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(GZ-21-2016)
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► ConSozial 2016 in Nürnberg:
 
Soziale Marktwirtschaft 4.0
 
„Soziale Marktwirtschaft 4.0“ lautete das Motto der diesjährigen ConSozial im Messezentrum Nürnberg. Zwei Tage lang präsentierten sich über 240 Aussteller auf einer Fläche von über 4.300 Quadratmetern den über 5.700 Besuchern - 700 mehr als im Jahr zuvor. Zudem beschäftigte sich ein Kongress zwei Tage lang mit den unterschiedlichsten Aspekten der Digitalisierung: Einsatzmöglichkeiten, Risiken und Herausforderungen.

ConSozial 2016 Nürnberg

Sozialministerin Emilia Müller (r.) beim Messerundgang.

Bayerns Sozialministerin Emilia Müller erinnerte daran, „dass technische Innovationen künftig Pflegern, Bewohnern und Angehörigen, aber auch den Sozialmanagern den Alltag erleichtern werden. Aber auch hier muss Maß und Mitte gefunden werden. Denn so hilfreich die neue Technik ist, sie kann den Menschen, seine Empathie, seine Mitmenschlichkeit nicht ersetzen.“ Auch in Zeiten der zunehmend digitalen Informationsbeschaffung und -vernetzung komme menschlichen Begegnungen und direkten Kontakten ein eigener Charme zu, der durch nichts zu ersetzen sein wird, hob  Müller hervor.

Kritik an Bundesteilhabegesetz

Die Ministerin erneuerte auf der ConSozial auch ihre Kritik am neuen Bundesteilhabegesetz. Der Entwurf sieht zahlreiche Änderungen vor, den Menschen mit Behinderung ein besseres Leben zu ermöglichen. Derzeit kann es aber auch zu Verschlechterungen kommen, besonders für Menschen mit Behinderung in stationären Einrichtungen. „Unser Ziel ist es, das Leben der Menschen mit Behinderung zu verbessern. Verschlechterungen werden wir nicht zulassen. Vor kurzem haben wir dementsprechende Anträge in den Bundesrat eingebracht“, erläuterte die Ministerin.

Wie kann die Soziale Marktwirtschaft als idealer Rahmen auf der Höhe der Zeit gehalten werden, um den digitalen Wandel in eine innovative, wettbewerbsfähige und humane Arbeitsgesellschaft zu übersetzen? Diese Frage wurde aus den Blickwinkeln der Bundesagentur, der Arbeitgeber und Arbeitnehmer sowie der Wissenschaft diskutiert.

Ein weiteres wichtiges Thema ist Bildung. Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, Senior Professor für Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsforschung an der Hertie School of Governance in Berlin, regte mit seinem Vortrag „Bildung 4.0 – Der lange Weg zur Chancengleichheit“ zum kritischen Nachdenken an. Sein Vortrag thematisierte, inwiefern die soziale Herkunft für die Entwicklung sozialer Kompetenzen und den Bildungserfolg der Kinder ausschlaggebend ist. Eine Intensivierung der frühkindlichen Bildungsmaßnahme mit Blick auf die digitale Revolution gilt als Lösungsansatz.

Damit war dieser Vortrag zugleich auch der passende Einstieg in den KITA-Kongress der ConSozial unter dem Motto: „Zukunft KITA: Gemeinsam Vielfalt leben“. Fünf Entwicklungsimpulse, die sich unter anderem mit den Themen Migration, Einsatz digitaler Lernmethoden sowie gleichberechtigte Bildungschancen befassten, gaben dem KITA-Kongress Raum für neue Ideen und Denkanstöße. Begleitet wurde der Kongress von der Fachmesse mit Kita-Ausstellern sowie Produkten und Dienstleistungen rund um die Kita-Welt.

Digitale Medien in der KITA

Der Vortrag „Kinder zwischen Matschhose und Tablet – Kreativer Einsatz digitaler Medien in der KITA“ thematisierte das Aufwachsen von Kindern in der Mediengesellschaft. Gleichzeitig brauchen sie aber ganzheitliche Erfahrungen, um die Welt um sich herum zu begreifen. Was fasziniert Kinder an digitalen Medieninhalten und wie können diese für Bildungs- und Lernprozesse sinnvoll genutzt werden? Anne Müller, Erzieherin sowie Bildungs- und Medienwissenschaftlerin, stellte neue Wege im Umgang mit Lernspiel-Apps vor. Anhand von Beispielen wurde aufgezeigt, wie Kinder digitale Medien nutzen können, um selbst aktiv zu konstruieren und Einfälle und Gedanken zu realisieren.

Fachausstellung

Ebenfalls wichtiger Bestandteil der ConSozial war auch heuer die begleitende Fachausstellung, wiederum ein Alleinstellungsmerkmal dieser Veranstaltung. Traditionell bildeten die Aussteller mit maßgeschneiderten IT-Lösungen für Einrichtungen im sozialen Bereich einen Schwerpunkt. Dies ist insofern von Bedeutung, als Institutionen in der Sozialbranche allein von der Zahl der Mitarbeiter und Beschäftigten mittlerweile oft großen Industrieunternehmen gleichen und entsprechende Software zu deren Verwaltung benötigen.

Eine Vielzahl der Aussteller nutzte die ConSozial auch, um Menschen für ihre Einrichtung zu gewinnen. Fachkräfte in der sozialen Arbeit können es sich mittlerweile aussuchen, wo sie arbeiten möchten und so versucht jede Einrichtung auf ihre jeweiligen Stärken aufmerksam zu machen. Nicht umsonst gilt die ConSozial als einzigartig: Sie ist Deutschlands größte KongressMesse für Fach- und Führungskräfte in der Sozialbranche.

Fach-Forum des Bayerischen Bezirketags

Das Fach-Forum des Bayerischen Bezirketags wurde in diesem Jahr vom Bezirk Unterfranken ausgerichtet. „Technik für alle. Die digitalisierte Welt für Menschen mit Behinderung“ lautete das Motto, unter das
der Bezirk seinen Auftritt stellte.

Inklusion im Mittelpunkt

Wie Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel in seinem Einführungsvortrag betonte, sei Unterfranken bereits mit vielfältigen Erfahrungen vor allem im Bereich der Inklusion ausgestattet, die im Mittelpunkt des Fach-Forums stand. Es gebe eine Inklusionsbeauftragte, ebenso verleihe man seit 2015 einen eigens geschaffenen Inklusionspreis. Eine Botschaft sei in jedem Fall eindeutig, so Dotzel: „Miteinander geht es besser und gemeinsam macht alles im Leben mehr Spaß.“

Im Einzelnen ging es um die Bereiche Arbeit, Freizeit und Privatleben. „Werkstatt kann überall sein!“, stellten Madeleine Leube und Heike Bieber vom Projekt „Inklusiv! Gemeinsam arbeiten“ fest. Die vor rund einem Jahr ins Leben gerufene Initiative ist Teil der Mainfränkischen Werkstätten und verfolgt das Ziel, erwachsene Menschen mit Behinderung auf ihrem Weg in die Arbeitswelt zu begleiten und zu unterstützen.

Abgerundet wurde das Fach-Forum mit dem sensiblen Thema „Partnersuche für Menschen mit Behinderung“. Ein Experte einer speziellen Partnerbörse gab Einblicke darüber, wie im Internet mit Hilfe digitaler Angebote auch diese Menschen einen Partner finden können – samt den damit verbundenen Schwierigkeiten und Gefahren.

DK

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