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(GZ-20-2024 - 24. Oktober)
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► Halbjahresbilanz bayerischer Volks- und Raiffeisenbanken:

 

Stark durch Resilienz und Solidität

 

Trotz einer lahmenden konjunkturellen Entwicklung und der zunehmenden Bürokratie, die Finanz- und Realwirtschaft gleichermaßen belasten, sorgen die Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern für positive Nachrichten: Wie Stefan Müller, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern, bei der Präsentation der Halbjahreszahlen in München hervorhob, seien die VR-Banken in Bayern weitergewachsen und hätten somit ihre „Resilienz und Solidität“ unter Beweis gestellt.

Pressekonferenz in München mit GVB-Präsident Stefan Müller (r.) und GVB-Vorstandsmitglied Alexander Leißl. Bild: CH
Pressekonferenz in München mit GVB-Präsident Stefan Müller (r.) und GVB-Vorstandsmitglied Alexander Leißl. Bild: CH

Trotz eines schwierigen Umfelds stiegen die Ausleihungen zwischen Januar und Juni um 0,9 Prozent. Gegenüber Juni 2023 habe das Kreditvolumen sogar um 2,2 Prozent zugenommen, erläuterte GVB-Vorstandsmitglied Alexander Leißl: „Die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken stehen solide da und konnten damit zuverlässig die Kundinnen und Kunden mit Krediten und Finanzdienstleistungen versorgen.“ Das Neugeschäft mit Unternehmenskrediten belief sich auf 6,4 Milliarden Euro und lag damit leicht über dem Vorjahreswert von 6,3 Milliarden Euro. Allerdings zeigt sich hier die Auswirkung der schwachen Konjunktur, da dieser Wert im ersten Halbjahr 2022 noch bei 8,3 Milliarden Euro lag.

Das Neugeschäft mit Wohnungsbaukrediten an private Haushalte stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 5,7 Milliarden Euro auf 6,2 Milliarden Euro. Trotz leichtem Aufwärtstrend bleibt das Neugeschäft jedoch deutlich hinter den Vorjahren zurück. Im ersten Halbjahr 2022 wurden noch 12,2 Milliarden Euro neue Wohnungsbaukredite an private Haushalte vergeben.

Impulse für Wohnungsbau

Wie Leißl ausführte, seien Impulse für den Wohnungsbau unumgänglich. Mit verbesserten Abschreibungsmöglichkeiten und steuerlichen Anreizen habe die Bundesregierung bereits Schritte in die richtige Richtung getan. Angesichts des hohen Wohnungsbedarfs reichten diese aber noch nicht aus. „Wir können als Gesellschaft nicht unbeteiligt zusehen, wenn sich immer weniger Menschen eigenen Wohnraum und somit eine wesentliche Säule zu ihrer Altersvorsorge leisten können“, ergänzte Präsident Müller. Erfreulich ist aus Sicht des GVB das nach wie vor hohe Interesse der Kunden der Volks- und Raiffeisenbanken an Wertpapieren. 56.000 neue Depots richteten die Banken im ersten Halbjahr ein. „In Deutschland entwickelt sich langsam eine Aktionärskultur“, erläuterte Leißl. „Wertpapiere sind ein sinnvoller Weg, um Vermögen aufzubauen und an der internationalen Wirtschaftsentwicklung zu partizipieren.“

Ungebrochen ist zudem der Trend der Umschichtung von Sicht- in Termineinlagen. „Die Volks- und Raiffeisenbanken bieten ihren Kundinnen und Kunden attraktive Anlageformen, die auf großes Interesse stoßen“, kommentierte der GVB-Vorstand diese Entwicklung. Während Sichteinlagen um 3,3 Prozent zurückgingen, legten Termineinlagen um 17,3 Prozent zu. Insgesamt wuchsen die Kundengelder seit Jahresanfang um 0,1 Prozent auf 158,7 Milliarden Euro.

Ruf nach wirtschaftlichen Aufbruchsignalen

Verhalten bleibt allerdings der weitere Ausblick: „Die Wirtschaft in Deutschland stagniert, es fehlt an Dynamik. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer, insbesondere im Mittelstand, wollen anpacken. Sie sehen sich aktuell großen Herausforderungen gegenüber, wie der demografischen Entwicklung, Digitalisierung und der Dekarbonisierung der Wirtschaft. Sie müssen ihre Kraft darauf verwenden, diesen Herausforderungen zu begegnen. Die Politik konzentriert sich zu sehr auf kleinteilige Vorgaben, anstatt einen klaren wirtschaftspolitischen Rahmen zu setzen“, mahnte Müller. „Es braucht dringend wirtschaftliche Aufbruchsignale und keine weiteren Verteilungsvorschläge und Streitigkeiten in Berlin. Das bestätigen uns auch immer wieder Verbandsmitglieder aus der Realwirtschaft.“

An einem entschlossenen Abbau von Bürokratie, wie überbordenden Informations- und Dokumentationspflichten auf allen Ebenen, führt aus Sicht des Verbands kein Weg vorbei. „In Deutschland schlummern ungenutzte Potenziale, die jedoch derzeit in Bürokratie verpuffen“, kritisierte der Präsident. Wie sich bürokratische Auflagen im Bankenbereich abbauen lassen, zeigten 36 konkrete Vorschläge, die der GVB nun entwickelt habe. Unter dem Leitbild, den mündigen Verbraucher in den Mittelpunkt zu stellen, zählten dazu:

  • Informationsflut für Verbraucher reduzieren: Merkblätter vereinfachen, vereinheitlichen oder streichen
  • Bürokratie in der Bank-Kundenbeziehung abbauen: echter Verbraucherschutz statt Papierberge
  • Verhältnismäßige Regulierung im Aufsichtsrecht: unnötige Meldeauflagen abschaffen.

„Diese Empfehlungen stammen aus der Praxis und lassen sich ohne Mühe schnell umsetzen. Das wäre ein wertvoller Beitrag, um Kreditinstitute zu entlasten und ihnen wieder mehr Raum für ihre eigentliche Aufgabe zu geben - die Finanzierung des Mittelstands und insbesondere dessen nachhaltiger und digitaler Transformation“, betonte Müller.

Als eine der großen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen betrachtet der GVB die demografische Entwicklung in Deutschland. Mit ihr wachse die Notwendigkeit, die Altersvorsorge für die breite Bevölkerung auf eine neue Basis zu stellen. Der Vorschlag aus der Regierungskoalition für ein Altersvorsorgedepot biete hierzu einen vielversprechenden Ansatz. „Ein Altersvorsorgedepot wäre eine sinnvolle Weiterentwicklung der privaten Altersvorsorge. Auch wenn viele Details noch offen sind: Mehr Flexibilität und weniger Bürokratie führen zu höheren Renditen und gewährleisten Teilhabe an der Entwicklung der Wertpapiermärkte“, erklärte Müller.

Angesichts der Schuldenkrise der BayWa beruhigte der GVB die Kunden der Volks- und Raiffeisenbanken: Selbst wenn die Beteiligung der Genossenschaftsbanken an dem Agrarhandelskonzern Verluste einbringen sollte, hätte das keinen Einfluss auf die Stabilität der bayerischen VR-Banken, stellte Präsident Müller klar. „Wir könnten Verluste gut verkraften.“ Knapp über 90 Prozent der 184 bayerischen VR-Banken sind über die Beteiligungsgesellschaft BRB Miteigentümer der BayWa.

Abschließend teilte der GVB-Chef mit, dass 2025 zum „Internationalen Jahr der Genossenschaften“ gekürt worden sei. Das Motto laute: „Genossenschaft gestalten, bessere Zukunft für alle“. Das nächste Jahr gelte es zu nutzen, um Genossenschaften zu fördern sowie das Bewusstsein für ihren Beitrag zur Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung und zur allgemeinen sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung zu schärfen und in die Welt zu tragen. 2,8 Millionen Menschen sind Mitglied einer bayerischen Genossenschaft. Damit gehört rechnerisch mehr als jede fünfte im Freistaat lebende Person einer Genossenschaft an.

DK

 

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