Fachthemazurück

(GZ-10-2024 - 16. Mai)
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► bvse-Branchenforum in Düsseldorf:

 

Transformation der Schrottwirtschaft

 

Aktuelles aus der Schrottwirtschaft, dem Elektro(nik)-Altgeräterecycling sowie die fachübergreifenden Schnittpunktthemen Ökobilanzierung und Brandschutz standen im Zentrum des diesjährigen bvse-Branchenforums in Düsseldorf mit den Fachtagungen „18. Forum Schrott“ und „22. Elektro(nik)-Altgerätetag“.

Das „18. Forum Schrott“ richtete seinen Fokus zunächst auf die relevanten Entwicklungen der EU-Politik. Julia Blees (Secretary General, EuRIC) berichtete über die Situation der Schrottwirtschaft angesichts europäischer Politikvorgaben. Im Anschluss rückte die Transformation der Schrottwirtschaft in den Mittelpunkt der Veranstaltung. Alexander Neuhardt (Neuhardt Management Consulting GmbH) ordnete den Stahlhandel zwischen Herstellern und Verarbeitern ein und beschäftigte sich mit der Rolle des Stahlhandels in der Wertschöpfungskette und dessen strategischen Prioritäten.

Frank Peter von Agora Industrie zeigte Aussichten und Veränderungen für die Schrottwirtschaft auf, ehe Carolin Petri vom Eisenbahn-Logistik- und Waggonvermietunternehmen VTG den Teilnehmern multimodulare Logistiklösungen in der Schrottwirtschaft präsentierte. Sie gab Ausblicke darauf, wie Schrotte über verschiedene Verkehrslösungen zu den Abnehmern gelangen können.

Laut Eric Rehbock, Hauptgeschäftsführer des bvse-Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung zeigt die bvse-Analyse des Elektroschrott-Recyclings in Deutschland eine zwiespältige Bilanz: Während einige Verbesserungen erzielt wurden, bleibt eine Vielzahl von Herausforderungen bestehen, die dringend angegangen werden müssen.

Als besonders besorgniserregend bezeichnete Rehbock die anhaltend niedrige Sammelquote, die weit hinter den europäischen Vorgaben zurückbleibe. Aktuellen Daten zufolge liegt die Sammelquote in Deutschland deutlich unter 40 Prozent und hat damit einen historischen Tiefststand erreicht. Trotz bekannter Mengen und Standorte werden ressourcenrelevante Altgeräte weiterhin an zertifizierten Erstbehandlungsanlagen vorbeigeführt, wodurch das geltende Gesetz an dieser Stelle nicht effektiv durchgesetzt wird.

Nur langsame Verbesserung der Sammlungsqualität

Auch die Qualität der Sammlung verbessere sich nur sehr langsam und Fehler, wie die Erfassung von Bildschirmgeräten im Großcontainer, seien bis heute nicht korrigiert worden, kritisierte Rehbock. Zusätzlich seien viele Altgeräte in die Behandlungsstruktur integriert, obwohl sie nicht passen. Der offene Anwendungsbereich des ElektroG erfordere die Verarbeitung artfremder Altgeräte wie Kaffeebecher, Turnschuhe und Möbel, obwohl ihre elektronischen Bauteile nur einen geringen Anteil am Gesamtprodukt ausmachen.

Die wachsende Anzahl von Akkus führe immer wieder zu Bränden, wobei anzunehmen sei, dass diese mittlerweile täglich in der Branche auftreten. Trotz intensiver Diskussionen seit 2016 bleibe dieses Problem nach wie vor ungelöst, wie Rehbock darlegte: „Was die Brandrisiken betrifft, ist es bereits fünf nach zwölf. Es ist an der Zeit, diese drängenden Probleme anzugehen. Die politisch Verantwortlichen müssen ordnungspolitisch handeln, um die Kreislaufwirtschaft von Elektro(nik)-Altgeräten zu stärken und die Branche bei der Bewältigung von Brandproblemen zu unterstützen.“

Probleme wirksam angehen

Der bvse-Hauptgeschäftsführer verwies auf eine Reihe von Lösungsvorschlägen, die bereits gemacht wurden, darunter die organisierte Annahme von Altgeräten durch Fachpersonal, eine herstellerfinanzierte Fondslösung zur Absicherung der Recycling- und Entsorgungswirtschaft im Brandfall sowie eine bessere Risikominimierung durch Produktdesign und Informationen über die Gefahren unsachgemäßer Entsorgung. Es sei unerlässlich, dass die politisch Verantwortlichen jetzt endlich handeln, um diese Probleme wirksam anzugehen. „Ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten, die Abschaffung festverbauter Akkus und die Diskussion über ein Pfand für größere Akkus sind dringend erforderlich und dürfen nicht bis 2027 aufgeschoben werden.“

Nach den Worten von Sebastian Will, Mitglied im geschäftsführenden bvse-Präsidium, haben die jüngsten Entwicklungen in der internationalen Schrott- und Stahlindustrie verdeutlicht, wie schwierig die wirtschaftliche Lage und wie groß die unternehmerischen Herausforde-
rungen sind. Will berichtete, dass weltweit kein signifikantes Wachstum festzustellen sei. Es bestehe ein „Wirtschaftswirrwarr „und momentan gebe es keine nennenswerten konjunkturellen Impulse.

„Dies spiegelt sich auch in harten Zahlen wider. Im Jahr 2023 verzeichnete die Stahlindustrie einen Rückgang von 3,9 Prozent in der Rohstahlproduktion im Vergleich zum Vorjahr. Besonders betroffen war die Elektrostahlproduktion, die ihren Tiefpunkt mit lediglich 9,8 Mio. Tonnen erreichte und die Produktion aus dem Jahr der Finanzkrise 2009 nochmals unterschritt. Damals lag die hergestellte Tonnage über die Elektrostahlroute bei 11,3 Mio. Tonnen. In Europa sank die Stahlproduktion um 7,3 Prozent auf 126,4 Mio. Tonnen und damit deutlich stärker als auf dem deutschen Inlandsmarkt.

Nicht zuletzt deshalb verzeichnet der deutsche Schrotthandel einen Netto-Export-Überschuss von 4,4 Mio. Tonnen Schrott, eine Zunahme von 24,8 Prozent. Der Netto-Exportüberschuss in der EU 27 kletterte um 14,5 Prozent auf nahezu 15 Mio. Tonnen. Diese gewaltigen Exportüberschüsse zeigen wiederum deutlich auf, wie enorm wichtig der internationale Handel als entscheidendes Ventil für die Materialaufbereitung ist.

Stahlindustrie: Hohe Investitionen in  Produktionsstätten

Die Stahlindustrie besitzt den größten Anteil an Treibhausgasemissionen mit rund 30 Prozent der industriellen Emission und rund 6 Prozent der Gesamtemission in Deutschland. Die deutschen Hüttenwerke stehen daher vor der Herausforderung, ihre Produktion klimaneutraler zu gestalten. Die Stahlindustrie investiert daher massiv in die Modernisierung ihrer Produktionsstätten, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.

Will zufolge „profitieren die Stahlwerke von erheblichen staatlichen Zuschüssen zur Realisation der Transformation hin zu einer klimaneutralen Produktion. Die Medien berichten über immer neue gigantische Förderzusagen für die Stahlwerke. Doch trotz dieser milliardenschweren Subventionen hat erst kürzlich ein großer Stahlhersteller angekündigt, die Produk-
tionskapazitäten um 23 Prozent zu kürzen.“

Für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft

Von der Politik werde dabei offensichtlich nicht wahrgenommen, dass die Schrottwirtschaft eine entscheidende Rolle spielt, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, hieß es in Düsseldorf. Nur durch die Erhöhung des Schrottanteils bei der Stahlherstellung könne eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft realisiert werden. Der bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung hat daher das „Green Scrap“ Symbol eingeführt, um den Beitrag der Schrottwirtschaft zur klimaneutralen Produktion hervorzuheben. Dieses Symbol steht für den geschlossenen, grünen Kreislauf, der es ermöglicht, grünen Stahl herzustellen.

„Die Herausforderungen sind groß, aber mit gemeinsamen Anstrengungen und innovativen Lösungen können wir die Transformation der Schrottwirtschaft vorantreiben und einen bedeutenden Beitrag zum Umweltschutz leisten.“ Nur mit einer verstärkten Nutzung von grünem Schrott sei eine nachhaltige Zukunft für die Stahlindustrie gestaltbar, unterstrich Sebastian Will abschließend.

DK

 

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