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(GZ-18-2023 - 28. September)
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► Solarregion Freisinger Land:

 

Energiewende macht kleine Fortschritte

Aktualisierte Auflage der Strombroschüre vorgelegt

 

Die Folgen des Klimawandels wirken global, viele Handlungsmöglichkeiten liegen aber in kommunaler Hand. Der Landkreis Freising und seine Gemeinden stellen sich dieser Herausforderung: Sie halten an ihrem Ziel fest, den gesamten Landkreis spätestens bis zum Jahr 2035 ausschließlich mit erneuerbaren Energien zu versorgen.

Laut Landrat Helmut Petz wird der Fuhrpark sukzessive auf E-Mobilität umgestellt. Um möglichst viele Bürgerinnen und Bürger zum Umsteigen zu bewegen, soll der ÖPNV noch attraktiver gestaltet werden, beispielsweise durch ein Rufbus-System, das mit dem MVV getestet wird. Zudem sei der Bau einer schnellen Alltags-Fahrradverbindung zwischen Freising und Garching durch eine attraktive Förderzusage des Ministeriums in greifbare Nähe gerückt.

PFiFFiG-Studie

Bei der Umsetzung der Energiewende unterstütze der Landkreis Freising auch die Landkreisgemeinden nach Kräften, etwa durch Potenzialflächenanalysen für Photovoltaik und Windenergie, berichtet Petz. Die bei der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf beauftragte sog. PFiFFiG-Studie zeige, dass im Landkreis viele Flächen vorhanden sind, auf denen die Installation von Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen natur- und landschaftsverträglich gestaltet werden oder sogar eine ökologische Aufwertung bewirken kann. Dank einer weiteren Potenzialflächenanalyse wüssten die Gemeinden nun auch, wo sie Windenergieflächen ausweisen können. Aktuell werde auch überlegt, „wie wir auf Kreisebene eine noch aktivere Rolle bei der Energieplanung und -erzeugung und beim Bau von Energieleitungen spielen und die Wertschöpfung in der Region halten können“.

Das Fundament für all diese Aktivitäten liefert die Solarregion Freisinger Land mit der überarbeiteten Neuauflage ihrer Broschüre „Strom aus Erneuerbaren Energien im Landkreis Freising“ (Autoren: Andreas Henze und Raimund Becher):

https://www.kreis-freising.de/fileadmin/user_upload/Aemter/Energiewende/Startseite/Aktivitaeten/Broschuere_Strom_aus_EE_im_LK_FS_2023_Daten_2021.pdf

Die Publikation vermittelt der Politik, aber auch interessierten Bürgerinnen und Bürgern ein aktuelles Bild von der Energiewende im Landkreis und stellt eine wichtige Arbeitsgrundlage für ihre weitere Gestaltung dar.

2021 wurden 77,7 Prozent des Landkreis-Stromverbrauchs von Erneuerbaren Energien gedeckt. Dies ist ein Plus von 15 Mio. kWh gegenüber 2020. Dabei wurden 457.000 Tonnen CO2 vermieden. Trotz schlechter Witterung stieg die EE-Einspeisung von PV-Strom in diesem Zeitraum um 5 Prozent (Anteil am Verbrauch: 24,2 Prozent). Mit 223 Mio. kWh (+28 Mio.) eroberte die Wasserkraft den Spitzenplatz (27,4 Prozent) zurück. Ihre Stromproduktion lag etwa beim Mittel von 2008 bis 2021. Die Bioenergie kam 2021 auf 24,9 Prozent und nahm damit um mehr als 10 Prozent ab. Der Anteil am Verbrauch der Wind-
energie betrug 1,2 Prozent.

Stromnachfrage nimmt zu

Nach Angaben des Solarregion-Teams wäre eine weitere Reduktion des Stromverbrauchs technisch möglich, sei jedoch erfahrungsgemäß nur in kleinen Schritten umsetzbar, zumal die Einwohnerzahl im Landkreis Freising bis 2040 auf rund 192.000 steigen soll. Auch die stark zunehmende Zahl an Elektrofahrzeugen aller Art und Wärmepumpen werde die Stromnachfrage erhöhen. Größere EE-Ausbaupotenziale seien nur bei Photovoltaik und Windenergie vorhanden. Die Stromerzeugung aus Photovoltaik könne durch multifunktionale Freiflächenanlagen sowie Dach- und Parkplatzanlagen rasch stark gesteigert werden. Strom aus Bioenergie und Wasser seien dagegen weitgehend ausgeschöpft, schwankten von Jahr zu Jahr und nähmen durch den Klimawandel tendenziell ab.

Bei Windkraftanlagen sei aufgrund langer Realisierungszeiten ein schneller Einstieg in den Ausbau notwendig. Bei den Bioenergien könnten Kurzumtriebsplantagen und Agroforstsysteme ausgeweitet werden. Die Altholznutzung wäre nur durch noch höhere Holzimporte zu steigern. Ein Zubau der Wasserkraft sei nur minimal möglich. Welche Potenziale die Geothermie (z.B. für Wärmenetze) haben könnte, ist aus Expertensicht weiterhin ungeklärt.

Um künftige Engpässe zu vermeiden, müssten Stromnetze und -speicher unverzüglich ausgebaut werden. Bis zu einer regenerativen Vollversorgung sei es noch weit. Von 2008 bis 2021 stieg die Solar- und Windstromerzeugung um 186 Mio. kWh. Für eine vollständige Dekarbonisierung seien ca. 225 Prozent des Strombedarfs von 2019 notwendig. Dafür würden bis 2035 zusätzliche 1.222 Mio. kWh Solar- und Windstrom benötigt, da andere Erneuerbare Energien allenfalls kleine Zusatzmengen beitragen bzw. rückläufig sein werden.

„Insgesamt haben wir also in der Hälfte der Zeit erst ein Siebtel des notwendigen Zubaus geschafft. Umgerechnet bräuchten wir 87 Mio. kWh Zunahme pro Jahr oder 50 Mio. kWh pro Gemeinde. Daher ist es zu begrüßen, dass Landkreis und Gemeinden gezielte politische, planerische und unternehmerische Impulse setzen. Das wirtschaftliche Potenzial ist angesichts gestiegener Strompreise erheblich und weist entsprechende Arbeitsplatzeffekte auf“, heißt es in der Publikation.

2021 ist die EE-Quote in neun Gemeinden gestiegen und in 15 Gemeinden gesunken. Die regionale Dynamik klafft weiterhin auseinander. Mit dem Prädikat „100 Prozent“ dürfen sich aktuell die Gemeinden Gammelsdorf, Haag a. d. Amper, Kranzberg, Rudelzhausen, Wang, Zolling, Attenkirchen, Fahrenzhausen, Hohenkammer, Kirchdorf, Moosburg a. d. Isar und Paunzhausen schmücken. Die Gemeinde Gammelsdorf produziert inzwischen 6,5mal so viel Solarstrom wie sie verbraucht. Zahlreiche weitere ländliche Gemeinden hätten das Potenzial hierfür und erhalten auf Wunsch Beratung und Unterstützung vom Landratsamt, von den Organisationen der Solarregion sowie von der Bundesförderung für effiziente Gebäude BEG.

DK

 

 

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