Fachthemazurück

(GZ-22-2016)
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Praxisforum Geothermie.Bayern in München:
 
Potenziale ausschöpfen
 
Der Ausbau der tiefen Geothermie in Bayern kommt wieder in Schwung. Unter den verbesserten politischen Rahmenbedingungen tauschten sich beim 4. Praxisforum Geothermie.Bayern im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München über 170 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Industrie, der Energie- und Finanzbranche sowie Gemeindevertreter wieder über Neuheiten, praktische Erfahrungen, und gesetzliche Änderungen in der tiefen Geothermie aus.

Im Juli dieses Jahres hat das neue Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) den Bundestag und Bundesrat endgültig passiert. Von einer Ausschreibungspflicht für die tiefe Geothermie wurde abgesehen. Der Degressionsbeginn für die Einspeisevergütung für Elektrizität aus Geothermie hat sich auf das Jahr 2021 verschoben. Nahezu zeitgleich wurde das Kumulierungsverbot für die tiefe Geothermie von einer KfW-Finanzierung mit EEG-Einspeisevergütungen von der EU-Kommission aufgehoben, wie Schirmherrin Ilse Aigner, Bayerische Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, in ihrem Grußwort unterstrich. Für die tiefe Geothermie sind dies erfreuliche Zeichen, bedeutet die EEG-Novelle 2017 doch eine deutliche Investitionssicherheit für geplante und in Bau befindliche Projekte.

Tiefengeothermie

Die Keynotes und Vorträge in den Fachforen umspannten alle wichtigen Aspekte rund um die tiefengeothermische Nutzung in Bayern und gaben Einblick in gesetzliche und technische Neuerungen, bestehende Herausforderungen und Erfahrungswerte aus der Praxis. So stellte Ministerialrat Rainer Zimmer vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, die Schwerpunkte der Neuerungen im Rahmen der Fracking-Gesetzgebung und deren Folgen für die Geothermie ausführlich dar.

Benjamin Richter von der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner erläuterte die nötigen Voraussetzungen für das Engagement von Investoren. Bürgermeister Norbert Seidl (Stadt Puchheim) zeigte anhand von geoPEX Puchheim die Bedeutung von Transparenz und Dialog bei geplanten Geothermieprojekten auf.

Preismodelle, technische Neuerungen, Entwicklungen und Erfahrungen in der geothermischen Stromerzeugung und Wärmenutzung sowie bohrtechnische Herausforderungen und neue Projekte wurden in einzelnen Fachforen präsentiert. In einem Forum stellten Vertreter von Erdwärme Bayern bzw. Enel unter anderem das Projekt in Weilheim sowie das Forschungsprojekt Geretsried vor. In einem weiteren Forum wurde über Geothermie-Projekte in Erding, Unterföhring und Freiham berichtet; außerdem stellte Helmut Mangold von der Innovativen Energie in Pullach das neue Preismodell vor.

Bernd Kapp von Harden Schaden-Support informierte über die Entwicklungen bei den eingesetzten Tauchkreiselpumpen, während Dr. Christian Hecht (Stadtwerke München)  erste Ergebnisse der groß angelegten urbanen 3D Seismik in München präsentierte. Zudem wurde über Risikominimierung, Anreize für Investoren und nötige Hausaufgaben, die die Energieunternehmen bei der Planung von geothermischen Projekten machen müssen, diskutiert. Einig waren sich dabei alle, dass das Bayerische Molassebecken die besten Bedingungen für Tiefengeothermie in Mitteleuropa bietet: eine fast 100-prozentige Fündigkeitsrate bei Bohrungen, eine stabile politische Lage und die nötigen gesetzlichen Voraussetzungen.

Derzeit sind in Oberbayern 22 Geothermieanlagen im Betrieb, jeweils vier im Bau und im fortgeschrittenen Planungsstadium. Die weiter zunehmende Attraktivität zeigen auch die im Oktober begonnenen Bohrarbeiten in Weilheim und die von den Stadtwerken München bekanntgegebene Bauvorbereitung für die geplante Geothermieanlage auf dem Gelände des Heizkraftwerks Süd.

Investoren wiesen darauf hin, dass sowohl Projektinhaber als auch die Industrie Hausaufgaben machen müssten, um die Anreize für Kapitalgeber zu erhöhen. Dazu zählten beispielsweise eine transparentere Risikoaufteilung, Kapitalreserven für die Sicherstellung des Cash-Flow oder auch ganz konkret die Verfügbarkeit von Pumpen und damit eine Minimierung von Ausfallzeiten. Grundsätzlich sei der Ausblick für den momentan aktivsten Geothermiemarkt Mitteleuropas durchweg positiv.

DK

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