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(GZ-20-2024 - 24. Oktober)
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► VDV und Allianz pro Schiene:

 

Vorschläge zur Reaktivierung von Bahnstrecken

 

Die Diskussion um die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken in Deutschland hat in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels, der wachsenden Verkehrsdichte auf Straßen und der Notwendigkeit, umweltfreundliche Mobilitätslösungen zu fördern, haben der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und die Allianz pro Schiene nach zwei Jahren nun wieder aktualisierte Vorschläge zur Reaktivierung von Schieneninfrastruktur unterbreitet. Beide Verbände fordern, Planungsverfahren zu beschleunigen und Fördermittel aufzustocken.

Neu auf der Vorschlagsliste hinzugekommen sind 74 Strecken mit insgesamt 949 Kilometern. Aus Sicht von VDV-Fachmann Martin Henke „ist es klar, dass mit Reaktivierungen allein wir die großen ökonomischen und verkehrlichen Herausforderungen in Deutschland nicht bewältigen werden – und doch warten wir inzwischen bei 325 Strecken mit 5.426 Kilometern Länge auf die Umsetzung der Reaktivierung. Das könnte die Wirtschaft gerade auf regionaler Ebene erheblich stärken.“ Im gesamten Jahr 2024 werden voraussichtlich nur 30 Kilometer Schienenwege reaktiviert.

Schienenanbindung gewünscht

„Angesichts dieses Schneckentempos müssen Bund und Länder dringend mehr tun, um Initiativen vor Ort zu unterstützen. Die Menschen wollen eine Schienenanbindung. Gerade für den Schienengüterverkehr gibt es großes Potenzial“, machte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, deutlich. 379 Städte und Gemeinden ohne Zugang zum Schienenverkehr könnten durch die vorgeschlagenen Reaktivierungen wieder Anschluss an das Bahnnetz erhalten – allein in diesen Kommunen wohnten mehr als 3,8 Millionen Menschen.

Derzeit sind in Deutschland 123 der 900 Mittelzentren ohne Anschluss an die Eisenbahn, U-Bahn, Stadtbahn oder Straßenbahn, darunter 13 Kreisstädte. In 119 der nicht angeschlossenen Mittelzentren sind für die Eisenbahn gebaute, aber nicht mehr genutzte Trassen vorhanden. Für 72 dieser Mittelzentren schlagen VDV und Allianz pro Schiene eine Wiederanbindung an den Eisenbahnverkehr vor, bei 13 weiteren empfehlen sie eine vertiefte Prüfung. Allein in diesen Zentren leben über 1,4 Millionen Einwohner.

„Im so genannten Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) haben die Verkehrsunternehmen mehr Infrastrukturprojekte zur Förderung angemeldet als je zuvor“, informierte Martin Henke. Das Gesetz sei im Jahr 2020 novelliert und in diesem Zuge finanziell aufgestockt worden. Dadurch sei inzwischen eine Verdreifachung der angemeldeten Projekte zu verzeichnen. Zuletzt waren im GVFG insgesamt 407 Projekte aus den Bereichen „Grunderneuerung“, „Reaktivierung“, „Elektrifizierung“ und „Bahnhöfe, Stationen, Haltestellen“ angemeldet.

Henke zufolge „müssen wir sehen, dass der enorme finanzielle Bedarf bei der maroden Infrastruktur in Deutschland finanziell abgedeckt wird – alles andere schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland. Die Erhöhung der Fördermittel im GVFG auf drei Milliarden jährlich ab 2025 hätte eine extreme Hebelwirkung, um unsere Infrastrukturen noch schneller und konsequenter mit Blick auf die Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehrssektor um- und ausbauen zu können.“

DK

 

 

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