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(GZ-24-2024 - 19. Dezember)
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► Der Digitale Euro:

 

Echter Mehrwert oder Büchse der Pandora?

 

Kürzlich luden die Jungen Unternehmer im Wirtschaftsbeirat Bayern (WBU) und der Münchner Presseclub zu einer Podiumsdiskussion zum Thema Digitaler Euro. Vorstandsmitglied Constanze von Hassel begrüßte die zahlreich erschienenen Besucher.

 V.l.: Vinzent Ellissen, Vorstand Junger Wirtschaftsbeirat Bayern, Dr. Uwe Brückner, Präsident Presseclub München e.V., Markus Ferber, MdEP, Constanze von Hassel, Vorstandsmitglied Presse- club München e.V. und Prof. Dr. Franz-Christoph Zeitler, Vorsitzender Ausschuss Finanzmärkte Wirtschaftsbeirat Bayern und Vizepräsident der Deutschen Bundesbank a.D. Bild: MH
V.l.: Vinzent Ellissen, Vorstand Junger Wirtschaftsbeirat Bayern, Dr. Uwe Brückner, Präsident Presseclub München e.V., Markus Ferber, MdEP, Constanze von Hassel, Vorstandsmitglied Presseclub München e.V. und Prof. Dr. Franz-Christoph Zeitler, Vorsitzender Ausschuss Finanzmärkte Wirtschaftsbeirat Bayern und Vizepräsident der Deutschen Bundesbank a.D. Bild: MH

Nach den Worten von Vinzent Ellissen vom WBU hätte eine digitale Zentralbankwährung (CBDC) große Chancen und wenige Risiken, sofern sie denn richtig aufgesetzt wird. Laut Plan der EZB soll die Währung für die Nutzer kostenlos sein und das würde zu Kosteneinsparungen pro Transaktion bzw. einer größeren Unabhängigkeit von VISA, Mastercard und Paypal bzw. den USA führen. Er rief dazu auf hier die Nutzer nur nicht zu vergessen, um ein erneutes DE-Mail Desaster zu vermeiden. Weiter wäre es wichtig, keine digitale Mimikry zu betreiben, sondern gerade die echten digitalen Vorteile nun auszuspielen. Die Technik müsse offen sein (Open-Source) und die EZB solle bloß keine nächste Monopol-App erstellen. Das müssen die Marktteilnehmer schon selbst machen.

Laut MdEP Markus Ferber verliert das Bargeld seit Corona stark an Bedeutung, soll aber auf keinen Fall abgeschafft werden. Laut EU-Kommission soll das digitale Geld offlinefähig sein, nichts kosten und einfach zu handhaben sein. Die EU plane im Moment eine Anwendung für Endkunden. Er selbst halte allerdings – wenn überhaupt – eine B-2-B-Anwendung gerade am Anfang für sinnvoller. Ein Wallet soll stets mit einem Girokonto verbunden und maximal mit 3.000 Euro zu befüllen sein. Dieses Geld wäre allerdings für Banken nicht beleihbar. Einen Zeitplan für die Einführung gibt es noch nicht. Vor Ablauf des Jahrzehnts sieht Ferber hier keine Fortschritte, gerade auch weil jüngst beschlossen wurde, dass SEPA-Überweisungen in Zukunft „instant“ und das kostenlos zu passieren haben.

Da es sich hier um ein Zentralbankgeld handeln würde, müsste man den Digitalen Euro nach Einschätzung von Prof. Dr. Franz-Christoph Zeitler, Vizepräsident der Deutschen Bundesbank a.D., perfekt aufsetzen. Zeitler selbst sieht große Unsicherheiten. Sollte dieses Geld programmierbar sein, wäre einem Missbrauch durchaus Tür und Tür geöffnet. Er empfinde es auch so, dass unser Leben mit der Währung bereits extrem digital sei und sich nur wenige Vorteile eröffnen. Die Auswirkungen auf den gesamten Bankensektor und auf das Bargeld selbst müssten beachtet werden. In Zeiten von KI und Quantencomputern wären die Sicherheit und der Schutz der Privatsphäre zumindest zu hinterfragen. Wenn überhaupt, dann rät Prof. Zeitler zu einem Modell wie in der Schweiz: Pilotversuch mit einer digitalen Wholesale-Währung für den Industriebereich. Die Büchse der Pandora sieht er nicht geöffnet, aber für ganz ungefährlich hält er die Entwicklungen nicht.

MH

 

 

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