Kommunale Praxiszurück

(GZ-3-2020)
gz kommunale praxis

► Forum der Europäischen Strategie für den Alpenraum EUSALP in Mailand:

 

Potenziale der Jugend nutzen

 

Gemeinsame Strategien zur nachhaltigen Entwicklung des Alpenraums sind Zielsetzung der EUSALP, die jüngst ihr 3. Jahresforum in Mailand abhielt. Die Verantwortlichen zählen besonders auf das Engagement der Jugend aller Anrainerstaaten. Als eine der vier Makroregionen der EU umfasst die EUSALP 48 Regionen in sieben Staaten mit knapp 80 Millionen Einwohnern. In diesem Rahmen arbeiten in neun Arbeitsgruppen Experten zusammen, die sich u. a. mit Wirtschaftsentwicklung, Arbeitsmarkt und Mobilität beschäftigen.

Während der Generalversammlung erklärten die Mitglieder der Dreierkomission, die Präsidentin des Tiroler Landtags Sonja Ledl-Rossmann, der Umweltlandesrat der Lombardei Raffaele Cattaneo und die Präfektin des französischen Departements Hautes-Alpes Cécile Bigot, die Schwerpunkte ihrer jeweiligen Präsidentschaft. Alle drei betonten die Notwendigkeit der Einbindung der Jugend und das Ziel, die Alpenstrategie in der Fläche bekannter zu machen.

Alpine School Model

„Der Austausch zwischen Jungunternehmern und Mitarbeitern der EUSALP wurde schon von Tirol vorangetrieben und war auch zentrales Thema des italienischen Vorsitzes.“, so Raffaele Cattaneo. Als konkretes Beispiel dafür, wie das Bewusstsein für den Alpenraum bei den Jüngeren geschärft werden kann, nannte Cattaneo das Alpine School Model mit derzeit zehn beteiligten Schulen in fünf Ländern des Alpenraums.

„Auf politischer Ebene unterhalten sich zumeist nur Erwachsene mit Erwachsenen, weshalb es wichtig ist, dass die Stimme junger Menschen in Gremien wie der EUSALP mehr Gehör findet“, betonte Sonja Ledl-Rossmann in ihrer Erklärung. Es dürfe jedoch nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben. Sie forderte konkrete Maßnahmen wie die Einbindung von Jugenddelegierten.

Wie die Arbeit im Rahmen der EUSALP konkret aussieht, konnte im Workshop der Arbeitsgruppe 7 (Grüne Infrastrukturen – Teamlead Michaela Künzl vom Bayrischen Umweltministerium) zu den Folgen des Klimawandels für die Wälder und die Wertschöpfung im Nutzholzsektor verfolgt werden.

Schutzfunktion der Wälder

Im Anschluss an einen Vortrag zur Schutzfunktion von Wäldern und nachhaltiger Waldbewirtschaftung im Alpenraum durch Georg Pircher (Forstinspektorat Schlanders, Südtirol) wurde in Kleingruppen an konkreten Maßnahmen gearbeitet, die in einen künftigen Arbeitsplan eingehen.

Zu den Maßnahmen die im Möglichen der EUSALP liegen, zählen für die Gruppe um Raimund Becher vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium in erster Linie die Verbesserung der Wissensgrundlagen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Wirtschaftswälder und eine Bewusstseinsbildung für dessen Folgen bei denjenigen die einen konkreten Nutzen durch die Existenz intakter Wälder haben (Bevölkerung, Natur und Wirtschaft).

Becher betonte: „Dies gilt besonders für Kommunen und Städte im gesamten Alpenraum in unmittelbarer Nähe zu Wald- und Forstgebieten, da sie oft unmittelbar von der Schutzfunktion intakter Wälder profitieren.“

An der Abschlussveranstaltung nahmen zahlreiche Vertreter der EUSALP-Regionen, der Europäischen Kommission und der italienischen Regierung teil. „Mit meiner Anwesenheit möchte ich vor allem die Wichtigkeit unterstreichen, die ich dieser Strategie für den Alpenraum beimesse“, bekräftigte der wichtigste Gast des Tages Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte. Er sehe in der Zusammenarbeit der Regionen und Institutionen wie den Makroregionen „wirksame politische Mittel um der Enttäuschung der Bürger durch die EU entschieden entgegenzutreten“.

Strategie von unten nach oben

Raffaele Cattaneo beendete das Jahr des italienischen Vorsitzes offiziell und erinnerte daran, dass die Strategie von unten nach oben ins Leben gerufen wurde. „Sie gründet in den Regionen und somit ist es äußerst wichtig, dass sie vermehrt Eingang in deren politische Entscheidungen findet.“

Für das kommende Jahr wird die französische Region Provence- Alpes-Côte d’Azur den Vorsitz übernehmen. Die Leitlinien für 2020 werden am 4. Februar in Lyon bekannt gegeben.

European Green Deal nur mit Beteiligung der Regionen

Generell lies kein Redner die Gelegenheit aus, darauf hinzuweisen, dass der European Green Deal der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nur mit reger Beteiligung der Regionen zu machen ist. Trotz des überregionalen Charakters der Strategie ist allen durchaus bewusst, dass Probleme zwar nicht an Staatsgrenzen enden, jedoch oft im „kleinen Grenzverkehr“ besser gelöst werden können, als auf der oft zu weit von den Menschen entfernten EU-Ebene.

EUSALP muss dabei stets als „bottom-up“-Strategie verstanden werden, die einen Rahmen schafft, der Lösungen, die in einer Region bereits gefunden wurden auch anderen Gebieten zugänglich und anwendbar machen möchte. Als perfektes Beispiel nennt die Tiroler Landtagspräsidentin Ledl-Rossmann die App SOS EU Alp, die in Tirol, Bayern und Südtirol funktioniert, indem sie den GPS-Standort Verunglückter an die zuständige Leitstelle weiterleitet.

Sämtliche Beteiligten der EUSALP weisen darauf hin, dass bei der Umsetzung aller Projekte und Ziele mit bereits vorhandenen Förderinstrumenten gearbeitet wird und dass für die Makroregion weder neue Rechtsgrundlagen, noch neue Behörden oder Budgets zur Verfügung gestellt werden müssen. So werden die Treffen und Veranstaltungen mithilfe des AlpGov Projekts der EU finanziert das noch bis Ende 2022 läuft. Man wird in naher Zukunft noch mehr von dieser Strategie für den gesamten Alpenraum hören.

Maximilian Miller

GemeindeZeitung

Kommunale Praxis

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung