Vernetzt sein, sich austauschen: Soziale Netzwerke gehören heutzutage zum „guten Ton“. Auch Musikschulen netzwerken in viele Richtungen: mit Kitas und allgemeinbildenden Schulen, mit Partnern in der kommunalen Bildungslandschaft vor Ort – zum Beispiel den Blasmusikvereinen, den Chören, der Volkshochschule oder mit Seniorenwohnheimen. Musikalische Bildung soll einfach allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen regional und flächendeckend zugänglich sein, wie der Präsident des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM), Landrat Martin Bayerstorfer, beim Festakt zum Bayerischen Musikschultag in Hof unterstrich.
Gruppenbild zur Verleihung der Carl-Orff-Medaille. V. l.: Landrat Martin Bayerstorfer, Präsident des VBSM; Dr. Manfred Riederle, 2. Stellvertretender Geschäftsführer und Referent beim Bayerischen Städtetag; Gerhard Dix, Referatsdirektor beim Bayerischen Gemeindetag; Markus Lentz, 1. Vorsitzender VBSM. Bild: VBSM
|
Auch der Dachverband der öffentlichen Musikschulen in Bayern, der Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen, sei auf fachlicher wie politischer Ebene vernetzt, erklärte Bayerstorfer. So arbeite er mit seinem bundesweiten Dachverband zusammen, sei mit seinen Mitgliedern vernetzt im Bayerischen Musikrat und halte engen Dialog mit Musikhochschulen und den Staatsministerien. Flächendeckung, gleichwertige Lebens- und Rahmenbedingungen seien dabei Ziele, die durch den Freistaat Bayern als Kulturstaat vorgegeben werden.
Synergien nutzen
„Wir haben also ein gemeinsames Interesse: Synergien nutzen, für alle Menschen da sein, jedem einen Zugang zur Musik ermöglichen und unseren Schülern Platz und Gestaltungsraum für musische Bildung und individuelle Sinnfindung zu schaffen und zu erhalten. Der Schulterschluss mit allen Beteiligten macht dabei Sinn. Musik ist hörbar, fühlbar, sie ist Bestandteil unseres Lebens, unserer Harmonie“, stellte der VBSM- Präsident fest. Musikschulen sind ebenso vernetzt mit Hochschulen und Studenten, nicht zuletzt um gemeinsam die besten Voraussetzungen für eine optimale Ausbildung als Musikschullehrer zu garantieren und eine solche ständig und am Puls der Zeit zu optimieren und anzupassen.
Handlungsbedarf bei der Musiklehrerausbildung
Festredner Prof. Reinhart von Gutzeit, Altrektor der Bruckneruniversität Linz und der Universität Mozarteum Salzburg und viele Jahrzehnte an der Spitze des Verbands Deutscher Musikschulen engagiert, sieht den größten Handlungsbedarf in der Musiklehrerausbildung. Ideal wäre aus seiner Sicht hierbei, wenn man im Rahmen der Strukturierung eines Studiengangs mit dem Ziel der Lehrtätigkeit an Musikschulen „musikalische Bildung gemeinsam denken“ und dabei große Aufmerksamkeit dem Unterrichten in größeren Gruppen bis hin zum Klassenmusizieren widmen würde.
Der Präsident des Bayerischen Musikrates, Dr. Thomas Goppel, bestätigte in seinem Grußwort, dass Bayern auf einem guten Weg sei, wenn es darum gehe, jedem Musikinteressierten den Zugang zur Musik zu ermöglichen. Er lobte die Musiker, die am Vorabend des Festaktes in einer spektakulären Kooperation mit Musikschülern vom Kindergartenalter über Schüler aus allgemeinbildenden Schulen bis hin zu den Senioren vom Großelternchor unter der Leitung von Benjamin Sebald ein überragendes Finale im Eröffnungskonzert präsentierten: 486 Mitwirkende verursachten beim Publikum im voll besetzten Großen Haus der Freiheitshalle Hof mit „We Are The World“ Gänsehaut-Momente.
Wichtigste externe Partner des Ganztagsangebotes
„Wenn es sie nicht schon gäbe, müssten wir unsere Musikschulen erfinden“, hob Goppel hervor. Warum? „Weil sie in ihrer Arbeit überzeugen: die Eltern, die einen Blick auf die ganzheitliche Entwicklung ihrer Kinder haben. Sie überzeugen die Schüler, die sich mit Fleiß der lieben Gewohnheit des Musizierens widmen – und sie überzeugen ihre Lehrer, weil und damit sie sich dem freiwilligen Gegenüber widmen können, auch wenn Klassen und Gruppen heute kleiner sind. Ein individueller Unterricht, ein sich ganz auf den Schüler einlassen ist, zumindest bei höhergesetzten musikalischen Zielen, durch nichts zu ersetzen.“
Musikschulen überzeugten zudem als wichtigste externe Partner des Ganztagsangebotes und garantierten in ganz Bayern mit ihrem hohen Qualitätsstandard das Gesamtpaket an musikalischer Bildung, machte der Präsident deutlich und fuhr fort: „Ich glaube, dass das Ganztagsangebot deswegen ein besonders interessantes ist, weil es solche Möglichkeiten, wie die musikalische Selbstbildung und das Hineinfinden in Ensembletätigkeiten in keiner besseren Weise würdigen kann.“
Ziel sei es, die Landkarte der Musikschul- und Musikangebote noch dichter und mehr auf- und auszufüllen, noch mehr Menschen zu überzeugen, dass das Leben in und mit der Musik reicher ist und dass die Musik Harmonie schafft wie kaum etwas Anderes. „Für und in uns selbst und für und in der Gemeinschaft“, so Goppel abschließend. Traditionell gehört der Festakt mit der Verleihung der Carl-Orff-Medaille, der höchsten Auszeichnung des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM), zu einem der Höhepunkte des Bayerischen Musikschultages. Präsident Bayerstorfer dankt hier im Namen des Verbandes und der öffentlichen Sing- und Musikschulen in Bayern Menschen, die dabei helfen, flächendeckend gleichwertige Lebens- und Rahmenbedingungen im Freistaat Bayern als Kulturstaat zu schaffen.
In diesem Jahr wurden Dr. Manfred Riederle, 2. Stellvertretender Geschäftsführer und Referent beim Bayerischen Städtetag und Gerhard Dix, Referatsdirektor beim Bayerischen Gemeindetag, mit der Carl-Orff-Medaille bedacht. Beide engagieren sich seit über 30 Jahren in besonderer Weise für die Belange der öffentlichen Sing- und Musikschulen in Bayern. „Weit über ihren Beruf hinaus setzen sie sich dafür ein, die Rahmenbedingungen für hochqualifizierten Unterricht zu schaffen und dabei immer den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen“, hob Bayerstorfer in seiner Laudatio hervor.
|