(GZ-14-2024 - 18. Juli) |
► VDV-Jahrestagung in Düsseldorf: |
Der Mensch im Mittelpunkt |
Welchen Stellenwert das Thema Personal hat, wenn es um die Frage der Zukunftsfähigkeit des öffentlichen Personen- und Schienengüterverkehrs geht, machte die diesjährige VDV-Jahrestagung in Düsseldorf mit über 850 Teilnehmern deutlich. Die dreitägige Veranstaltung stand unter dem Leitmotiv „Menschen im Fokus – Fachkräfte, Fahrgäste, Vielfalt“.
In den Fachforen wurden die aktuellen Herausforderungen und Veränderungen in der Branche diskutiert: Im Fachforum Technik standen die Herausforderungen der Transformation zur Nachhaltigkeit durch neue Technologien im Vordergrund. Im Fachforum Eisenbahnverkehr ging es um die Zwischenbilanz des Projekts InfraGo, die Finanzierung der Schieneninfrastruktur sowie den Stand und die Perspektiven der Sanierung und des Ausbaus des Netzes.
Fachforen
Über Klimaschutz und Daseinsvorsorge durch Leistung und Qualität im öffentlichen Verkehr sowie die entscheidende Rolle einer auskömmlichen Finanzierung wurde im Fachforum ÖPNV erörtert. Im Forum „ÖPNV intensiv“ drehte sich alles um die Zukunft des Deutschland-Tickets und die Notwendigkeit von Planungssicherheit für die Verkehrsunternehmen. Bei den Spartentreffen standen der Ausbau und die Modernisierung städtischer Schienenbahnen ebenso auf der Agenda wie das autonome Fahren im Öffentlichen Verkehr.
Bezugnehmend auf das Leitmotiv der Jahrestagung stellte VDV-Präsident Ingo Wortmann die Ergebnisse aus der VDV-Branchenumfrage Personal vor: „Wir sehen ein gesteigertes Interesse der Bewerberinnen und Bewerber, für Bus und Bahn zu arbeiten und insgesamt mehr Bewerbungen. Gleichzeitig geben 74 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie 2023 mehr Kolleginnen und Kollegen eingestellt haben als noch im Vorjahr, bei dem wir bereits sehr hohe Werte hatten. Wir können sagen: Die deutschlandweiten Einstellungsoffensiven laufen auf Hochtouren – und das müssen sie auch, denn es ist noch ein weiter Weg, die demografisch verursachten Effekte wettzumachen und uns personell aufzustellen für Angebotsausbau und Mobilitätswende“, betonte Wortmann.
VDV-Branchenumfrage 75 Prozent der befragten Mitgliedsunternehmen des öffentlichen Personen- und des Schienengüterverkehrs gaben an, dass der Personalbedarf zugenommen habe – 23 Prozent davon geben sogar „stark zugenommen“ an. Drei Viertel haben insgesamt mehr eingestellt als noch im letzten Jahr. Mehr als ein Viertel der Unternehmen hat über 15 Prozent Personal neu eingestellt. Am dringlichsten wird laut VDV-Branchenumfrage „Personal im Fahrdienst“ gesucht, gefolgt von „gewerblich-technischem Personal“.
Personalsuche in allen Bereichen
Wortmann: „Aber man kann hinschauen, wo man will, wir suchen in allen Bereichen!“ Tatsächlich ist der Bedarf an Ingenieurinnen und Ingenieuren, IT-Spezialisten, beim kaufmännischen Personal sowie bei „Auszubildenden auf einem vergleichbar hohen Niveau.
Die Unternehmen prognostizieren in der VDV-Branchenumfrage Personal, dass sie die Zahl ihrer Mitarbeiter bis 2030 um rund 21 Prozent erhöhen müssen, um den politisch geforderten Wachstumszielen der Verkehrswende genügen zu können – ein Aufwuchs, der zusätzlich zu den Folgen des demografischen Wandels kommt: Die Branche geht davon aus, dass bis 2030 jährlich ca. 4.000 bis 6.000 Fachkräfte in den Ruhestand wechseln werden, schon jetzt gehen Branchenfachleute davon aus, dass bereits rund 20.000 Busfahrerinnen und -fahrer im ÖPNV bei den öffentlichen und privaten Busunternehmen in Deutschland fehlen.
Viel Potenzial bei Rekrutierung im Ausland
Rund 100.000 Busfahrerinnen und -fahrer befinden sich hierzulande aktuell in gewerblichen Beschäftigungsverhältnissen im ÖPNV. Dabei gaben fast die Hälfte der Unternehmen an, aus personellen Gründen den Betrieb zumindest zeitweilig eingeschränkt zu haben. „Der Altersdurchschnitt ist im Fahrdienst laut Branchenumfrage mit über 50 Jahren nochmal deutlich höher als im technischen Bereich oder in der Verwaltung mit je rund 45 Jahren“, stellte der VDV-Präsident fest. Nur 13 Prozent der Unternehmen rekrutieren bereits aktiv im Ausland – der am häufigsten angegebene Grund, dies noch nicht zu tun: Die Personalabteilungen schätzen ein, ihren Bedarf am heimischen Arbeitsmarkt decken zu können. Wortmann zufolge „müssen wir uns die Arbeitsmarktdaten kritisch anschauen, ob das künftig reicht. Auch bei der Rekrutierung im Ausland gibt es noch viel Potenzial, das wir als Branche gemeinsam heben können.“
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