(GZ-13-2023 - 6. Juli) |
► Bayerischer Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden e.V.: |
Artenvielfalt in bayerischen Gewinnungsstätten |
Gewinnungsstätten wie Steinbrüche und Gruben dienen in Bayern nicht nur der regionalen Versorgung mit Rohstoffen. Sie sind darüber hinaus Heimat für zahlreiche Vogelarten und Amphibien. Darunter befinden sich auch bedrohte Arten, zu deren Erhalt die Gewinnungsstätten sogar beitragen können. Denn in unserer einseitigen und immer dichter besiedelten Kulturlandschaft finden vor allem die sogenannten Spezialisten kaum mehr Lebensräume, die ihrer Lebensweise entsprechen.
Vor allem konkurrenzschwache Arten wie die Gelbbauchunke, die dynamische Flussauenbereiche oder Kleinstgewässer einst ihr Zuhause nannten, finden in den mit wassergefüllten Senken und Fahrspuren der Abbaufahrzeuge wertvolle Ersatzlebensräume. Bild: Rohrbach, BIV
„Ohne entsprechende Rückzugsorte haben einige Amphibien und Vogelarten bei uns in Bayern kaum eine Chance zu überleben. Aber: Dass es diese Überlebensräume noch gibt und wir sie gezielt steuern können, beweist das einzigartige Artenschutzprojekt ‚Natur auf Zeit‘“, betont Dr. Andreas von Lindeiner, Landesfachbeauftragter für Naturschutz des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz e.V. (LBV). „Was auf den ersten Blick nicht zueinander passen mag, ist auf den zweiten Blick wertvoll. Der Eingriff in die Landschaft ist in unserem Fall eine absolute Win-Win-Situation für Artenschutz und Industrie. Wir gewinnen Rohstoffe und schaffen gleichzeitig und auf natürliche Weise wertvolle Überlebensräume für bedrohte Arten“, ergänzt Dr. Bernhard Kling, Geschäftsführer des Bayerischen Industrieverbandes Baustoffe, Steine und Erden e.V. (BIV).
Naturparadiese aus Menschenhand
Untersuchungen im Auftrag des BIV und des Bayerischen Landes amtes für Umwelt ergaben, dass landesweit 123 Vogelarten in den Rohstoffgewinnungsstätten zu Hause sind. Mehr als 40 Prozent davon sind in ihrem Bestand bedroht und werden in der Roten Liste des Freistaats geführt. Es hat sich gezeigt, dass nur durch Artenschutzprogramme, wie dem gemeinsamen Kooperationsprojekt „Natur auf Zeit“ des BIV, des LBV, der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Bergbau- und Mineralgewinnungsbetriebe e. V. (ABBM) und der Naturschutzbehörden, bedrohte Arten von entsprechenden Listen genommen werden konnten.
Vor allem konkurrenzschwache Arten, die dynamische Flussauenbereiche oder Kleinstgewässer einst ihr Zuhause nannten, finden in den mit wassergefüllten Senken und Fahrspuren der Abbaufahrzeuge wertvolle Ersatzlebensräume. Sie sind weitgehend frei von Vegetation und natürlichen Feinden und bieten aufgrund ihrer flachen Struktur Idealbedingungen. An genau diese extremen Lebensräume sind viele heimische Pionierarten perfekt angepasst. Etwa 30 Prozent der Laubfrösche in Bayern laichen in und rund um die Kiesgruben. Bei den Wechselkröten sind es sogar ganze 66 Prozent.
„Es ist für uns alle ein großes Glück, dass in diesem Fall die Industrie und der Naturschutz nahezu automatisch Hand in Hand arbeiten, ohne dass sich die eine oder andere Seite einschränken muss. Im Gegenteil: Der Artenschutz profitiert von den Umständen, die durch die Gewinnung von Rohstoffen in Bayern geschaffen werden“, so von Lindeiner.
Etwa die Hälfte aller Uhu-Bruten in Bayern sind in Steinbrüchen zu finden. Bereits während der Abbauphasen nisten sich die Uhupaare an unzugänglichen Stellen wie Felsvorsprüngen oder Gesteinspodesten ein. Diese Orte sind in den Gewinnungsstätten vorhanden – auch nach dem aktiven Abbau. Den Tieren kann bereits frühzeitig bei der Suche nach geeigneten Brutplätzen geholfen werden, weiß Dr. Andreas von Lindeiner: „Statt das Material glatt abzutragen, graben viele Steinbruchbetreiber Nischen in die Felswand. Je mehr solche potenziellen Brutplätze vorhanden sind, desto leichter finden Uhupaare neue Nistmöglichkeiten.“
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