(GZ-6-2024 - 14. März) |
► Forderung der bayerischen Wasserversorger: |
Trinkwasser muss in Bayern hohe Qualität haben |
VBEW-Fachtagung Wasser in Bamberg |
„Die Sicherung der Trinkwasser- und Gewässerqualität in Bayern hat für uns oberste Priorität. Dies ist kein leichtes Unterfangen, denn vor dem Hintergrund der Energiewende kommt hinsichtlich des Grundwasserschutzes auf die Unternehmen der bayerischen Wasserwirtschaft einiges zu,“ sagte Gerhard Moser, Vorstandsmitglied des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e. V. – VBEW im Vorfeld des diesjährigen Expertentreffens der bayerischen Wasserwirtschaft. „Und auch die auf europäischer Ebene diskutierten Neuregelungen der Dienstleistungskonzessionsrichtlinie können für unsere Unternehmen noch reichlich Handlungsbedarf verursachen.“
Für die Wasserversorger wird es nicht einfacher. Der mit der eingeleiteten Energiewende einhergehende Umbau der Energieerzeugung hin zu erneuerbaren Energien ist insbesondere hinsichtlich des Grundwasserschutzes bedeutsam. „In Bayern wird mit einem Anteil von ca. 90 Prozent weitgehend das gesamte Trinkwasser aus Grundwasser gewonnen. Grundwasser hat ein langes Gedächtnis. Das heißt, dass wir „heute“ die möglichen wasserwirtschaftlichen Auswirkungen für „morgen“, die sich etwa beim Bau von regenerativen Energieerzeugungsanlagen und beim vermehrten Anbau von Energiepflanzen für den Schutz des Trinkwassers ergeben können, unbedingt berücksichtigen müssen,“ sagte Moser.
Grundwasserschutz bei der Energiewende beachten
Sowohl innerhalb als auch außerhalb von Wasserschutzgebieten können in unterschiedlicher Intensität Gefährdungen durch Photovoltaik-, Biogas-, Windkraft- und Geothermieanlagen für das Grundwasser ausgehen. Auch ein verstärkter Energiepflanzenanbau und Monokulturen können durch die Düngungsintensivierung die Auswaschungsgefahr von Nitrat und Pflanzenschutzmittelrückständen in das Grundwasser erhöhen. „Den Anbau alternativer und grundwasserschonender Energiepflanzen testen wir bereits in Feldversuchen in enger Kooperation mit der Agrarwirtschaft,“ erläuterte Moser. Die bayerische Wasserwirtschaft werde ihr hohes Engagement für den vorsorgenden Gewässerschutz fortsetzen. „Auch wir wollen die Energiewende, Ziel ist es aber, den Kunden auch in Zukunft Trinkwasser überwiegend aus naturbelassenem Grundwasser in Bayern zur Verfügung zu stellen“, so Moser.
Bewährte Struktur der ortsnahen Wasserversorgung
„Eine sichere und zuverlässige Wasserver- und Abwasserentsorgung ist ein wichtiger Teil der Daseinsvorsorge für die Menschen und deshalb eine kommunale Pflichtaufgabe. Der Ordnungsrahmen einer ortsnahen und öffentlich-rechtlichen Unternehmensstruktur hat sich dafür seit Jahrzehnten bestens bewährt“, sagte Moser. Die Unternehmen der Städte und Gemeinden sowie die Zweckverbände, zu denen sich mehrere Gemeinden oder auch Landkreise zusammengeschlossen haben, gewährleisten in Bayern eine hohe Ver- und Entsorgungssicherheit. Die meisten Wasserver- und Abwasserentsorger sind in Bayern in öffentlicher Rechtsform organisiert. Bei kleineren Betrieben überwiegen die Rechtsformen Regie- bzw. Eigenbetrieb, mittlere Unternehmen sind meist als Zweckverband, Kommunalunternehmen oder Eigenbetrieb und größere Unternehmen auch in privatrechtlicher Rechtsform als GmbH oder Aktiengesellschaft ggf. auch mit Beteiligung eines dritten Unternehmens organisiert.
Dienstleistungskonzessionsvergaberichtlinie
Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion auf EU-Ebene zur Konzessionsvergaberichtlinie, die die Vergabe von Konzessionen EU-weit regeln soll, könnten Unternehmen der Wasserver- und der Abwasserentsorgung in Deutschland und in Bayern betroffen sein, sofern sie nicht zu 100 Prozent kommunal organisiert sind. „Die Unternehmen müssen nun prüfen, wenn die Richtlinie tatsächlich so in Kraft tritt, wie vom EU-Binnenmarktausschuss verabschiedet, wie sie darauf reagieren“, so Moser. „Jedes Unternehmen muss allerdings die Entscheidungs- und Gestaltungshoheit haben, in welcher Rechtsform es organisiert sein will.“
Die Wasserversorgung ist in Bayern regional gut aufgestellt und hat langfristige Entwicklungen wie etwa die Auswirkungen des Klimawandels oder die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur fest im Blick. „Zweifelsohne haben wir in Bayern insbesondere in den Regionen, die vom Bevölkerungsrückgang stark betroffen sind, auch in der Wasserwirtschaft erheblichen strukturellen Anpassungsbedarf. Die dafür notwendigen Maßnahmen abzuleiten schaffen wir aber alleine. Dazu brauchen wir die EU-Richtlinie nicht“, ergänzte der VBEW-Geschäftsführer Detlef Fischer.
VBEW-Fachtagung Wasser – wichtiges Branchentreffen
„Die Fachtagung Wasser ist für uns jedes Jahr ein wichtiges Branchentreffen. Auf der Agenda stehen zentrale bayerische Wasserthemen, aber auch übergeordnete Aspekte, die unsere Branche betreffen und über die unsere Unternehmen informiert sein müssen,“ so Gerhard Moser. An der Tagung nahmen rund 150 Fachleute der Wasserwirtschaft, Wissenschaftler, Vertreter aus Ministerien und Behörden sowie von Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsunternehmen teil. Als Tagungsort hat der VBEW Bamberg gewählt, da hier die Trinkwasserversorgung in ihrer Qualität, Struktur und Organisation exemplarisch für Bayern stehen kann.
Trinkwasser in Bamberg
Mit einer Wasserabgabe von jährlich rund sechs Millionen Kubikmetern zählen die Stadtwerke Bamberg zu den bedeutendsten Wasserversorgern im fränkischen Raum. Rund zwei Drittel der Menge werden in Gebieten entlang der Regnitz gewonnen und über ein 280 Kilometer langes Rohrnetz an die Kunden im 80.000 Einwohner umfassenden Versorgungsgebiet geliefert. „Die Stadt Bamberg macht mit der kommunalen Wasserversorgung sehr positive Erfahrungen. Vor diesem Hintergrund sind wir sehr sensibilisiert, wenn die Europäische Union die Vergabe von Trinkwasser-Konzessionen neu regeln will“, so Bambergs Oberbürgermeister und Vorstandsmitglied des bayerischen Städtetags, Andreas Starke, anlässlich der Tagung in der Welterbestadt. Erst im Januar hatte sich der Bamberger Stadtrat mit einer Resolution einstimmig für eine Anpassung der EU-Konzessionsrichtlinie ausgesprochen. „Als wesentlicher Teil der Daseinsvorsorge muss die Trinkwasserversorgung aus dem Anwendungsbereich der Richtlinie ausgenommen werden“, unterstrich Starke vor den bayerischen Wasserexperten.
Die Stadtwerke Bamberg realisieren derzeit ein Jahrhundertprojekt, um die sichere Wasserversorgung auch für die kommenden Jahrzehnte garantieren zu können. Neben der erfolgreichen Ausweisung eines Wasserschutzgebiets zählen der derzeitige Neubau des Bamberger Wasserwerks sowie die Planung eines zentralen Hochbehälters am Fuße der Bamberger Altenburg zu dem Projekt. „Diese Investitionen sind Basis dafür, dass wir auch zukünftig qualitativ hochwertiges Wasser an die Kunden abgeben können,“ sagte Klaus Rubach, Geschäftsführer der Stadtwerke Bamberg Energie- und Wasserversorgungs GmbH.
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