Fachthemazurück

(GZ-5-2024 - 29. Februar)
gz fachthema

► 100 Jahre Walchenseekraftwerk:

 

Herzstück und Meilenstein

 

Am 26. Januar feierte das Walchenseekraftwerk sein 100-jähriges Bestehen. 1924 lieferte es erstmals Strom in das öffentliche Netz. In Ingenieurkreisen gilt es nach wie vor als technische Pionierleistung. Dieses besondere Jubiläum nimmt der Betreiber Uniper zum Anlass, ein Jubiläumsmagazin aufzulegen, eine Vortragsreihe zu initiieren und an verschiedenen Standorten in Südbayern mit der Öffentlichkeit zu feiern.

V.l.: Dr. Klaus Engels, Direktor Wasserkraft Deutschland, Pressesprecher Theodoros Reumschüssel, Zweiter Bürgermeister Thomas Eberl (Kochel). Bild: TH
V.l.: Dr. Klaus Engels, Direktor Wasserkraft Deutschland, Pressesprecher Theodoros Reumschüssel, Zweiter Bürgermeister Thomas Eberl (Kochel). Bild: TH

„Wir sind stolz darauf, so eine bedeutsame Anlage in unserem Portfolio zu haben“, betonte Dr. Klaus Engels, Direktor Wasserkraft Deutschland, bei der Vorstellung des Jubiläumsprogramms. Das Walchenseekraftwerk sei „ein Herzstück unseres Portfolios“. Für Kochels zweitem Bürgermeister Thomas Eberl stellt das Kraftwerk einen weiteren Meilenstein für die Gemeinde und ein Besuchermagnet dar.

Ab Ostern wird das Infozentrum, das jährlich rund 100.000 Besucher verzeichnet, wieder seine Pforten öffnen. Zeitgleich ist eine Sonderausstellung zur 100-jährigen Geschichte des Walchenseekraftwerks im Bahnhof in Kochel geplant. Im Juni wird das Kraftwerk Aufkirchen bei Erding anlässlich seines 100. Geburtstags einen Tag der offenen Tür veranstalten. Gleiches gilt für das Kraftwerk Mühltal bei Straßlach: Dort wird im September gefeiert.

Eine Meisterleistung

Geplant wurde das am Kochelsee gelegene Walchenseekraftwerk von Oskar von Miller, um das Land Bayern und die bayerische Bahn mit Elektrizität zu versorgen. Der Bau des Walchenseekraftwerks, 1918 vom Bayerischen Landtag beschlossen, war für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg eine Meisterleistung. Über 2.000 Arbeiter und Ingenieure fanden Brot und Arbeit.

In dem sehr dünn besiedelten Gebiet gab es zunächst so gut wie keine Straßen oder Wohnungen für die Beschäftigten. Unter unvorstellbaren Mühen mussten die Arbeiter schwerste Bauteile wie Rohre, Turbinen und Generatoren herbeischaffen. Im Winter war das Baumaterial teilweise nur mit Schlitten zu befördern. Schwere Teile für die acht Maschinensätze kamen per Bahn nach Kochel. Über ein eigens verlegtes Gleis wurden sie zu einer Hafenanlage am Ufer gebracht. Von dort aus ging es dann per Schiff weiter zur Baustelle. Insgesamt wurden 40.0000 Kubikmeter Fels und lockeres Material zum Teil mit Pickel und Schaufel bewegt.

Entlastung der Umwelt um rund 24 Mio. Tonnen CO2

Mit einer Leistung von 124 Megawatt (MW) und einer durchschnittlichen Jahreserzeugung von 300 Millionen Kilowattstunden (kWh) – das entspricht ungefähr dem Jahresverbrauch von 100.000 Haushalten – ist es noch heute eines der größten Speicherkraftwerke Deutschlands und leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Deckung des Strombedarfs. Insgesamt hat das Walchenseekraftwerk in den vergangenen hundert Jahren mindestens 30 Milliarden kWh Strom erzeugt und dadurch die Umwelt - bezogen auf die historischen Emissionen des deutschen Kraftwerksparks – um rund 24 Millionen Tonnen Kohlendioxid entlastet.

Francis-Turbinen und Pelton-Freistrahl-Turbinen als Stromlieferanten

Am eindrucksvollsten sind die sechs parallelen Druckrohre, die von einem Ausgleichsbecken im Hang, dem sogenannten Wasserschloss, zu der rund 200 Meter tiefer gelegenen Maschinenhalle führen. Dort treibt das Wasser insgesamt acht Maschinen an: vier Francis-Turbinen mit je 18 MW Leistung. Diese liefern Strom für das öffentliche Netz.

Weiter hinten in der imposanten Halle befinden sich vier Pelton-Freistrahl-Turbinen mit je 13 MW. Diese erzeugen ausschließlich Strom für die Deutsche Bahn. Diesem Strom aus Wasserkraft kommt auch vor dem Hintergrund der CO2-freien Mobilität mit der Bahn eine immer größer werdende Bedeutung zu. Da der Strombedarf während des Tages erheblich schwankt, kommt die Anlage vor allem zum Ausgleich des schwankenden Strombedarfs in beiden Netzsystemen zum Einsatz. Wird mehr Strom nachgefragt, bringen die Maschinen sofort Höchstleistung. Auch wenn etwa die Stromeinspeisung aus Sonne und Wind schwankt, gleicht das Walchenseekraftwerk aus und ermöglicht so erst die bedarfsgerechte Integration der modernen Erneuerbaren Energien in die Versorgungssysteme.

Kern der Uniper-Identität

„Gerade am Walchenseekraftwerk zeigt sich: Wasserkraft ist Uniper, Uniper ist Wasserkraft. Das ist Kern unseres Portfolios und unserer Strategie, mehr noch: unserer Identität“, hob Uniper-Vorstandsmitglied Holger Kreetz hervor. „Wir betreiben allein in Deutschland Wasserkraftwerke mit einer Leistung von rund 2.000 Megawatt und loten kontinuierlich Möglichkeiten aus, weiter in das Geschäftsfeld zu investieren – beispielsweise in das bayerische Pumpspeicherkraftwerk Happurg.“

Grüner Strom für die Deutsche Bahn

Wie Torsten Schein, Vorsitzender der Geschäftsführung DB Energie, erläuterte, „liefert das Wasserkraftwerk am Walchensee seit 100 Jahren zuverlässig grünen Strom für die Deutsche Bahn, lange bevor es das Wort Ökostrom überhaupt gab. Und auch heute noch ist die Wasserkraft neben der Solarenergie und Windkraft ein wichtiger Pfeiler auf dem Weg zur Klimaneutralität der Deutschen Bahn. Die Deutsche Bahn ist absolute Vorreiterin beim Klimaschutz: Bis 2038 stellen wir unseren Bahnstrom komplett auf Ökostrom um – Erneuerbare Energien ersetzen Schritt für Schritt und konsequent fossile Energieträger.“

DK 

 

 

Dieser Artikel hat Ihnen weitergeholfen?

Bedenken Sie nur, welche Informationsfülle ein Abo der Bayerischen GemeindeZeitung Ihnen liefern würde!
Hier geht’s zum Abo!

 

GemeindeZeitung

Fachthema

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung