Während auf Bundesebene teilweise noch darüber diskutiert wird, ob Klimaschutz überhaupt ins Aufgabengebiet von Kommunen fällt und wer denn die finanzielle Last tragen soll, sind Kommunen aus der Metropolregion Nürnberg schon einen Schritt weiter und setzen ein klares Zeichen für Klimaschutzmaßnahmen vor Ort. Dies zeigen auch die diesjährigen energie.effizienz.gewinner aus der neu geschaffenen Kategorie „Kommunal“ wieder eindrucksvoll.
Sechs Kommunen und kommunale Unternehmen wurden in Bayreuth im Rahmen der 3. Klimaschutzkonferenz der Europäischen Metropolregion Nürnberg (EMN) durch das Forum Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung der EMN und die ENERGIEregion Nürnberg e.V. geehrt.
Zukunftsweisende Projekte
Dabei lag der thematische Fokus dieses Mal auf wegweisenden Projekten im Bereich der Kraft-Wärme/Kälte-Kopplung (KWK). „Besonders hervorzuheben ist die große Bandbreite an Anwendungsfeldern, die von den Effizienzmaßnahmen im Bereich der Strom- und Wärmeversorgung abgedeckt wird. Von der Umsetzung von ganzen Quartierslösungen bis hin zum sanierten Bestandsgebäude ist alles vertreten“, freut sich Dr. Jens Hauch, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der ENERGIEregion Nürnberg e.V. Gemeinsam mit Dr. Peter Pluschke, Geschäftsführer des Forums Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung und Umweltreferent der Stadt Nürnberg, gratulierte er den energie.effizienz.gewinnern Kommunal 2020 ganz herzlich zur Auszeichung und zu ihrem Invest in den Klimaschutz sowie in eine zukunftsfähige Kommune:
- Hersbrucker Energie- und Wasserversorgung GmbH
- Städtisches Kommunalunternehmen Baiersdorf
- Stadt Nürnberg & N-ERGIE Aktiengesellschaft
- Stadtwerke Bayreuth Energie und Wasser GmbH
- Stadtwerke Forchheim GmbH
- Stadtwerke Schwabach GmbH & GEWOBAU der Stadt Schwabach GmbH
Die Auszeichnung energie.effizienz.gewinner Kommunal wurde auf Initiative des Forums Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung der Metropolregion Nürnberg 2020 zum ersten Mal vergeben und ergänzt damit die bisherige Auszeichnung für nordbayerische Unternehmen. Unterstützt und gefördert wird die Auszeichnung durch die Volksbanken Raiffeisenbanken sowie die energie.effizienz.gewinner-Jury ENERGIEregion Nürnberg e.V., Energie Campus Nürnberg, Initiative green.economy.nuernberg, N-ERGIE Aktiengesellschaft, Sparkasse Nürnberg, Stadt Erlangen, Stadt Nürnberg und 2be_die markenmacher GmbH.
Profile der Gewinner
Hersbrucker Energie- und Wasserversorgung GmbH
„Mit der Realisierung des Projektes Wärmekraftwerk Bürgerbräu haben wir die einmalige Chance zur energetischen und nachhaltigen Neuausrichtung eines Altstadt-Quartiers genutzt“, so Robert Ilg, 1. Bürgermeister der Stadt Hersbruck. In der Heizzentrale auf dem Gelände der Bürgerbräu Hersbruck wird mittels hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Wärme erzeugt. Primärenergieträger ist ÖKOGAS. Der erzeugte Strom wird in großen Teilen in der Kundenanlage direkt verbraucht, die produzierte Wärme wird in ein kompaktes Wärmenetz eingespeist und versorgt neben öffentlichen Verbrauchern auch zahlreiche private Haushalte und gewerbliche Kunden.
„Dieses Projekt ist ein weiterer Baustein unserer strategischen Ausrichtung, die zudem aktiv zur Erreichung der Klimaschutzziele beiträgt“, so Harald Kiesl, Geschäftsführer der HEWA GmbH. „Die Planung und Umsetzung setzt ein hohes Maß an Vertrauen aller Beteiligter voraus. Als kommunales Stadtwerk und direkter Ansprechpartner vor Ort genießen wir dieses Vertrauen“, so Kiesl weiter.
Städtisches Kommunalunternehmen Baiersdorf
Im Oktober 2019 nahm das Städtische Kommunalunternehmen SKB sein ambitioniertes Projekt einer Holzvergaser-Anlage zur regenerativen Strom- (180 kW) und Wärmeerzeugung (270 kW) erfolgreich in Betrieb. Um die in die Jahre gekommene Ölheizung der ortsansässigen Mittelschule samt Sporthalle (Jahresverbrauch von 65 Tsd. l Heiz-öl) abzulösen, entschied man sich nach monatelanger Konzeption, Planung und Absprachen mit Stadt, Schulverband und dem Planungsbüro eta für den Neubau eines leistungsfähigen Holzvergasers.
Das von dem Holzvergaser gespeiste Nahwärmenetz, an dem mehrere Wohnblöcke angeschlossen sind, weist einen Primärenergiefaktor von 0,00 aus. Das „grüne“ Satellitenprojekt wird ausschließlich mit nachwachsenden Rohstoffen in Form von Pellets und Rapsöl betrieben und wurde, durch die Netzanbindung von weiteren Abnehmern (Wohnbau), wirtschaftlich rentabel. „Ein Projekt, das im vergangenen Jahr unsere ganze Aufmerksamkeit und Kraft kostete. Wir haben es nur mit der großartigen Unterstützung unserer Monteure und Mitarbeiter sowie deren Engagement für die ‚grüne regionale Anlage‘ geschafft“, so SKB-Vorstand Patrick Nass.
Stadt Nürnberg & N-ERGIE Aktiengesellschaft
Von der Stadt Nürnberg, vertreten durch das Referat für Umwelt und Gesundheit und das Hochbauamt, wurde 2016 in Kooperation mit der N-ERGIE Aktiengesellschaft ein Blockheizkraftwerk (BHKW) in der Seniorenwohnanlage Platnersberg des NürnbergStift installiert. Die Grundlage hierfür bildete eine zuvor durchgeführte systematische Potentialanalyse aller städtischen Liegenschaften. „Die Planung und Umsetzung begann 2015.
Nach Einbindung in die Bestandsanlage ging das Blockheizkraftwerk am Platnersberg 2016 in den Regelbetrieb über. Das Blockheizkraftwerk verfügt über eine elektrische Leistung von 16 kW und eine thermische Leistung von 38 kW. Der erzeugte Strom wird zu 100% im Gebäude verbraucht. Pro Jahr können durchschnittlich 11 Tonnen CO2 eingespart und damit ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz in Nürnberg geleistet werden“, so Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich.
Stadtwerke Bayreuth Energie und Wasser GmbH
Mehr als 13.000 Studierende zählt die Universität Bayreuth, die mit ihren zahlreichen Gebäuden jedes Jahr viel Wärme und Kälte braucht. Dafür sorgen die Stadtwerke Bayreuth, die das Gesamtenergiekonzept der Universität überarbeitet haben. Durch den Einsatz großer Blockheizkraftwerke in Kombination mit einem regenerativen Wärmeerzeuger wird künftig jedes Jahr der Ausstoß von rund 6.000 Tonnen CO2 vermieden.
„Wir investieren hierfür voraussichtlich mehr als sieben Millionen Euro, leisten einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz und steigern gleichzeitig die Versorgungssicherheit der Universität“, resümiert Andreas Waibel, Bereichsleiter Contracting, Wärme und Erzeugung bei den Stadtwerken Bayreuth.
Stadtwerke Forchheim GmbH
Das generalsanierte alte Brauhaus in Forchheim, mit 34 Wohnungen und 2 Gewerbeeinheiten, wird mittels eines BHKWs mit Strom und Wärme versorgt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Wohnkomplexen dieser Größe, können mit der Sektor-Kopplung ca. 100 t/a CO2 eingespart werden. „Die Stadtwerke Forchheim investieren als lokales Stadtwerk zuallererst in die Energiewende im Landkreis.
Dazu gehört auch der Ausbau der dezentralen Energieversorgung von Wohn- und Gewerbekomplexen mit energieeffizienten Lösungen. Wir freuen uns, dass diese Auszeichnung unsere Bemühungen würdigt und bestärkt uns in unserem Handeln“, resümierte Christian Sponsel, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Forchheim.
Stadtwerke Schwabach GmbH & GEWOBAU der Stadt Schwabach GmbH
Die Stadtwerke Schwabach und die GEWOBAU der Stadt Schwabach sind ein gemeinsames Pilotprojekt angegangen: Mieterstrom. An vier Wohngebäuden haben nun mehr als 100 Wohneinheiten die Möglichkeit an einer nachhaltigen und lokalen Strom- und Wärmeerzeugung durch neue Blockheizkraftwerke teilzunehmen. Alte Gasheizungen raus, moderne Blockheizkraftwerke rein – war das Motto des Effizienz-Vorhabens in zwei bestehenden Gebäuden. In einem Neubau nebenan wurde ein weiteres BHKW direkt von Anfang an miteingeplant, das durch einen Wärmeverbund wiederum zwei zusätzliche benachbarte Gebäude mitversorgen kann.
Im letzten Schritt soll eine PV-Anlage die Stromerzeugung dort noch optimal ergänzen. „270.000 kWh Strom werden hier vor Ort erzeugt, durch die Baumaßnahmen sparen wir etwa 21 t CO2 pro Jahr ein. Ein rundum gelungenes Projekt, auch weil Mieter, die kein Wohneigentum besitzen, nun an der lokalen Energiewende teilhaben können!“, freuten sich Stadtwerke-Geschäftsführer Winfried Klinger und GEWOBAU-Geschäftsführer Harald Bergmann.
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