(GZ-17-2023 - 14. September) |
► Bayerische Abfall- und Deponietage in Augsburg: |
Aktuelles aus Kreislaufwirtschaft und Deponietechnik |
Gemeinsam mit den Kooperationspartnern Bayerisches Landesamt für Umwelt, AU Consult GmbH und bifa Umweltinstitut GmbH veranstaltete das Kumas Umweltnetzwerk im Kongress am Park in Augsburg die 24. Bayerischen Abfall- und Deponietage. Die seit 1998 etablierte Veranstaltungsreihe richtet sich mit aktuellen Fragestellungen der Kreislaufwirtschaft und Deponietechnik an Anlagenbetreiber, entsorgungspflichtige Körperschaften, Genehmigungsbehörden, Fachbüros und Fachanwälte. Begleitet wurde der zweitägige Kongress von einer Fachausstellung, in der sich branchenspezifische Unternehmen und Dienstleister den Teilnehmern präsentierten.
In seinem Grußwort wies Umweltminister Thorsten Glauber darauf hin, dass ökonomische Stärke und ökologisches Verantwortungsbewusstsein im Freistaat Bayern Hand in Hand gingen. Blicke man in die Zukunft, blieben Schadstoffeliminierung, Abfallhygienisierung und Restabfallentsorgung auch weiterhin die wichtigen Grundpfeiler einer auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit ausgerichteten Abfallwirtschaft.
Hierfür wird Glauber zufolge auch künftig eine moderne Entsorgungsinfrastruktur mit ausreichenden Kapazitäten benötigt. Denn sie bilde die Grundlage für das ambitionierte Ziel einer umfassenden Kreislaufwirtschaft, in der Produkte wiederverwendet und Rohstoffe konsequent im Kreislauf gehalten werden sollen. Dies könne nur gelingen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen und bereits am Beginn der Wertschöpfungskette die Entsorgung mitdenken. Dies bedeute vor allem auch, Produkte so zu konzipieren, dass sie nach ihrer Nutzung einfach und schadstofffrei recycelt werden können.
Mit Blick auf das Thema Entsorgungssicherheit wurde im Rahmen des zweitägigen Kongresses darauf hingewiesen, dass die thermische Abfallbehandlung in
der Hygienisierung und Inertisierung von nicht weiter verwertbaren Siedlungsabfällen eine wichtige Rolle spiele. Bei der Verbrennung entstünden jedoch Rauchgase mit hohen, umweltschädlichen Belastungen, die in nachgeschalteten Rauchgasreinigungsstufen gereinigt werden müssen. Die Anforderungen der einschlägigen Verordnung, der 17. BImSchV, stellten die Anlagenbetreiber dabei vor große Herausforderungen und so könnte eine Gasmangellage negative Auswirkungen auf die Einhaltung von Temperaturgrenzen und Grenzwerten haben.
In einem Betriebsversuch unter Begleitung der Fachbehörden konnte nachgewiesen werden, dass das Anfahren von Abfallheizkraftwerken bei einer Gasmangellage auch mit anderen Brennstoffen wie etwa unbelastetem Holz unter Einhaltung der Grenzwerte grundsätzlich möglich ist. Demzufolge kann die Entsorgungssicherheit auf diese Weise bei kurzfristiger Mangellage sichergestellt werden.
Textilrecycling
Stichwort Textilrecycling und EU-Textil-Agenda 2030: Textilien als ständige Begleiter in Kleidung und Möbeln, in medizinischer Ausrüstung und Schutzausrüstung sowie in Gebäuden und Fahrzeugen wirken sich auch zunehmend auf die Umwelt aus. In der EU ist der Verbrauch von Textilien nach Lebensmittelherstellung, Wohnungsbau und Mobilität der viertstärkste Umwelt- und Klimafaktor. In puncto Wasserverbrauch und Landnutzung steht er an dritter Stelle, bei Rohstoffen und Treibhausgasemissionen an Fünfter.
Bei genauerer Betrachtung des gesamten Lebenszyklus von Textilerzeugnissen wird deutlich, dass Textilien anders hergestellt und verbraucht werden müssen als heute. Die weltweite Textilproduktion hat sich zwischen den Jahren 2000 und 2015 verdoppelt. In der EU werden jährlich rund 5,8 Mio. Tonnen Textilien entsorgt, das entspricht ca. 11,3 kg pro Person und Jahr. Andererseits ist die Textil- und Bekleidungsindustrie mit rund 1,5 Millionen Europäern ein wichtiger Arbeitgeber.
Textilien müssen also haltbarer, umweltfreundlicher hergestellt und besser recycelt werden können. Aktuelle Trends und Entwicklungen im Bereich des Textilrecyclings stellte Thomas Böschen von der „Texaid“ aus Darmstadt vor. Nach der Erfassung gebrauchter Textilien werde es zunächst um werkstoffliches Recycling, sprich Faser zu Faser, gehen. Fernziel könnte aber auch die Erzeugung von Wasserstoff in besonderen Verfahren sein, die grundsätzlich zur Behandlung von sortenreinen Abfällen zur Verfügung stehen.
Die von der EU formulierten Anforderungen an die Textilindustrie, aber auch an die Verbraucher sind herausfordernd und bedürfen einer genauen Analyse, um die entsprechenden Technologien an geeigneten Standorten zur Verfügung zu stellen. Augsburg hat hier mit der Modellwerkstatt des Instituts für Textiltechnik Augsburg gGmbH und der Lage an der A8 beste Voraussetzungen. Auch die Zukunftsvision „Wasserstoff aus Textilien“ ließe sich mit den am Ort ansässigen Kompetenzträgern entwickeln.
Güteüberwachung von Sekundärbaustoffen
Die Güteüberwachung von Sekundärbaustoffen (= mineralische Ersatzbaustoffe) wird laut Stefan Schmidmeyer (Baustoff Recycling Bayern e.V.) mit der neuen Ersatzbaustoffverordnung (EBV) ab dem 01.08.2023 zum gesetzlichen Standard für die Herstellung, das Inverkehrbringen und die Anwendung von Sekundärbaustoffen. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat Baustoff Recycling Bayern das QUBA-Qualitätssiegel mit entwickelt, das eine zuverlässige Güteüberwachung und Zertifizierung für den erfolgreichen Einsatz von Sekundärbaustoffen sicherstellt. Erstere dürfe jedoch nicht nur auf die Umweltverträglichkeit reduziert werden. Wie bei allen Baustoffen und Bauprodukten sei es unabdingbar, dass insbesondere auch die bautechnischen Eigenschaften in Abhängigkeit vom geplanten Einsatzzweck bestimmt werden, betonte Schmidmeyer.
Den Regelungen kommt besondere Bedeutung zu, da Bau- und Abbruchabfälle den mengenmäßig größten Abfallstrom in Deutschland darstellen. Im Jahr 2018 waren dies nach Angaben des Statistischen Bundesamts rund 228 Mio. Tonnen. Im Vergleich dazu machten Siedlungsabfälle lediglich 50 Mio. Tonnen aus.
Aktuelle Entwicklungen im Deponierecht und in der Deponietechnik bildeten den Schwerpunkt des zweiten Veranstaltungstages. Der Natur- und Artenschutz gewinnt in diesem Bereich zunehmend an Bedeutung. So genießen Flora- und Fauna-Habitate, aber auch einzelne, am Standort vorkommende Populationen besonderen Schutz, der bei der Planung und Bau zu gewährleisten ist. Der fachgerechte Umgang mit Sickerwasser und Deponiegas waren weitere Schwerpunkte der Tagung.
Momentan sind an 22 Standorten Deponievolumina für Deponien der Klassen I und II in Planung oder im Bau. Davon sind elf Standorte Deponien oder Deponieabschnitte der DK-I, insgesamt rund 8 Mio. m3, und elf Standorte der DK-II, insgesamt rund 6 Mio. m3, zuzuordnen. Die Standorte sind flächenhaft über alle Regierungsbezirke verteilt. Dabei handelt es sich teilweise um Vorplanungen, für die noch Planfeststellungs- oder -genehmigungsverfahren durchzuführen sind.
DK
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