Eine Zukunftsversion, in der die heutigen Städte zu Megacitys heranwachsen und die Infrastruktur maßlos überlasten, skizzierte Senior Projektpartner Dr. Burkhard Seizer. Die Infrastruktur von morgen müsse schnell, günstig, gesund, kommunikativ und ökologisch sein – eine dauerhafte Anpassung an die Bedürfnisse und Anforderungen der Zukunft sei unumgänglich, erklärte Seizer. Dabei führten zahlreiche Wege zum Ziel einer optimierten Infrastruktur.
Die Mobilität hat sich in den vergangenen Jahrhunderten stark geändert: Die Erfindung des Automobils war der letzte große Meilenstein in der Entwicklung der Mobilität. „Heute sehen wir die Folgen dieser Entwicklungen tagtäglich auf unseren Straßen und in unseren Städten. Dabei ist das Thema Stau nicht nur in Deutschland, sondern weltweit vor allem in den Megacities ein riesiges Problem“, stellte Seizer fest.
Fakt sei, „dass wir in Zukunft immer mehr in urbanen Strukturen leben werden. Das müssen nicht nur Megacities sein, sondern auch kleinere Städte in Industrieräumen werden wachsen“. Dies führe auch zu einem wachsenden Mobilitätsbedürfnis und entsprechenden Folgen: „Der Verkehr wird dichter, die Staubelastung wächst und bei tristem Novemberwetter nimmt auch die Feinstaubbelastung zu.“
Belastete Innenstädte
Die ersten Innenstädte kämpfen Seizer zufolge immens mit den Folgen und suchen händeringend nach Lösungen. „Der letzte Schritt wäre, dass den Innenstädten der Ausschluss der Kraftfahrzeuge droht. Spätestens hier müssen wir uns fragen: Was nützen uns die schicksten, funktionalsten, besten Immobilien, wenn wir sie nicht mehr erreichen?“
Wie also kann Mobilität diesen Anforderungen gerecht werden? „Meines Erachtens kann ein einziges Verkehrsmittel dem nicht gerecht werden. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der geschickten Kombination von Verkehrsmitteln“, führte Seizer aus. Intermodalität funktioniere in den Städten immer mehr durch Sharing Angebote und nicht wie früher durch ausschließlich stationsgebundene Systeme. Mittlerweile sei das Free-floatingCarsharing sehr stark im Kommen, wobei es diese Systeme nicht nur im Automobil-, sondern auch im Fahrradbereich gebe.
Statistiken belegten, dass die Anzahl der Nutzer von Free-floating-Systemen wie Car2go oder DriveNow in den vergangenen drei Jahren rapide angestiegen ist, erläuterte Seizer. Hauptnutzer seien jüngere Menschen mit höherem Bildungsabschluss sowie ältere Menschen ab etwa 55 Jahren, die sich mit neuen Mobilitätsformen beschäftigen. Hier finde ein klarer Paradigmenwechsel statt.
Ein weiterer Trend in der Mobilitätsentwicklung sind umweltfreundliche Antriebstechnologien. Wie Seizer bemerkte, „brauchen wir unter anderem ein flä- chendeckendes Netz von E-Tankstellen, einheitliche Technologien sowie einheitliche Abrechnungssysteme“. Er zeigte sich davon überzeugt, „dass der Bedarf an Elektro-Tankstellen steigen wird und die Elektromobilität in Zukunft einen sichtbaren Teil unserer Mobilität darstellen wird“. Schätzungen zufolge werden im Jahr 2020 nur rund 5 % der Neufahrzeuge tatsächlich Elektrofahrzeuge, jedoch über 20 % Hybridfahrzeuge sein. Ein Teil davon sind Plug-in Hybridfahrzeuge, die ebenfalls E-Tankstellen benötigten.
Das Mobilitätsverhalten wird laut Seizer auch von der weiter fortschreitenden Digitalisierung beeinflusst. Autos seien immer stärker miteinander vernetzt und könnten sich aufgrund ihrer Sensorik und Intelligenz quasi autonom bewegen – mit großen Auswirkungen auf die Städte. „Ein autonom fahrendes Fahrzeug muss nicht mehr in der Innenstadt parken, sondern kann, nachdem es die Person abgeliefert hat, es sich wieder am Stadtrand gemütlich machen“, erklärte Seizer. Zudem sei weniger Straßenraum nötig, da die Autos geringere Abstände haben und auch der Verkehr insgesamt rolle flüssiger.
Funktionierendes Konzept
Letztlich gehe es für das Quartier, die Stadt, aber auch für eine einzelne Immobilie darum, das richtige Mobilitätskonzept zu erstellen, betonte Seizer. Hier gehe man standardmäßig so vor, dass zunächst untersucht wird, welches Mobilititätsbedürfnis besteht (von wo kommen die Menschen in dem Gebiet und wo möchten Sie hin). Anschließend müssten alle Möglichkeiten des Einsatzes von Verkehrsmitteln (motorisiert/unmotorisiert, öffentlich, privat (mit/ohne sharing) eruiert und in ein intermodales Konzept gegossen werden. Hierbei spiele auch eine Rolle, welche Veränderungen an der Infrastruktur durchgeführt werden müssen, damit ein solches Konzept funktionieren kann.
Schritt 2 sei die Umsetzung des Konzepts mit den Anpassungen der Infrastruktur und der Mobilitätsmöglichkeiten. Schritt 3 wiederum betreffe die Änderung des Mindsets, „d.h. Menschen müssen verstehen, wie die neue Mobilität funktioniert“.
Seizers Fazit: „Ich bin der Meinung, dass wir ohne eine neue Mobilität in unseren Städten nicht weiterkommen.“ Es sei zwingend notwendig, diese zu durchdenken, die Möglichkeiten dazu zu schaffen und Aufklärungsarbeit zu leisten, „damit wir auch in Zukunft nicht immobil werden, sondern mobil bleiben“.
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