Planungsabschnitt des fast 90 Kilometer langen Ersatzneubauprojekts zwischen Altheim an der Isar nahe Landshut und dem oberösterreichischen St. Peter. Die neue Höchstspannungstrasse mit zwei Leitungssystemen wird eine mehr als doppelt so hohe Übertragungskapazität haben und letztendlich die bestehende 220.000-Volt-Vierfachleitung aus den 1930er Jahren ersetzen. Je nach Genehmigungsfortgang erfolgt bis 2027 (so der Plan) der Bau in drei Abschnitten. Die Kosten auf bayerischer Seite, die größtenteils über die bei den Stromkunden erhobenen Netzentgelte refinanziert werden, belaufen sich nach aktuellem Stand auf rund 600 Millionen Euro. Die Österreicher sind mit weiteren rund 84 Millionen Euro dabei.
Für den jetzt laufenden, ersten Bauabschnitt wurde Mitte Januar 2023 von der Regierung von Niederbayern die Genehmigung erteilt. Um die Trassenführung auf deutscher Seite zwischen Tennet und den von „Naturschützern“ unterstützten Anwohnern wurde im vergangenen Jahrzehnt (wie üblich) heftig gestritten. Mit dem kostenintensiven Wunsch nach einer Erdverkabelung konnten sich die Gegner zum Wohle der Allgemeinheit nicht durchsetzen. Der erste Leitungsabschnitt führt über 39 Masten mit rund 80 Meter Höhe in großem Bogen um Simbach herum ins dortige Umspannwerk. Laut Tennet-Chef Meyerjürgens soll der erste Leitungsabschnitt noch in 2023 in Betrieb gehen, so dass die alte Leitung im Anschluss abgebaut werden kann.
JK
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