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(GZ-5-2017)
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Klimaschutzpolitik:
 
European Energy Award für sechs bayerische Kommunen
 

European Energy Award

Strahlende Gesichter bei der Verleihung des European Energy Awards für bayerische Städte und Gemeinden. Unser Bild zeigt von links Josef Wölfle (1. Bürgermeister von Haldenwang), Walter Schnell (1. Bürgermeister von Kammerstein), Leonard Meyer (Bundesgeschäftsstelle European Energy Award), Reinhard Junginger (Stellvertreter von Neu-Ulms Oberbürgermeister Gerold Noerenberg), Martin Sambale (Geschäftsführer Energie- und Umweltzentrum Allgäu), Dr. Gerd Müller (Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), Thomas Kiechle (Oberbürgermeister der Stadt Kempten), Gerhard Hock (1. Bürgermeister von Durach) und Matthias Kaiser (Stadtrat in Lindau in Vertretung von Oberbürgermeister Dr. Gerhard Ecker). Bild: eza!

Bei einem Festakt in Kempten hat der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Gerd Müller, den European Energy Award (eea) an die bayerischen Kommunen Durach (Oberallgäu), Haldenwang (Oberallgäu), Kammerstein (Mittelfranken, Landkreis Roth), Lindau und Neu-Ulm überreicht. Sie wurden für ihre vorbildliche Klimaschutzpolitik ausgezeichnet. Gastgeber Kempten erhielt als erste bayerische Stadt den European Energy Award in Gold.

Bereits 2012 war die Stadt Kempten mit dem eea ausgezeichnet worden, nachdem 60 Prozent aller möglichen Maßnahmen realisiert worden waren. Vier Jahre später sind es 78 Prozent – 75 Prozent sind für die Auszeichnung in Gold nötig. Der „Masterplan 100 % Klimaschutz“, den Kempten 2012 verabschiedet hatte, bildet den Rahmen für sämtliche Aktivitäten: seien es die Energieberatung und die Energieeffizienz-Angebote für Unternehmen, Kampagnen wie „Sanieren mit GRIPS“ für Hausbesitzer oder Initiativen zur Förderung der Radverkehrs.

Durch ein konsequentes kommunales Energiemanagement für die städtischen Liegenschaften konnte seit 2000 der Ausstoß von 8.000 Tonnen CO2 vermieden werden. Städtische Neubauten werden nur noch im Passivhausstandard ausgeführt. Positiv auf die European Energy Award-Wertung wirkte sich auch die Fernwärmeversorgung zahlreicher Unternehmen und Haushalte durch den Zweckverband Abfallwirtschaft Kempten (ZAK) aus.

Gemeinde Durach

Die Gemeinde Durach konnte unter anderem mit seinem Hackschnitzel-Nahwärmenetz, den regen Aktivitäten des Energieteams, den Photovoltaikanlagen auf den gemeindeeigenen Dä-
chern für den Eigenstromverbrauch sowie einem Punktekatalog für energieeffizientes Bauen im Neubaugebiet am Orogelände überzeugen.

In Haldenwang wird der Strombedarf bereits vollständig, der Wärmebedarf zu 29 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt. Eine gemeindeeigene Photovoltaikanlage versorgt das Sportzentrum mit Strom. Durch das langjährige kommunale Energiemanagement konnte der Energieverbrauch der kommunalen Liegenschaften und Anlagen spürbar gesenkt werden. Vorbildlich sind zudem das Versorgungskonzept mit seinen Dorfläden und die Ausrichtung eines jährigen Energietages mit Vortragsprogramm.

Stadt Lindau

Lindau wiederum überzeugte unter anderem mit dem klimafreundlichen Mobilitätskonzept „KliMo“, mit dem der motorisierte Individualverkehr auf der Insel reduziert werden soll. Im Rahmen eines integrierten Stadtentwicklungskonzepts wurde ein Wettbewerb für die zukünftige Bebauung der hinteren Insel durchgeführt; darüber hinaus verabschiedete man ein energiepolitisches Leitbild mit quantifizierbaren Zielen für die Stadt. Ebenfalls vorbildlich ist die enge Zusammenarbeit mit den benachbarten Gemeinden – auch grenzüberschreitend. Ein nachhaltiger Reiseführer rundet die vielen Aktivitäten ab.

Stadt Neu-Ulm

Erhebliche Fortschritte bei ihren Klimaschutzbemühungen kann auch die Stadt Neu-Ulm  vorweisen. So wurde das Fernwärmenetz in der Innenstadt auf der Basis eines ganzheitlichen, raumbezogenen Wärmeversorgungskonzepts ausgebaut. Dank eines Holzgas-Heizwerks, das mit Material aus der Wald- und Landschaftspflege sowie mit Schwemmholz betrieben wird, können außerdem pro Jahr rund 40.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Seit vielen Jahren werden in Neu-Ulm städtische Dachflächen für die Energiegewinnung mittels Solar- und Photovoltaikanlagen genutzt.

Gemeinde Kammerstein

Die Gemeinde Kammerstein wurde im Jahr 2012 erstmals mit dem European Energy Award ausgezeichnet. In der Zwischenzeit ist am Rathausplatz ein Nahwärmenetz mit Hackschnitzelheizung errichtet worden, das die Kindertagesstätte, das Rathaus, den Bauhof, den Bürgersaal sowie das Feuerwehrhaus mit Wärme versorgt. Generell sind die Energiestandards für kommunale Gebäude und Anlagen in Kammerstein hoch. Auf gemeindeeigenen Gebäuden wurden ferner Photovoltaikanlagen installiert.

Als beispielhaft gilt das interkommunale Kläranlagenkonzept der Gemeinde Kammerstein. Mit weiteren Aktivitäten wie LED-Tausch, Thermografie-Aktion, Ausstellungen und Schul- und Kindergartenprojekten wird bei den Bürgern das Bewusstsein für Energie- und Klimaschutz-Themen geschärft. Ein Musterbeispiel ist auch der jährlich stattfindende Kammersteiner Waldmarkt mit ausschließlich regionalen Produkten.

Plädoyer für globale Energiewende

Bundesminister Dr. Gerd Müller forderte bei der Preisverleihung die Städte und Gemeinden in Deutschland zu einer noch stärkeren Zusammenarbeit mit Kommunen in Entwicklungsländern auf. „Gemeinsam können wir nachhaltige Entwicklung weltweit schaffen“, betonte Müller und ergänzte: „Wir brauchen eine globale Energiewende, mehr Strom aus erneuerbaren Ener-gien. Deutschland hilft den Entwicklungsländern dabei, eigene Klimaschutzpläne zu entwi-
ckeln. Die deutschen Kommunen sind dabei unsere wichtigsten Partner, denn sie können alles, was wir in den Entwicklungsländern brauchen. Sie haben Know-how bei Energieeffizienz, Infrastruktur, Wasserversorgung, Sanitär und Abfallbeseitigung. Und vor allem die Erfahrung, die strategischen Ziele auch praktisch umzusetzen.“

Minister Müller verwies auf den zu erwartenden rasanten Anstieg bei der Nachfrage nach Energie vor allem in den Entwicklungsländern. Experten rechnen in den kommenden 15 Jahren mit einer Erhöhung um 50 Prozent. Denn 1,2 Milliarden Menschen weltweit haben heute noch keinen Zugang zu Energie. Energiemangel sei eines der größten Hemmnisse für wirtschaftliche Entwicklung, unterstrich Müller: „Deshalb müssen wir denen helfen, die heute Zugang zu Entwicklung und damit Energie brauchen. Das ist ein wichtiges Gebiet der neuen Partnerschaft mit Afrika. Und dabei setzten wir auf die Wirtschaft und die Kommunen.“

Kommunale Klimapartnerschaften

Die deutsche Entwicklungspolitik fördert die kommunale Zusammenarbeit beim Klimaschutz über kommunale Klimapartnerschaften. Bereits 50 deutsche Kommunen beteiligen sich daran. So unterstützt das fränkische Würzburg in Mwanza (Tansania) die nachhaltige Energieversorgung über Photovoltaikanlagen. Oldenburg führte mit Buffalo City (Südafrika) ein Modellprojekt zu einem energieeffizienten Verwaltungsgebäude durch. Partnerschaften gibt es aber auch in Lateinamerika: Die Region Hannover baut zum Beispiel mit Belén de los Andaquíes (Kolumbien) ein Bildungs- und Qualifizierungszentrum für regenerative Energie und Klimaschutz.

Das Bundesentwicklungsministerium hat kommunale Klimapartnerschaften seit 2011 mit rund 14 Millionen Euro gefördert, davon rund vier Millionen Euro für Klimaprojekte. Das Ministerium führt das Programm 2017 fort.

DK

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