Kommunale Praxiszurück

(GZ-24-2020)
gz kommunale praxis

► Kommunale Impfzentren:

 

Vorbereitungen laufen auf Hochtouren

 

Das Bundesgesundheitsministerium hat für die erste Zeit, in der ein Covid-19-Impfstoff zur Verfügung stehen wird, die ausschließliche Verabreichung des Vakzins in kommunalen Impfzentren und ggf. durch mobile Teams vorgesehen. Für Bayern sind 93 Zentren geplant, die ab Mitte Dezember einsatzbereit sein sollen. Pro Tag können sich 30.025 Personen impfen lassen. Sobald ausreichend Impfstoff vorhanden ist und Engpässe in der Lagerung, einige Impfstoffe müssen bei bis zu -75 Grad Celsius gekühlt werden, geklärt sind, wird das Regelsystem die Versorgung übernehmen.

Für die Impfzentren beschafft der Bund den Impfstoff, die Länder sind für dessen sichere Lagerung und Verabreichung sowie die Bereitstellung von Zubehör, wie z.B. Spritzen, Kanülen und Lösungsmittel verantwortlich. Diese zentralisierten Strukturen werden als Chance für eine engmaschige kommunikative und wissenschaftliche Begleitung der Maßnahmen gesehen.

Um einen schnellen Aufbau und einen bürokratiearmen Ablauf der Impfzentren zu fördern, erfolgt eine pauschale Abrechnung der Kosten über die Länder und aus den Mitteln der gesetzlichen Krankenversicherung. Mit dem Aufbau von Impfzentren wurde den Kommunen die Einrichtung einer unbekannten Infrastruktur abverlangt, und zwar in kürzester Zeit.

Individuelle kommunale Lösungen

Die bayerischen Kommunen lösen die gestellten Aufgaben individuell:

Nach erfolgter Ausschreibung durch das Landratsamt Fürstenfeldbruck erhielt das Bayerische Rote Kreuz, Kreisverband Fürstenfeldbruck, den Zuschlag. Im Landkreis Neu-Ulm sind drei Impfzentren geplant, eines davon kommt in den ehemaligen Feneberg-Supermarkt in Weißenhorn. In Nürnberg und München stellt die jeweilige Messegesellschaft geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung.

Der Landkreis München richtet drei Impfzentren und möglicherweise noch zwei weitere Einrichtungen ein. Betreiber der Zentren sind Malteser-Hilfsdienst, das Deutsche Rote Kreuz und die Johanniter-Unfall-Hilfe. Im Vollbetrieb rechnet der Landkreis für jedes Zentrum mit einer voraussichtlichen Impfkapazität von mindestens 350 Personen pro Tag. Sollten Impfungen z.B. in Pflegeeinrichtungen notwendig sein, kommen an jedem Standort drei mobile Teams bestehend aus je drei Personen zum Einsatz.

Stadt und Landkreis Würzburg planen gemeinsam mit dem Messeveranstalter AFAG ein Hauptimpfzentrum auf der Talavera, ein Impfzentrum am Flugplatz Giebelstadt sowie mehrere mobile Impfteams.

Das erste gemeinsame Impfzentrum für Stadt und Landkreis Bamberg wird bis Ende März im Foyer der Brose Arena in Bamberg umgesetzt. Ab April wird das Bamberger Impfzentrum dann in den Sportpark Bamberg, An der Breitenau, verlegt. Der Bamberger Landrat Johann Kalb hebt hervor: „Die besonderen Rahmenbedingungen erfordern viel Platz für mehrere Impfstraßen gleichzeitig. Diese Voraussetzungen sind sowohl in der Brose Arena als auch im Sportpark gegeben.“

Impfung und Spielbetrieb

Oberbürgermeister Andreas Starke ergänzt: „Wir sind froh, schnell eine sehr gute Lösung gefunden zu haben. Bis zum Jahresende gibt es noch drei Heimspiele der Brose Bamberg mit großer Wahrscheinlichkeit ohne Zuschauer. Impfzentrum und Spielbetrieb in der Brose Arena können ohne Probleme parallel laufen. Selbst wenn im neuen Jahr wieder Basketballspiele mit Zuschauern möglich sein sollten, sind wir logistisch in der Lage, das Impfzentrum mit dem Basketballbetrieb in der Brose Arena zu kombinieren.“

Der Landkreis Forchheim wird sein Impfzentrum im ehemaligen Don Bosco Schülerheim an der Bayreuther Straße in Forchheim betreiben.

Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wird das Impfzentrum im ehemaligen Nahversorger Altmühl-Center in Frickenfelden eingerichtet; Betreiber ist das Klinikum Altmühlfranken.

Der Landkreis Lindau plant zwei Impfzentren und eine Ergänzung durch mobile Teams. Eines der Zentren entsteht in der FOS-Turnhalle in Lindau. Wertingen wird der Standort des Corona-Impfzentrums für den Landkreis Dillingen sein. Konkret wird die Impfstation in der kreiseigenen Dreifachturnhalle und im Hallenbad in der Pestalozzistraße 12 eingerichtet.

„Der zusammenhängende Gebäudekomplex von Dreifachturnhalle und Hallenbad erfüllt die Anforderungen des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege an die Infrastruktur sehr gut“, begründet Landrat Leo Schrell die Entscheidung zur Standortfrage.

Ausreichend Parkmöglichkeiten, die Erreichbarkeit über den ÖPNV, genügend Räumlichkeiten für wartende Personen sowie die Nähe zum Krankenhaus Wertingen waren dafür mit entscheidend. Durch entsprechende technische Nachrüstungen wird zudem ein barrierefreier Zugang geschaffen. Auch die Warteräume werden barrierefrei ausgestaltet.

Impfquoten-Monitoring

Für das Impfquoten-Monitoring ist das Robert-Koch-Institut zuständig. Dazu wird ein digitales System entwickelt, in das möglichst in Echtzeit direkt aus den Impfzentren Daten übertragen werden, die nicht personenbezogen sind. Begleitend werden Studien und Surveys durchgeführt. Die Risikobewertung von Impfstoffen ist ein kontinuierlicher Prozess. Gemessen werden soll die Impfeffektivität, ob also Geimpfte trotzdem an Covid-19 erkranken (Impfdurchbruch) im Verhältnis zum Anteil der Geimpften in der Gesamtbevölkerung.

Langfristig geplant sind Krankenhaus-basierte Fall-Kontrollstudien zur Effektivität der Impfung bei hospitalisierten geimpften und ungeimpften Patientinnen und Patienten, in denen auch die Schwere des klinischen Erkrankungsverlaufs dokumentiert wird. Hinweise, die auf eine Verstärkung der Erkrankung nach der Impfung hindeuten könnten, sind ebenso Forschungsgegenstand.

Ausbrüche in definierten Personenkreisen, z.B. Pflegeheimen oder unter Besuchern von Veranstaltungen werden mit Fall-Kontrollstudien begleitet. Die Überwachung der Sicherheit der Impfstoffe erfolgt über ein etabliertes Realtime Monitoring. Ob damit die UAW-Datenbank des Paul-Ehrlich-Instituts gemeint ist, eine Datenbank, in der jeder dem Institut gemeldete Verdachtsfälle von Impfkomplikationen und Impfnebenwirkungen einsehen kann, ist in der Nationalen Impfstrategie des Bundesgesundheitsministeriums nicht erwähnt.

Kurzfristig soll auch in einer Kohortenstudie mittels Smartphone-App die Häufigkeit und Schwere unerwünschter Ereignisse sowie SARS-CoV-2 Infektionen bei geimpften Erwachsenen nachverfolgbar gemacht werden. Ob dafür die Corona-Warn-App weiterentwickelt wird, bleibt abzuwarten.

Mit Modellierung und künstlicher Intelligenz sowie aus Daten der vier größten gesetzlichen Krankenkassen, die ca. 70 % aller gesetzlich Versicherten abdecken, werden potenzielle Risikosignale der Phase I-III Studien der verschiedenen Impfstoffe und neue Risikosignale überwacht. Da Schwangere zumeist in den klinischen Prüfungen nicht untersucht werden, sollen Schwangerschaftskomplikationen in Verbindung mit der Impfung festgehalten werden.

CH

 

Dieser Artikel hat Ihnen weitergeholfen?
Bedenken Sie nur, welche Informationsfülle ein Abo der Bayerischen GemeindeZeitung Ihnen liefern würde!
Hier geht’s zum Abo!

 

GemeindeZeitung

Kommunale Praxis

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung