(GZ-24-2024 - 19. Dezember) |
► Ausblick der BayernLB für das Jahr 2025: |
Politischer Stresstest |
Der Chefvolkswirt der BayernLB Dr. Jürgen Michels lud jüngst zum RoundTable „Konjunktur und Finanzmärkte“. Laut Michels haben die Finanzmärkte auf das eindeutige Ergebnis der US-Wahlen mit Erleichterung reagiert. Für 2025 erwartet die Landesbank einen volatilen Verlauf an den Märkten. Zudem werde die tatsächliche Umsetzung der Trump-Politik für Überraschungen sorgen. Die angespannte Situation in den Kriegsgebieten in der Ukraine und im Nahen Osten werde sich nicht in Wohlgefallen auflösen und zumindest kurzfristig zu Marktturbulenzen führen.
Eingeschränkter Handlungsspielraum
Die wirtschaftliche Entwicklung, sowohl in den USA als auch weltweit, wird maßgeblich von den Maßnahmen der Trump-Administration beeinflusst werden, insbesondere in den Bereichen Migration und Zollpolitik. Obwohl in einigen Fällen Zölle durch Handelsabkommen gemildert oder vermieden werden können, wird dies voraussichtlich nicht die Regel sein. Stattdessen sind Gegenmaßnahmen anderer Länder zu erwarten, was den globalen Handel und die Konjunktur bremsen sowie den Inflationsdruck erhöhen könnte.
Diese Entwicklungen schränken dann nicht nur den Handlungsspielraum der US-Notenbank (Fed), sondern auch den der Europäischen Zentralbank (EZB) ein. Experten prognostizieren daher ein Ende der Zinssenkungen im ersten Halbjahr 2025. Zudem könnte ein übermäßiger Anstieg der Staatsverschuldung in den USA und Europa zu höheren Risikoprämien führen, was die Finanzierungskosten für den Privatsektor erhöht und Investitionen hemmt.
Positive Impulse
Trotz dieser Herausforderungen gibt es positive Impulse: Steigende Realeinkommen, sinkende kurzfristige Finanzierungskosten und ein Konjunkturpaket in China, das positive Effekte auf die heimische Wirtschaft hat, lassen darauf schließen, dass die globale Konjunktur insgesamt nur leicht abschwächen wird.
Die neue Bundesregierung sieht sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert. Die wirtschaftlichen, geopolitischen und strukturellen Rahmenbedingungen sind alles andere als günstig, und kurzfristige Veränderungen scheinen kaum möglich. Vor diesem Hintergrund wird es zunehmend dringlicher, die Weichen für eine mittelfristige Stärkung des Standorts Deutschland zu stellen.
Erforderliche Maßnahmen
Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, sind umfassende Maßnahmen erforderlich. Dazu zählen der Abbau von Bürokratie, die Förderung von Innovationen sowie wettbewerbsfähige Unternehmenssteuern. Auch eine verlässliche Dekarbonisierungsstrategie und die Modernisierung der Infrastruktur spielen eine entscheidende Rolle.
Ein zentraler Aspekt dieser Strategie wäre eine gezielte Anpassung der Schuldenbremse. Diese sollte idealerweise mit einem Einfrieren der Sozialausgaben über mehrere Jahre verbunden werden. Nur durch solche Maßnahmen kann Deutschland den Herausforderungen der Zukunft angemessen begegnen und seine Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Bundesregierung in der Lage ist, diese notwendigen Schritte einzuleiten und damit den Standort Deutschland zukunftsfähig zu machen.
MH
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