Fachthemazurück

(GZ-21-2016)
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Fachtagung Städtebauförderung in Nördlingen:
 
Leerstand nutzen, Lebensraum schaffen
 
Mit 500 Teilnehmern verzeichnete die diesjährige Fachtagung Städtebauförderung der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr einen absoluten Rekord. Mit dem Thema „Leerstand nutzen, Lebensraum schaffen“ wurde das Interesse der Gemeinden und Planer merklich getroffen.

Schwerpunkt der diesjährigen Tagung in Nördlingen war die Wertschätzung des Baubestands und die Frage, wie leerstehende Gebäude wieder sinnvoll genutzt werden können. Dabei wurden die Themenblöcke „Lebensraum für anerkannte Flüchtlinge“ und „Neues Heimatgefühl in alten Bauten“ vertieft betrachtet.

Werbung für die Städtebauförderung machte eingangs Rainer Haselbeck, Abteilungsleiter im Bayerischen Innenministerium. Er rief die Kommunen dazu auf, davon reichlich Gebrauch zu machen. Die Schaffung von Wohnraum werde neben der Sanierung und dem Erhalt von Gebäuden mit hohen Förderzuschüssen bis zu 90 Prozent unterstützt. Nicht immer müssten die Arbeiten mit großem Aufwand und hohem Mitteleinsatz erfolgen. Es reiche aus, Leerstände „wirtschaftlich“ zu sanieren, so Haselbeck. Als derzeit besonders aktuell bezeichnete er die Schaffung von Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge.

Der Bürgermeister der unterfränkischen Gemeinde Hofheim im Landkreis Haßberge, Wolfgang Borst, zeigte an einem „Best-Practice-Beispiel“ auf, wie Altbau in der Innenstadt statt Neubau auf der grünen Wiese gelingen kann. 2008 hatte er die „Gemeinde-Allianz Hofheimer Land“, bestehend aus sieben Kommunen, ins Leben gerufen. Seither hat sich die Allianz zu einer Partnerschaft weiterentwickelt, in der die beteiligten Gemeinden in einem kooperativen und von Konsens geprägten Arbeitsprozess erfolgreich Strategien zur Sicherung der Lebensqualität entwickeln und gemeinsam umsetzen. Der Rathauschef ging dabei sogar das Wagnis ein, bereits ausgewiesenes und erschlossenes Baugebiet wieder zurückzukaufen und den Schwerpunkt beim Bauen und Wohnen auf die innerörtliche Entwicklung zu legen.

Franz Wittmann, Amtskollege aus dem niederbayerischen Viechtach, informierte gemeinsam mit dem örtlichen Architekten Peter Haimerl darüber, wie durch moderne Architektur und persönliche Anreize Menschen aus den Ballungszentren wieder in die kleineren Kommunen gelockt werden können.

Ziel der Aktion „Heimatloft“ ist es laut Haimerl, Hausbesitzer, Investoren und interessierte Viechtacher Bürger dafür zu gewinnen, Immobilien in der Innenstadt mit historischer Bausubstanz herzurichten, damit wieder Leben in die Stadt kommt und der Innenstadtbereich attraktiver wird.

Auf ein besonders zukunftsweisendes Projekt der Stadt Nürnberg richtete Prof. Claus Anderhalten sein Augenmerk: Am Beispiel der „Kulturwerkstatt Auf AEG“ zeigte er auf, dass es „nicht immer Abriss sein muss“. Während die historische Außenhülle des ehemaligen Fabrikgebäudes, entstanden in den Jahren 1887/1936, weitgehend erhalten blieb, wurde das Innere den Bedürfnissen der Nutzer entsprechend komplett neu errichtet.

In Zukunft werden sich ungeahnte Möglichkeiten der Kooperation eröffnen, wenn in einem einzigen Gebäude der Kulturladen für den Stadtteil, der KinderKunstRaum, die Akademie für Schultheater und Theaterpädagogik, das Centro Español und die neue Zentrale der Musikschule mit Vortragssaal und Übungsräumen untergebracht sind. Die „Kulturwerkstatt Auf AEG“ umfasst rund 4.800 Quadratmeter mit Kurs- und Übungsräumen, Veranstaltungssälen und Gastronomie.

Mitte November öffnet die „Kulturwerkstatt Auf AEG“ ihre Pforten mit einem feierlichen Eröffnungswochenende. Sie bietet Kultur und kulturelle Bildung, ist soziokulturelles Zentrum und soll so Nürnbergs neuer Kultur-magnet im Westen werden.

Zum Abschluss übte der bekannte Autor und Dokumentarfilmer Dieter Wieland Kritik an den aus seiner Sicht viel zu langen „Denkprozessen“ in den Kommunen bei deren Projektumsetzung. Wieland, der für den Denkmalschutz warb, rief Bürgermeister und Bauherren dazu auf, sich für ihre Projekte ausschließlich die besten Architekten zu suchen. Das Anfordern von Fotomontagen sei wichtig, um sich ein Bild darüber machen zu können, wie später alles aussehen wird. Zudem brach Wieland eine Lanze für die Innerortsentwicklung: „Sanieren Sie erst innerhalb Ihrer Kommune die vorhandene Bausubstanz, bevor Sie draußen die Landschaft verschandeln.“

Von Verschandelung kann freilich in Nördlingen nicht die Rede sein, wie an einzelnen Projekten der Stadtentwicklung zu sehen war. Oberbürgermeister Hermann Faul konnte  bei seiner Führung auf zahlreiche gelungene Privatinitiativen verweisen.

DK

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