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(GZ-11-2017)
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► Versicherungskammer unverändert erfolgreich:
 
„Überall im grünen Bereich“
 

Überdurchschnittliches Wachstum durch marktnahe Produkte

Trotz der nun schon recht lange andauernden Niedrigst- bzw. Nullzinsphase hat sich die Versicherungskammer Bayern (VKB) auch 2016 ordentlich geschlagen. „Wir meistern diese Phase und machen das Beste daraus“, sagte Frank Walthes, Vorstandsvorsitzender dieses größten öffentlichen Versicherers in Deutschland. Der Konzern habe sich in allen Bereichen durchweg gut entwickelt und ein ertragreiches Wachstum erreicht. Er sei mit dieser Entwicklung sehr zufrieden, „denn wir sind überall mehr als im grünen Bereich“. Auch im laufenden Jahr werde man das Wachstum moderat um 1 bis 2 % fortsetzen und dabei den Gewinn verstetigen können.

Die gesamten Beitragseinnahmen legten im Berichtsjahr um 2,7 % auf 7,82 Mrd. Euro zu. Sie stammen zu etwa 60 % aus Beitragsanpassungen und zu 40 % aus dem Neugeschäft. Sie lagen damit deutlich über dem Marktdurchschnitt und sorgten dafür, dass der VKB-Konzern, der 79 konsolidierte Unternehmen umfasst, Marktanteile gewinnen konnte. Rund 80 % der Einnahmen stammen aus dem traditionellen Geschäftsgebiet Bayern/ Pfalz. Die Gesellschaften im Saarland und in Berlin und die bundesweit tätigen Kranken- und Reiseversicherer sowie der Direktversicherer BavariaDirekt steuerten 20 % bei. Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre verzeichnete der Konzern ein Beitragswachstum von 3,4 % pro Jahr.

Konzernergebnis über Plan

Beim Konzernergebnis liege man auf Vorjahresniveau und damit über Plan, erläuterte Walthes. Vor Steuern werden 360,0 (347,5) Mio. Euro ausgewiesen, nach Steuern 192,4 (201,4) Mio. Euro. Die Schmälerung des Ertrages nach Steuern, also des Jahres- überschusses, hänge vor allem mit hohen Investitionen in Zukunftsprojekte zusammen. 89,6 Mio. Euro werden an die Träger des Grundkapitals ausgeschüttet, die übrigen Mittel dienen der eigenen Stärkung, z.B. durch Dotierung der Gewinnrücklagen. Träger des Grundkapitals sind die Sparkassen, denn der VKBKonzern gehört zur SparkassenFinanzgruppe.

Zum guten Ergebnis haben die Kapitalanlagen beigetragen, die 2016 mit 48,5 Mrd. Euro den höchsten Stand aller Zeiten erreicht haben. Seit 2015 managt die Kammer auch den Kapitalbestand der ÖRAG, des Rechtsschutzversicherers der öffentlichen Gruppe. Rechnet man noch den Kapitalbestand der Sparkassenpensionskasse und des Sparkassenpensionsfonds hinzu, kommen nach Buchwerten 55 Mrd. Euro zusammen, und einschließ-lich der Bewertungsreserven addiert sich alles auf mehr als 63 Mrd. Euro. Seit der Konzerngründung 1995 hat sich der Kapitalbestand der Kammer mehr als vervierfacht. Rund 80 % des Kapitalanlagenbestandes entfallen auf die Deckungsrückstellungen in der Lebens- und Krankenversicherung. Aus den gesamten Kapitalanlagen wurde ein Nettoergebnis von 1,58 (1,84) Mrd. Euro erzielt, was einer Nettoverzinsung von 3,3 % entspricht.

In der Schaden- und Unfallversicherung legten die Beitragseinnahmen um 6,4 % auf 2,49 Mrd. Euro zu gegenüber einem Marktwachstum von 2,9 %. Beigetragen haben sowohl Bestandsmaßnahmen (Beitragserhöhungen) als auch das Neugeschäft. Zugelegt hat aber auch die Zahl der Verträge. Bei den Kompositversicherern stieg die Zahl um 3 % auf 11,7 Mio. Im privaten Bereich wurde das Plus insbesondere in der Wohngebäude-, der Haftpflicht und der Reiseversicherung erzielt, im gewerblichen Bereich legten die Sachversicherungen und auch die Haftpflichtversicherung zu.

Erfreulich abgeschnitten hat auch das seit zehn Jahren bestehende Unternehmen BavariaDirekt, das sich an eine andere Kundengruppe als die Serviceversicherer im Konzern wendet. Nach einem durchschnittlichen Wachstum von 27 % pro Jahr hat der Direktversicherer im Berichtsjahr Beitragseinahmen von 78,9 Mio. Euro erzielt. Er will ganz flexibel auf aktuelle Entwicklungen reagieren und passt demgemäß seine Produkte in sehr kurzer Zeit an. So wird es in diesem Jahr Lösungen für Share Economy und für Schutz vor Cyberrisiken geben. Neue Wege geht man auch bei der Schadenbearbeitung, indem z.B. getestete Regeln auf Daten vergleichbarer Fälle angewandt werden und der Einsatz von SoftwareRoboter (Robotics) die Bearbeitungszeiten signifikant verkürzt. BavariaDirekt versteht sich als Treiber und Innovationslabor für den gesamten Konzern, was auch die Zusammenarbeit mit Start-Ups umfasst. Was funktioniert, soll dem gesamten Konzern zugute kommen. BavariaDirekt hat etwa 315.000 Risiken im Bestand, davon etwa 200.000 Kfz-Policen.

Absicherung gegen Elementarereignisse

Im Berichtsjahr haben besonders das Hochwasser in Niederbayern und der Brand des Straubinger Rathauses das Schadenvolumen steigen lassen, wie der Brutto-Schadenaufwand von 1,67 Mrd. Euro oder die Brutto-Schadenkostenquote im selbst abgeschlossenen Geschäft von 93,1 % zeigen. Vor dem Hintergrund der Flutkatastrophe in Niederbayern wies Walthes auf die herausragende Bedeutung der privaten Absicherung von Gebäuden und Hausrat gegen Elementarereignisse hin. Dies gelte umso mehr nach der Entscheidung der Bayerischen Staatsregierung, vom 1. Juli 2019 an keine staatlichen Soforthilfen mehr zur Verfügung zu stellen, wenn Immobilien gegen diese Risiken versicherbar gewesen wären. Nach Kammer-Angaben können in Bayern 99,8 % der Gebäude gegen Elementarrisiken „problemlos“ versichert werden. Und für die restlichen 0,2 % ließen sich nach individueller Begutachtung auch individuelle Lösungen finden.

ServicePartner Netzwerk GmbH

Durch die Zusammenarbeit mit Partnerwerkstätten hat der Konzern 2016 mehr als 2 Mio. Euro an Schadenkosten eingespart. Unter dem Namen ServicePartner Netzwerk GmbH (SPN) haben die VKB, der ADAC, die Allianz und der SV Sachsen ein gemeinsames Werkstattnetz aufgebaut. Im Kommunlalversicherungsgeschäft bleibe die Lage weiter angespannt. Was die Versicherung der Hebammen angehe, ist man bei der Kammer guter Dinge, dass die bestehende Regelung verlängert werden kann. Eine Marktlücke glaubt man im Geschäft mit der Vermietung und Mietung von Wohngebäuden gefunden zu haben. 

Die beiden Krankenversicherer, die Bayerische Beamtenversicherung und die bundesweit tätige Union Krankenversicherung (UKV) erhöhten ihre Prämieneinnahmen um 1,5 % auf 2,29 Mrd. Euro, und zwar durch Neugeschäft und auch Beitragsanpassungen. Die Anzahl der Versicherten nahm um 1,6 % oder 49.000 Personen auf knapp 3,1 Mio. zu. Bei der Krankheitskostenvollversicherung und der Zusatzversicherung lag das Neugeschäft deutlich über dem Vorjahresniveau, die Pflegeversicherung war jedoch etwas rückläufig. Von Herbst an könne man eine „leistungsstarke Pflegerente“ erwerben, kündigte Walthes an.

Nach der Anzahl der Versicherten ist der VKB-Konzern der drittgrößte private Krankenversicherer in Deutschland. Bei der Kranken-Zusatzversicherung hat der Konzern nach einem Jahresplus um 22 % seine Marktführerschaft ausgebaut, in der Pflegeversicherung liegt er auf Platz 2. Die Leistungsquote liegt mit 81,1 % „in etwa auf Marktniveau“. Aus Kapitalanlagen wurden 465,7 Mio. Euro (+2,8 %) erzielt, was einer Nettoverzinsung von 3,4 % entspricht. Von anstehenden Beitragsanpassungen war keine Rede.

Gemeinsam mit dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband hat die UKV Anfang 2017 erstmals den Deutschen Pflegeinnovationspreis verliehen, denn „uns ist die ganzheitliche Pflegevorsorge wichtig, weil die Absicherung nur ein Teil davon ist“. Die Kammer wirbt weiterhin für kapitalgedeckte Policen in der Kranken- und Pflegeversicherung.

Lebensversicherung

Auch in der Lebensversicherung war 2016 für den KammerKonzern ein gutes Jahr. Es wurden sogar Marktanteile hinzugewonnen. Die Bruttobeiträge erreichten 2,98 (2,96) Mrd. Euro. Vor allem die laufenden Beiträge legten um 5,8 % auf 1,56 (1,48) Mrd. Euro zu, die Einmalbeiträge erreichten 1,42 Mrd. Euro. Trotz der Nullzinsphase erbrachten die Kapitalanlagen immer noch 0,88 (1,16) Mrd. Euro und damit eine Rendite von 3,34 (4,5) %. Die Kammer habe mit ihren zukunftsweisenden und kapitalmarktnahen Produkten ihre Marktposition in der Lebensversicherung nachhaltig gefestigt. Noch in diesem Jahr wird es eine neue kapitalmarktnahe Lebensversicherung geben, „die besonders Anlegern von Einmalbeiträgen mit kurzfristigem Anlagehorizont entgegenkommt“.

Stark beschäftigen den Versicherer auch die Betriebsrenten. Seit Jahresbeginn sei die Nachfrage deutlich gestiegen. Mit dem Entwurf des Betriebsrentenstärkungsgesetzes solle zwar die betriebliche Altersvorsorge attraktiver gemacht werden, um die Vorsorgebereitschaft zu stärken. Doch der Gesetzentwurf könne bei den wichtigsten Zielgruppen, den Arbeitnehmern kleiner und mittlerer Unternehmen sowie den Geringverdienern, nicht das gewünschte Ergebnis entfalten. Das liege vor allem an der Beschränkung der reinen Beitragszusage, der Enthaftung des Arbeitgebers und der Beschränkung ausschließlich auf tarifgebundene Modelle. Deshalb müsse es weiterführende Lösungen auch für den nicht-tarifgebundenen Bereich geben. Um Arbeitgeber für diese wichtige Vorsorge zu gewinnen, bietet die Kammer in Kürze ein Service- und Informationsportal für Firmenkunden in der betrieblichen Altersvorsorge an, das für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen hilfreich sein werde. Der Arbeitgeber wird damit die komplette Vertragsübersicht zu allen Verträgen erhalten. Er wird Anpassungen vornehmen oder auch den Versand von Steuerbescheiden veranlassen können. Der Arbeitnehmer wird Informationen zu den Angeboten der betrieblichen Altersvorsorge abrufen und langfristig seine Daten dort pflegen können.

Zahlreiche Apps

Im Zusammenhang mit der fortschreitenden Digitalisierung bietet der VKB-Konzern zahlreiche Apps an. In der Kfz-Versicherung gibt es Foto-Apps zur Angebotserstellung oder Schadenmeldung, inklusive Regulierungsfreigabe innerhalb weniger Stunden. Sodann gibt es die RundumGesund-App in der Krankenversicherung, die bereits jetzt in 10 % aller Leistungsanträge zum Einsatz kommt. Sie ist Teil des digitalen Leistungsprozesses mit vollautomatischer Prüfung und Auszahlung. Schrittweise entwickeln die Krankenversicherer des Konzerns derzeit einen persönlichen digitalen Gesundheitsordner, in dem Kunden ihre Gesundheitsdaten geschützt ablegen können. Dieser enthält auch die vom EHealth-Gesetz geforderten Daten wie beispielsweise Notfalldaten oder Impfausweis.

Der VKB-Konzern ist nicht nur versicherungsgeschäftlich aktiv, sondern engagiert sich auch gesellschaftlich. Über seine beiden Stiftungen (Versicherungskammer Stiftung und Kulturstiftung), über Sponsoring und Spenden wurden 2016 Initiativen und Vereine (z.B. DAV, DLRG, Landesfeuerwehrverband, Malteser, Sternstunden) mit 1,8 Mio. Euro unterstützt. Darüber Hinaus gibt es kostenlose kulturelle Angebote wie etwa Ausstellungen im Kunstfoyer oder im Kunsttunnel.

dhg.

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