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(GZ-7-2017)
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10. Bayerischer Archivtag in Landshut:
 
Archive in der Öffentlichkeit

Noch nie gab es so viele Kommunikationsmöglichkeiten wie heute. Es scheint einfach, die Öffentlichkeit zu erreichen. Dies können sich auch die Archive zunutze machen. Aber wen wollen sie konkret ansprechen? Lässt sich der Erfolg der Aktivitäten messen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich der 10. Bayerische Archivtag in Landshut, zu dem sich über 200 Archivarinnen und Archivaren aus dem gesamten Bundesgebiet einfanden.

Eröffnet wurde die Veranstaltung mit der Verleihung des Bayerischen Janus an Hans Kratzer, Redakteur der Süddeutschen Zeitung. Bernd Sibler, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, übergab den Preis und würdigte Kratzers wertvollen Beitrag für die öffentliche Wahrnehmung der bayerischen Archive.

Der Schwerpunkt von Kratzers journalistischer Arbeit liegt Sibler zufolge auf Archiven und ihrem Schrift- und Kulturgut. In seiner Berichterstattung spiegeln sich u. a. die Vielfalt der bayerischen Archivlandschaft, ihre Forschungen und Präsentationen wider. Kratzer richtet den Blick auf Ausstellungen, Publikationen und die Digitalisierung von Archivbeständen. Auch auf die Zusammenarbeit von Archiven in Notfallverbünden und die Bedrohung historischer Dokumente durch den Papierzerfall macht er aufmerksam. In besonderer Weise setzt er sich mit der Rolle der Archive im Nationalsozialismus auseinander.
Prof. Dr. Ulrich Raulff, Leiter des Deutschen Literaturarchivs, Marbach, befasste sich in seinem Einführungsvortrag mit dem Archiv und seinem Bild. Ein hochkarätig besetztes Podium diskutierte wiederum über „Sinn und Zweck der Öffentlichkeitsarbeit“ in Archiven.

Laut Moderatorin Renate Höpfinger vom Archiv für Christlich-Soziale Politik in München schreitet die Entwicklung „unumkehrbar in Richtung digitales Archiv“ voran. Sich in der Welt der Datenflut zurechtzufinden, sei jedoch gerade für Archive eine große Herausforderung, so Höpfinger. Dr. Werner Lengger (Universitätsarchiv Augsburg) betonte, dass er nicht zuletzt aus Zeitmangel nichts davon halte, alles online zu stellen, wie es in der Schweiz gang und gäbe sei. Jedoch erachtet er es als sinnvoll, Fundmittel und Bestandsübersichten öffentlich zu machen.

Impulse für die junge Generation

Dr. Eva Moser vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv zufolge stößt die junge Generation beim Suchen in sozialen Netzwerken auf verschiedenste Impulse, weshalb es für Archivare unklug sei, nicht in sozialen Medien aktiv zu sein. „Formen und Strategien der Öffentlichkeitsarbeit“ standen des Weiteren auf der Agenda des Bayerischen Archivtags. Dabei wurden unter anderem die kooperative virtuelle Ausstellung von Archiven, Bibliotheken und Museen im Kulturportal Bavarikon „Luther, Eck und die frühe Reformation in Bayern“ sowie der Einsatz von „Social media“ im Archiv vorgestellt. Zuvor bereits hatten sich Mitarbeiter aus Kommunalarchiven, Adels- und Privatarchiven, Kirchenarchiven, Archiven an Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen sowie Archivpfleger getroffen.

Leitfaden

Eingebettet in den 10. Bayerischen Archivtag war die 50. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Kommunalarchive. In deren Rahmen wurden Bewertungsempfehlungen der Arbeitsgruppe „Archivische Bewertung“ präsentiert (kommunalarchive-bayern.de). Aufgabe des Arbeitskreises war es, einen Leitfaden zu entwickeln, an dem sich Archive bei der Übernahme von behördlichem Schriftgut im Rahmen der Aussonderung orientieren können. Die damit in den Blick genommene Bewertung des angebotenen Registraturgutes soll eine erste Arbeitshilfe für die mit der Archivierung betrauten Fachkollegen sein.

Die dort vermerkten Bewertungen begreifen sich als Empfehlungen. Lokale Gegebenheiten und das jeweils beabsichtigte Archivprofil wie auch die Größe der Kommune und ihres Archivs können weitere ausschlaggebende Bewertungskriterien sein. Die in den Kommunen gepflegten Ablagegewohnheiten zwingen unter Umständen auch zur Prüfung von Aktengruppen, die in der Regel nicht archivwürdiges Schriftgut erwarten lassen (z.B. gesammelte Rechtsgrundlagen mit ergänzenden individuellen und damit archivwürdigen Stellungsnahmen).

DK

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