(GZ-23-2023 - 7. Dezember) |
► Bayerischer Heilbädertag in Bad Wörishofen: |
Chancen für den Gesundheitstourismus |
Der 77. Bayerische Heilbädertag hat sich in Bad Wörishofen für die Folgen des weltweiten Klimawandels gewappnet, der auch die bayerischen Heilbäder und Kurorte trifft. Vor rund 120 Vertreterinnen und Vertretern aus 47 Heilbädern und Kurorten verwies der Vorsitzende des Bayerischen Heilbäder-Verbandes, Landrat Peter Berek darauf, „dass der Klimawandel bei unserer Weiterentwicklung eine zentrale Rolle spielt. Wir müssen uns darauf einstellen.“
Berek zufolge „haben unsere Heilbäder und Kurorte bereits jetzt verschiedene Gesundheits- und Präventionsprogramme für Herz-Kreislauf-Beschwerden und individuelle Angebote auch für die ältere Generation. Diese Programme gilt es zu verfeinern.“ Auf den Prüfstand müsse auch die Infrastruktur in den Heilbädern und Kurorten. „Ein Kurpark allein reicht längst nicht mehr. Wir müssen Aspekte wie mehr Verschattungen oder Trinkwasserspender, aber auch unsere gesamte Kommunikation überarbeiten. An Mut und Engagement fehlt es uns dabei nicht.“
Chancenreiche Zukunft
Wie Tourismusministerin Michaela Kaniber in ihrer Festrede darlegte, stünden die bayerischen Heilbäder und Kurorte vor einer chancenreichen Zukunft. Das Gesundheitsbewusstsein der Menschen habe zugenommen, ebenso die Bereitschaft, in die eigene Gesundheit zu investieren. Die Altersstruktur in der Gesellschaft und das Entstehen neuer Krankheitsbilder führten zu einer steigenden Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen.
Noch unter der alten Bundesregierung sei aufgrund gesetzlicher Änderungen die ambulante Badekur wieder zu einer kassenfinanzierten Pflichtleistung geworden. Dafür habe sich der Freistaat Bayern lange eingesetzt. Auch davon könnten die Kurorte und Heilbäder profitieren. Auch geht Kaniber davon aus, dass mit fortschreitendem Klimawandel für viele Gäste klimatisch gemäßigte Destinationen an Attraktivität gewinnen. Ein Automatismus für wirtschaftliches Wachstum wohne diesen insgesamt günstigen Rahmenbedingungen freilich nicht inne, so die Ministerin: „Die Orte müssen sich kontinuierlich weiterentwickeln, in ihre Infrastruktur investieren, neue Produkte und Angebote schaffen und mit einem zeitgemäßen digitalen Marketing sowohl Stammgäste wie auch neue Zielgruppen begeistern.“
Strukturen professionalisieren
In dasselbe Horn stieß der neue Geschäftsführer des Verbandes und der neu gegründeten „Gesundes Bayern Tourismus Marketing GmbH”, Frank Oette. Sein Ziel ist es, die Strukturen im Verband weiter zu professionalisieren und die Marke ‚Gesundes Bayern‘ zu stärken. Zentrales Thema sei dabei die Entwicklung neuer innovativer gesundheitstouristischer Angebote.
Zunahme von Hitzetagen
Mit Blick auf den weltweiten Klimawandel stellte Dr. Michael Bischof vom Institut für Ökomedizin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg fest: „Je nach zugrundeliegendem Klimaszenario kann es eine Zunahme zwischen 11 und 36 Hitzetagen pro Jahr bis zum Jahr 2085 geben. Dies ist eine enorme Belastung für das Herz-Kreislaufsystem der Menschen, egal ob bei Einheimischen oder Gästen.“ Insbesondere für Menschen über 60 Jahre sei damit ein großes gesundheitliches Risiko verbunden.
Als mögliche Anpassungsmaßnahmen empfahl Bischof den Heilbädern und Kurorten u.a. Hitzeschutzpläne, Verschattungen und Trinkwasserspender im öffentlichen Raum sowie geänderte Öffnungszeiten bzw. Outdoor-Angebote zu Tagesrandzeiten. Außerdem sollten Heilbäder und Kurorte mit eigenen Klimastrategien und durch zielgruppenspezifische Angebote die Themen Gesundheit und Klimawandel mutig angehen.
Verbandsjubiläum
Für den Bayerischen Heilbäderverband war der diesjährige Heilbädertag mit einem Jubiläum verbunden: Vor 75 Jahren, am 1. März 1948, wurde der größte Landesverband des deutschen Kur- und Bäderwesens gegründet. Gut ein Viertel aller jährlichen Gästeübernachtungen in Bayern entfallen auf Heilbäder und Kurorte. Diese Orte sind nicht nur wichtige Kompetenzzentren für Gesundheitsversorgung, sondern auch wichtiger Bestandteil des bayerischen Gesundheitssystems. Mit rund 100.000 Arbeitsplätzen und einer jährlichen Bruttowertschöpfung von mehr als 4,5 Milliarden Euro stellen die Kurorte und Heilbäder in ihren Heimatregionen im ländlichen Raum darüber hinaus einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar.
DK
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