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(GZ-4-2024 - 15. Februar)
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► Kommunales GIS-Forum in Ulm:

 

Intelligentes Management kommunaler Geodaten

 

Das Kommunale GIS-Forum des Runden Tisch GIS e. V im Ulmer Stadthaus zeigte erneut auf, welch wichtige Rolle Geoinformationen im täglichen Leben und bei kommunalen Verwaltungsaufgaben spielen. Die Geo-IT ist für Verwaltungen unverzichtbar, wollen sie eine bessere Qualität in ihren Digitalisierungsbestrebungen erzielen.

Wie Daniel Holweg, 2. Vorstand des Runden Tisch GIS, vor rund 120 Teilnehmern aus Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft eingangs hervorhob, gehe es bei Veranstaltungen wie dem Kommunalen GIS-Forum vor allem darum, den Wissenstransfer zu unterstützten und zu fördern.

Vielfältige Einsatzbereiche

Wie wichtig dieser Wissenstransfer für Städte ist, zeigte sich in der Keynote von Martin Bendel, Erster Bürgermeister der Stadt Ulm. „Unsere Verwaltungen befinden sich in einem Transformationsprozess“, unterstrich der Rathauschef. Für die Ulmer Verwaltung bedeute dies, dass zahlreiche Stellen täglich Verantwortung für das städtische Datenmanagement trügen. Die Einsatzbereiche der Geodaten seien vielfältig und erstreckten sich von der Mobilität über das Smart-City-Umfeld bis zur Bauleitplanung. Als wichtige Aufgabe und klares Ziel definierte der Ulmer Finanzbürgermeister die zentrale Frage: „Wie bekommen wir all die Daten, die wir nutzen, in ein Managementsystem?“

Die Ausführungen von Daniela Schleder vom Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat (StMFH), führten von der Projektidee „Wie bekomme ich eine Kartenskizze in einen Online-Antrag?“ zur Projektumsetzung bis zur eigentlichen Geodigitalisierungskomponente. Als zukunftsfähige Lösung gedacht, suchte das Staatsministerium unter der Nutzung offener Standards und einer freien Software eine cloudbasierte und skalierbare Lösung. Nicht zu vergessen die IT-Sicherheit und Architektur sowie die Möglichkeit der agilen Entwicklung und (individuellen) Weiterentwicklung der Lösung. Schleder zufolge standen von Beginn an die Menschen und das Prinzip einer bedingungslosen Einfachheit in der Anwendung im Mittelpunkt. Dank des schlanken Ansatzes sind die Services der Geodigitalisierungskomponente seit Anfang 2023 als efA-Komponente (Einer-für-alle) für OZG-Prozesse verfügbar.

Einsatz von Kleinsatelliten

Zum Thema „Bayerische Satellitendaten im Kontext kommunaler Anwendungen“ referierte Wolfgang Bauer, Leiter der Abteilung für Digitalisierung, Breitband und Vermessung im StMFH. Im Zentrum stand dabei für das Ministerium die Frage, ob sich Kleinsatelliten, sog. CubeSats, für die wachsenden Aufgaben im Fernerkundungsbereich eignen. Hintergrund ist nach Bauers Worten, dass die zweijährliche Bayernbefliegung zwar genaue Luftbilder liefert, aber hinsichtlich der Aktualität für viele Anwendungen nicht mehr ausreiche. Dies erkläre sich unter anderem durch häufige Extremwetterereignisse und die geopolitische Lage.

Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie prüfte das Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung (LDBV) den Einsatz von Kleinsatelliten für verschiedene Anwendungsszenarien. In Kooperation mit dem Zentrum für Telematik in Würzburg und der Technischen Universität München ging es dabei um die Bereiche Geodäsie/Kartografie, Land- und Forstwirtschaft sowie die Erkennung von Naturgefahren. Da das Ergebnis positiv gewesen sei, wurden die Ergebnisse der ersten Studie präzisiert und ein Missionsdesign zu einer bayerischen Fernerkundungsmission mit CubeSats erarbeitet.

Dass die Entwicklung im Straßen- und Siedlungsbau auch an anderer Stelle von entscheidender Bedeutung ist, zeigt sich bei zahlreichen Smart-City-Ideen und Digitalisierungsprojekten von Städten und Gemeinden. Ein wesentlicher Kern dieser intelligenten Vorhaben sind die Beteiligungsmöglichkeiten für die Menschen vor Ort im Austausch mit der Verwaltung. In Neu-Ulm sollte mit den beiden Online-Portalen „Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK)“ und „Digitales Entwicklungskonzept (IDEK)“ die Bürgerbeteiligung gestärkt werden. Wie Florian Rüggenmann, Abteilung Geoinformation und Vermessung, erläuterte, hätten die Verantwortlichen mit ihren Maßnahmen jedoch nicht alle Bürger erreicht, da Menschen mit Sehbehinderung die Beteiligungsportale nicht nutzen konnten.

Barrierefreiheit

Barrierefreiheit habe viel mit einfachen Schritten zu tun, so Rüggenmann. Exemplarisch nannte er die Einbindung eines Mängelmelders in digitale Karten der Stadt Neu-Ulm. Benötigt würden einfache und große Schriftgrößen sowie Symbole und markierte Formularfelder, die als solche klar gekennzeichnet sind. Weitere Themen zur Barrierefreiheit und deren Integration in das digitale Kartenwerk seien öffentliche Toiletten, Ampeln mit Blindensignalen oder sichere Fußgängerüberwege.

Dass auch in der ländlichen Entwicklung Bayerns Bürgerbeteiligung und Barrierefreiheit mit digitalen Karten auf der Aufgabenliste weit oben stehen, machte Anja Seifert, Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern, anhand der Kernfrage „Wie können unsere zu veröffentlichenden Karten barrierefreie PDF-Dokumente werden?“ deutlich.

Fragen der Sicherheit

Den Abschluss des Kommunalen GIS-Forums bildete unter anderem ein Vortrag von Ingo Michels, Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb). Seinen Ausführungen zufolge geht es beim vfdb um die Stärkung von Brand- und Umweltschutz, dem Katastrophenschutz und Rettungsdienst. „Zudem setzen wir uns mit aktuellen und zukünftigen Sicherheitsfragen auseinander.“ Mit der „Nationalen Plattform für Geo Daten“, kurz NPGEO, verfolge die Vereinigung das Ziel, die einheitliche und einfache Nutzung raumbezogener Informationen zu fördern. Hierzu zähle unter anderem die Web-Applikation „Waldbrandatlas“.

„Es geht um Kollaboration bei übergreifenden Einsätzen“, formulierte Michels ein wesentliches Augenmerk der Verbandsarbeit. Das heißt, eine ressortübergreifende Zusammenarbeit und ein Lagebild zu erzeugen, inklusive von Bildern vor und nach einer Katastrophe. Am Ende stehe vor allem die „Ad-hoc-Nutzung“ der Geo-IT-Lösung im Vordergrund – inklusive möglicher Lagekarten und Zugangswege.

DK

 

 

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