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(GZ-11-2024 - 6. Juni)
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► Energieminister Aiwanger:

 

Neue Märkte erschließen

 

Bei der Grundsteinlegung für den Bau von drei Windenergieanlagen im Höhenkirchener Forst würdigte Energieminister Hubert Aiwanger das „Modellprojekt für ganz Bayern“. Das Bürgerwindprojekt zeige exemplarisch, wie durch Bürgerbeteiligung der Ausbau erneuerbarer Energien erfolgreich umgesetzt werden kann. Die frühe Einbindung der lokalen Bevölkerung habe entscheidend zu Vertrauen und Akzeptanz beigetragen.

Anfang 2020 wurde der Standortsicherungsvertrag abgeschlossen und im Frühjahr 2023 hatten die Gemeinden Egmating, Oberpframmern und Höhenkirchen-Siegertsbrunn gemeinsam die Genehmigung für die Windenergieanlagen beantragt. In naher Zukunft können sich die Einwohner der drei Gemeinden an den Windenergieanlagen als sogenannte Kommanditisten an der Betreibergesellschaft beteiligen.

Kommune profitiert

„Damit werden die Bürger zu Miteigentümern an den Windrädern und haben umfangreiche Stimmrechte“, betonte Aiwanger. Außerdem profitiere die Kommune als Ganzes von der dezentralen Energiewende. Arbeitsplätze blieben erhalten oder würden neu geschaffen, weil regionale Firmen für den Windenergieausbau gebraucht werden. Die Pachteinnahmen wiederum kämen den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) zugute, die das Geld sinnvoll für Waldumbau und Walderhalt einsetzen. Davon profitierten wiederum die Bürger. Aiwanger hofft, dass sich das beispielhafte Vorgehen auf geplante Windparkprojekte in anderen Regionen positiv auswirkt.

Die drei Windenergieanlagen des Typs Enercon E-160 halten insgesamt knapp 17 MW an Leistung bereit und liefern rund 30 Millionen kW/h Strom. Sie erzeugen so viel wie ungefähr 9.000 Haushalte im gleichen Zeitraum verbrauchen. Errichter und Betreiber des Windparks ist die „Bürgerwind Höhenkirchner Forst GmbH & Co KG“. Fachkundige Unterstützung beim Projekt leistete die Energieagentur Ebersberg-München.

Bayerisches Biogas

Voranbringen will der Minister auch das bayerische Biogas, das aus seiner Sicht Ausgangsstoff für erneuerbares Kerosin sein könnte: „In Bayern erzeugen über 2.800 Anlagen Biogas. Diesen regionalen Rohstoff können wir auch zur Herstellung moderner Kraftstoffe nutzen. Statt fossilem Kerosin könnte bayerisches Biogas künftig Flugzeuge bewegen. Das ist ein echter Zukunftsmarkt für die Betreiber von Biogasanlagen“, bemerkte Aiwanger.

Um dieses Ziel zu erreichen, müsse Biogas zu Biomethan aufbereitet werden. Erst dann könne daraus Kerosin hergestellt werden. Entsprechende Projekte im Freistaat hätten dies bereits demonstriert. „Jetzt müssen die rechtlichen Weichen gestellt werden“, erklärte der Minister und fordert deshalb vom Bund, das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) anzupassen: „Wir müssen im EEG die massenbilanzielle Abrechnung im Rohgasnetz ermöglichen. So kann nachgewiesen werden, welcher Anteil des Roh-Biogases rein rechnerisch für die Erzeugung von Biokraftstoffen genutzt wird. Auf diese Weise kann die Herstellung von Flugzeugtreibstoff aus Biomasse wirtschaftlich interessant werden.“

Aiwanger zufolge unterstützt der Freistaat Bayern seit mehreren Jahren tatkräftig Überlegungen und Planungen zum Aufbau von Demonstrationsanlagen und industriellen Produktionsanlagen für erneuerbare Flugkraftstoffe. „Leider legt der Bund Unternehmern und Investoren immer wieder Steine in den Weg. Wir brauchen freie Fahrt für Innovationen und Investitionen.“ Die massenbilanzielle Abrechnung von Biomethan erfolgt über entsprechende Herkunftsnachweise. Hier gibt es bereits etablierte Zertifizierungs- und Datenbanksysteme, in denen beispielsweise die Anrechnung von Biomethan auf die Kraftstoffquote geregelt sind. Dies könnte als Vorbild für die bilanzielle Teilung von Roh-Biogas dienen.

Stichwort Wasserstofftankstellen

Nach Angaben des Bayerischen Wirtschaftsministeriums geht Anfang Juni das Bayerische Förderprogramm zum Aufbau einer Wasserstofftankstelleninfrastruktur in eine neue Runde. Damit sind neuerdings auch Wasserstofftankstellen für Pkw förderfähig. Projektskizzen können bis 15. Juli 2024 eingereicht werden. Das Bayerische Wirtschaftsministerium empfiehlt allen Interessenten, sich zeitnah mit dem Projektträger Bayern Innovativ abzustimmen.

„Nur wenn der Treibstoff in der Fläche zur Verfügung steht, werden auch Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb gekauft. Dieses Henne-Ei-Problem kennen wir bereits aus der Elektromobilität. Mit unserem Förderprogramm gehen wir das an. Die Nachfrage gibt uns Recht: Alle drei bisherigen Förderaufrufe in den Jahren 2022 und 2023 waren stark überzeichnet“, teilte Aiwanger mit. Seit dem ersten Förderaufruf im März 2022 wurden inzwischen 23 Förderbescheide für Tankstellen in ganz Bayern ausgestellt. Die ersten drei Tankstellen sind in Betrieb, weitere folgen in Kürze.

Sorgen macht dem Energieminister allerdings, dass der Bund zahlreiche Förderprogramme im Wasserstoffbereich ausgesetzt hat. Besonders betroffen sind Wasserstoffbusse und -Nutzfahrzeuge. „Der Ausfall der Bundesprogramme schadet der bayerischen Wasserstoffwirtschaft. Viele Betriebe haben mit dem Geld vom Bund gerechnet und sind in Vorleistung gegangen“, erläuterte Aiwanger und fordert die Bundesregierung daher auf, die entsprechenden Förderprogramme weiterzuführen. „Genau das hat der Bund in der Fortschreibung der nationalen Wasserstoffstrategie angekündigt und muss jetzt liefern. Andernfalls gefährdet die Bundesregierung den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Bayern und ganz Deutschland“, machte Aiwanger deutlich.

Die Errichtung öffentlicher Tankstellen wird mit bis zu 90 Prozent, die von betriebsinternen Tankstellen mit 40 Prozent der zuwendungsfähigen Investitionskosten unterstützt. Der Freistaat hatte ein solches Förderprogramm als erstes Bundesland bereits im Oktober 2020 aufgelegt.

DK

 

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