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(GZ-13-2024 - 4. Juli)
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► Arbeitsministerin Scharf und Finanzminister Füracker:

 

Länger arbeiten und dabei Steuern sparen

Forderung an den Bund: Einstieg in flexibleren Renteneintritt ermöglichen

 

Die Bayerische Staatsregierung sieht vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des sich verschärfenden Fachkräftemangels den Bedarf, zusätzliche Anreize für ein längeres, freiwilliges Arbeitsleben zu schaffen. Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf und Finanzminister Albert Füracker haben sich dazu an Bundessozialminister Hubertus Heil und Bundesfinanzminister Christian Lindner gewandt.

Die bayerische Arbeitsministerin Ulrike Scharf betont: „Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist durch den sich verschärfenden Arbeits- und Fachkräftemangel zunehmend gefährdet. Bis 2036 gehen 13 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Rente. Wir brauchen deshalb gezielte Anreize, die motivieren, möglichst lange zu arbeiten. Es muss attraktiv werden, länger am Arbeitsleben teilzuhaben. Besonders in den Blick genommen werden müssen dabei Menschen, die noch keine Altersrente beziehen, obwohl sie die Regelaltersgrenze bereits erreicht haben. Sie müssen steuerlich entlastet werden.“

Wertvolles Potenzial älterer Generationen

Finanz- und Heimatminister Albert Füracker sagt: „Der Fachkräftemangel und der demografische Wandel sind zentrale Herausforderungen für die Wirtschaft und unsere Gesellschaft gleichermaßen. In Bayern setzen wir uns dafür ein, dass die Lebensleistung jedes Einzelnen anerkannt und gewürdigt wird und jeder die Möglichkeit hat, seinen Lebensabend aktiv und selbstbestimmt zu gestalten. Innovative Anreize sind daher das Mittel der Wahl, um einen längeren Verbleib im Arbeitsleben zu erzielen und die wertvollen Potenziale älterer Generationen zu erschließen! Wer trotz Erreichens der Regelaltersgrenze und bestehenden Rentenanspruchs durch Arbeit Wachstum und Wohlstand in unserem Land fördert, hat eine steuerliche Entlastung nach dem Vorbild des Altersentlastungsbetrags mehr als verdient.“

Arbeitsministerin Scharf erklärt weiter: „Chancen und Risiken für den Arbeitsmarkt und unser Sozialversicherungssystem sind bei unterschiedlichen Maßnahmen immer abzuwägen. Es darf kein Konflikt zwischen der erwerbstätigen Generation und der Renten-Generation entstehen. Wir brauchen Stabilität im Rentensystem bei gleichzeitig größtmöglicher Flexibilität und Generationengerechtigkeit.“

Im gemeinsamen Brief an Bundesminister Heil und Bundesminister Lindner betonen Scharf und Füracker, es sei ihnen ein großes Anliegen, auch die Potenziale älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durch möglichst lange Erwerbstätigkeit zu nutzen. Dafür bedürfe es allerdings entsprechender Anreize. Beide Minister würdigen, dass durch die Aufhebung der Hinzuverdienstgrenzen und den Rentenzuschlag bei Verschieben des Renteneintritts sozialversicherungsrechtlich die ersten Weichen gestellt worden seien. Dennoch bleiben große Herausforderungen. Der tatsächliche Renteneintritt liegt im Schnitt noch substantiell unter der gesetzlichen Regelaltersgrenze.

Die Bundesregierung wird aufgerufen, diesen Vorschlag zu prüfen. „Wir sehen darin das Potenzial, einen Beitrag zur Stärkung der Sozialversicherung zu leisten“, so Scharf und Füracker. Es könnte zudem der Einstieg in eine stärkere Flexibilisierung des individuellen Rentenbeginns sein – und das, ohne ein gesetzlich fixiertes Renteneintrittsalter aufgeben zu müssen.

Stimme der Wirtschaft

Die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. hebt angesichts eines Kongresses die Bedeutung Älterer für den erwirtschafteten Wohlstand in Deutschland und den Wert älterer Menschen in den Unternehmen hervor. vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt kommentiert: „Ältere Mitarbeiter bringen Leistungsstärke und viel Erfahrung ein. Von ihrem Wissen profitieren auch die jüngeren Erwerbstätigen und letztendlich die Betriebe selbst. Es ist uns ein Anliegen, Leistungsbereitschaft im Alter wertzuschätzen. Die Unternehmen sind auch angesichts des sich verschärfenden Arbeitskräfte- und Fachkräftemangels auf qualifiziertes, erfahrenes Personal angewiesen. Denn bis Mitte der 30er Jahre wird die Zahl der über 67-Jährigen in unserem Land deutlich ansteigen. Jeder Vierte wird dann zur älteren Generation gehören. Für uns ist deshalb klar: Auf den demografischen Wandel müssen wir mit einem Mentalitätswandel zur Arbeit im Alter reagieren.“

Um diesen Wandel zu gestalten, fordert die vbw die passenden politischen Rahmenbedingungen: „Das Erreichen der Regelaltersgrenze darf nicht mehr zwangsläufig das Ausscheiden aus dem Beruf bedeuten. Die abschlagsfreie Rente mit 63 muss auslaufen. Außerdem ist eine sachliche Diskussion über die Anpassung des Renteneintrittsaltes im Verhältnis zur Entwicklung der Lebenserwartung überfällig. Gleichzeitig muss die Beschäftigung Älterer zu beiderseitigem Vorteil vereinfacht werden. Dazu gehört die Möglichkeit einer befristen Beschäftigung von Menschen im Ruhestand sowie das Streichen einiger hemmender Sozialabgaben“, erklärt Brossardt und führt aus: „Von den 65- bis 69-Jährigen sind in Deutschland knapp 18 Prozent erwerbstätig. In Schweden sind es fast 26 und in Norwegen fast 29 Prozent. In Japan ist sogar die Hälfte der Menschen in dieser Altersgruppe erwerbstätig. Der Vergleich zeigt, dass eine längere Erwerbstätigkeit oder die Weiterarbeit trotz Rentenbezug entscheidende Stellschrauben sind, an denen wir hierzulande drehen können. Denn auch jenseits des Renteneintrittsalters sind viele Menschen in unserem Land arbeitswillig, leistungsfähig und tatkräftig – darauf können wir stolz sein.“

Die vbw hat gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie das Projekt „Talente in Rente“ ins Leben gerufen. Es bringt Ruheständler, die weiterhin Interesse an einer Erwerbstätigkeit haben, mit Unternehmen zusammen, bei denen Personalbedarf besteht. Derzeit sind mehr als 140 Unternehmen und über 1.000 Ruheständler auf der Plattform registriert.

 

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