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(GZ-8-2021)
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► Verein Europäische Metropolregion München:

 

Preis für Baukultur 2020

 

Bereits zum dritten Mal hat der Verein Europäische Metropolregion München den Preis für „Baukultur – Wachstum mit Qualität“ verliehen und kürte damit sowohl Orte für gutes Zusammenleben“ als auch „gemischt genutzte Quartiere, Stadt- und Ortsteilzentren“, die besonders beispielhaft mit der Herausforderung Wachstum umgehen. Insgesamt acht Projekte aus der Metropolregion München erhielten eine Auszeichnung.

Vor mehr als 160 Zuschauern wurden geistige Urheber, Bauherren und politisch verantwortliche Personen der Gewinnerprojekte virtuell gewürdigt. In ihrer Videobotschaft betonte die Schirmherrin, Staatsministerin Kerstin Schreyer, dass „gerade im Kulturstaat Bayern die Baukultur eine wichtige Gemeinschaftsaufgabe“ sei. „Beim Bauen darf Quantität nicht vor Qualität gehen, das gebaute Umfeld und damit die Baukultur haben schließlich große Auswirkungen auf die Menschen“, so Schreyer. Wie Baukultur auch weiterhin gestärkt werden kann, stellte Stadtbaurätin Prof. Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk in ihrem Impulsvortrag zur geplanten Internationalen Bauausstellung in der Metropolregion vor.

Neue Dorfmitte Denklingen

Der Preis für Baukultur ging an das Projekt „Neue Dorfmitte Denklingen: Gasthof Hirsch – Umnutzung zum Rathaus und Bürgersaal“ (Bauherr: Gemeinde Denklingen). Der unter Denkmalschutz stehende Gasthof Hirsch wurde im Jahr 1668 errichtet und stand im Jahr 2014 zum Verkauf. Auf der Basis zweier Machbarkeitsstudien und begleitender, intensiver Bürgerbeteiligung kaufte die Gemeinde den leerstehenden Gasthof in der Ortsmitte, um ihn zum neuen Rathaus mit Bürgersaal umzubauen.

Das Rathaus bildet gemeinsam mit dem umgebenden Rathausplatz, für den im Jahr 2017 ein zweistufiger Realisierungswettbewerb im Rahmen des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) durchgeführt wurde, die neue Ortsmitte der Gemeinde. Gefördert wurde die Sanierung des Gebäudes sowie des neuen Rathausplatzes mit Mitteln der Städtebauförderung und der Denkmalpflege.

Ziel des Umbaukonzeptes war es, die ursprünglichen Strukturen des denkmalgeschützten Gasthofs sichtbar sowie die verbliebene historische Substanz erlebbar zu machen und zu erhalten. Um dies zu erreichen, wurde der bestehende Anbau ersetzt. Der neue Anbau umfasst nun einen Aufzug für die barrierefreie Nutzung, ein Erschließungs- und ein notwendiges Fluchttreppenhaus sowie die Sanitärräume.

Diese notwendige Funktionseinheit vervollständigt den Bestand zu einer zeitgemäßen Nutzung und schenkt dem Gebäude von Norden gesehen ein neues Gesicht. In den unteren Geschossen des Rathauses sind die Arbeitsräume der Gemeindeverwaltung untergebracht und durch den Parteiverkehr den Bürgern geöffnet. Im großen Dachstuhl des Gasthofes ist der separat zugängliche Bürgersaal entstanden, den die Gemeinde, aber auch Vereine und Privatpersonen nutzen können. So hat der beeindruckende Raum eine neue, öffentliche Nutzung erhalten und wird für alle Bewohner Denklingens erlebbar.

Damit gelingt es, einen Ort mit Zeugnisfähigkeit für das dörfliche Leben zu transformieren und die Gemeinde für kommende Generationen zukunftsfähig zu machen. Die Jury würdigte insbesondere „die mutige und weitsichtige Entscheidung zum Erhalt und zur Umnutzung des Gebäudes“. Das Projekt habe Modellcharakter für die Revitalisierung dörflicher Ortskerne und sei beispielgebend für die Bedeutung von Baukultur im ländlichen Raum.

Mit den Sonderpreisen „Orte für gutes Zusammenleben“ wurden die Projekte „Bellevue di Monaco“ (Bauherr: Sozialgenossenschaft Bellevue di Monaco, München), und das Container Collective, Pop-up City München, bedacht.

Anerkennungen für beispielhafte „gemischt genutzte Quartiere, Stadt- und Ortsteilzentren“ vergab die Jury an:

Stadtplatz und öffentliche Grünflächen im Ackermannbogen (Bauherr: Landeshauptstadt München, Baureferat), FUNK | Wohnen im Quartier – Genossenschaftlicher Wohnungsbau im Domagkpark München (Wogeno München eG), Revitalisierung in Kraiburg – Sanierung von zwei historischen Altstadthäusern (Andrea Anglhuber), Seniorenwohnen Schechen (Gemeinde Schechen) sowie das Haus für Kinder (Gemeinde Sachsenkam).

Haus für Kinder in Sachsenkam

Sachsenkam (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) benötigte eine Kindertagesstätte für 100 Kinder, die barrierefrei, inklusionsfähig und für ein offenes pädagogisches System geeignet ist.

In einem partizipativen Verfahren mit dem Gemeinderat und dem KiTa-Personal entwickelte man in lediglich sechs Monaten das Projekt. Erdgeschossig wurden drei Gruppenräume um eine zentrale Mitte angeordnet. Im Obergeschoss wurden Gruppen- und Hausaufgabenraum, der öffentlich nutzbare Mehrzweckraum, die Werkstätten und die Personalräume um diese Mitte organisiert.

Flurflächen und der zentrale Innenbereich sind Teil des räumlichen Nutzungskonzepts. Als typologischer Anhalt wurde der Einfirsthof genutzt und in eine zeitgemäße Architektursprache übersetzt. Das Gebäude wurde als kombinierter, vorfabrizierter Holzbau errichtet.

Das Holz der Fassade sowie das konstruktive Vollholz stammen aus dem eigenen Landkreis. Das Gebäude folgt dem ökologischen Prinzip „low tech-high effect“ und berücksichtigt das „cradle to cradle“-Prinzip.

KI

 

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