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(GZ-12-2023)
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► Friedhofsentwicklung:

 

Kommunales und kirchliches Erfolgsprojekt der Zukunft

„Campus Vivorum“ der Initiative „Raum für Trauer“ vor der Eröffnung
Erstes Experimentierfeld zum Friedhof der Zukunft soll Erkenntnisse zur besseren Unterstützung Trauernder vermitteln

 

Welche Voraussetzungen müssen in einer Kommune geschaffen werden, damit Menschen in Trauer die notwendige Unterstützung erhalten? Wie können Kommunen und Kirchen ihrer Fürsorgeverantwortung für Menschen in Lebenskrisen besser gerecht werden? Die Initiative „Raum für Trauer“, Süßen (Baden-Württemberg) , möchte eine Veränderung in der Wahrnehmung von und im Umgang mit der Trauer in der Gesellschaft erreichen. Hierbei kommt ihren Erkenntnissen zufolge den Friedhöfen eine besondere Rolle für das Wohlbefinden der Bürger zu. Diese könnte wiederum einen wesentlichen Einfluss auf die Zukunft der Friedhöfe selbst haben. Mit dem weltweit ersten Experimentierfeld zur Friedhofsentwicklung der Zukunft macht die Initiative ihre Anregungen nun zunächst der Fachwelt zugänglich, um einen gesellschaftlichen Wandel anzustoßen.

Campus Vivorum: Das Experimentierfeld zur Friedhofsentwicklung der Zukunft. Bild: Raum für Trauer
Campus Vivorum: Das Experimentierfeld zur Friedhofsentwicklung der Zukunft. Bild: Raum für Trauer

Welchen Beitrag können die Friedhöfe für das Wohlbefinden der Bürger leisten? Wohin sollten sie sich weiterentwickeln, um Trauernde im Sinne der Daseinsfürsorge von Kommunen und Kirchen besser unterstützen zu können? Wie müssen die Verantwortlichen Orte gestalten, die trauernde Menschen gerne und bewusst aufsuchen, um dort Erfahrungen machen zu können, die sie als heilsam empfinden?

Trauer Ausdruck verleihen

In den letzten Jahren hat die Initiative „Raum für Trauer“ erforschen lassen, ob und wie Friedhöfe diese Herausforderungen erfüllen können. Dabei wurde gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Psychologie, Soziologie, Trauer- und Trendforschung, Landschaftsarchitektur, Architektur und mit den Experten sämtlicher am Friedhof tätiger Berufe umfassendes Grundlagenwissen erarbeitet. Eine wesentliche Erkenntnis ist dabei, dass auch pflegefreie Gräber stärker als bisher gedacht als Trauerorte für Hinterbliebene gestaltet werden sollten. Viele Trauernde brauchen den Studien zufolge die Möglichkeit, ihrer Trauer direkt am Grab Ausdruck zu verleihen, damit sie sie nach und nach beruhigen und in liebendes Gedenken wandeln können.

„Raum für Trauer“ setzt die entsprechenden architekturpsychologischen Gestaltungsprinzipien jetzt in einem weltweit ersten Experimentierfeld zur Friedhofsentwicklung um: Im Süssener „Campus Vivorum“ sollen sie in Kürze erlebbar sein. Hier sollen sie Friedhofsverwaltern und allen anderen am Friedhof Tätigen Anregungen für eine zukunftsorientierte Entwicklung von Friedhöfen geben.

Der Campus Vivorum wird konsequent dem Gedanken des „heilsamen Trauerns“ folgend gestaltet. Er wird Lösungen vorstellen, die sich auch bei pflegefreien Gräbern an den Bedürfnissen der Hinterbliebenen orientieren – ihnen beispielsweise die Möglichkeit geben, persönliche Grüße direkt am Beisetzungsort abzulegen. Durch die Ausgestaltung unterschiedlicher Bereiche sollen sich Trauernde auf Friedhöfen eingeladen und verstanden fühlen. So zeigt der Campus Vivorum „Räume des Abschiednehmens“ mit Beisetzungsorten, die ein selbstbestimmtes Handeln ermöglichen, jedoch keine Verpflichtungen beinhalten. Sie werden ergänzt von Bereichen des Erinnerns, des Begegnens sowie der Beobachtung und des Erlebens der Natur. „So wird der Friedhof der Zukunft ein akzeptierter und wertgeschätzter Bestandteil der kommunalen Infrastruktur und erhält die Chance, wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Wie das geht, zeigen wir mit dem Campus Vivorum“, kündigt der Sprecher der Initiative Günter Czasny an.

Initiative „Raum für Trauer“

Die Initiative „Raum für Trauer“ entstand unter Federführung der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. in Kooperation mit Institutionen, Gewerken, Vereinen und Verbänden der Trauer-, Bestattungs- und Friedhofskultur. Das Familienunternehmen Strassacker, das sich als Kunstgießerei schon seit über 100 Jahren intensiv mit der Trauer- und Erinnerungskultur beschäftigt, hat mit unterschiedlichen Aktionen und Maßnahmen wie auch Forschungsprojekten mit dazu beigetragen, die Initiative zu entwickeln und zu realisieren.

Programm und Anmeldung

Die Eröffnung des Campus Vivorum findet am 29. und 30. Juni sowie am 1. Juli 2023 statt. Kommunale Entscheider, wie Friedhofsverwalter, sind für den 29.6. eingeladen (Programm und Anmeldung: https://raum-fuer-trauer.de/eroffnung-vivorum).

Vertreter aller am Friedhof tätigen Berufe sind für die Zukunftstage am 30.6. und 1.7. nach Süßen eingeladen. (Programm und Anmeldung: https://raum-fuer-trauer.de/zukunftstage). Der Eintritt ist frei.

Hintergrund

Die Initiative „Raum für Trauer“ stützt sich auf Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Arbeiten zu den Themen Trauer, Trauerverarbeitung und Trost. Diese sind u.a. in dem Buch „Raum für Trauer“ zusammengefasst. Es ist, ebenso wie die „Acht Thesen zur Trauerkultur im Zeitalter der Individualität“ von Matthias Horx, über www.raum-fuer-trauer.de zu beziehen. Zu den Projekten der Initiative zählt auch die Online-Plattform www.trauer-now.de bzw. @trauernow.

 

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