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(GZ-18-2021)
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► Integrationspreis der Regierung der Oberpfalz:

 

Leistung mit Vorbildcharakter

 

Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann und Regierungspräsident Axel Bartelt haben den Integrationspreis der Regierung der Oberpfalz 2021 an eine Schule, zwei Vereine und zwei Privatpersonen verliehen. Die Auszeichnungen gingen an „Hilfe für Geflüchtete und Menschen auf der Flucht Regensburg e.V.“ (1. Preis), Grund- und Mittelschule Ammersricht sowie Migrantenmedizin Regensburg e.V. (2. Preis), und „Karim“ aus Schirmitz sowie Brigitte Ertl aus Bad Kötzting (3. Preis).

V.l.: Tim Schlierkamp-Voosen und Taqwa Gad vom Verein Migrantenmedizin e.V., Nezamuddin „Karim“ Haydari, Alexandra Geiger und Dr. Esther Burkert vom Verein Hilfe für Geflüchtete und Menschen auf der Flucht Regensburg e.V., Brigitte Ertl, Roland Troidl von der Grund- und Mittelschule Ammersricht, Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann, Regierungspräsident Axel Bartelt, Regierung der Oberpfalz. Bild: Reg. Opf./ Schmied
V.l.: Tim Schlierkamp-Voosen und Taqwa Gad vom Verein Migrantenmedizin e.V., Nezamuddin „Karim“ Haydari, Alexandra Geiger und Dr. Esther Burkert vom Verein Hilfe für Geflüchtete und Menschen auf der Flucht Regensburg e.V., Brigitte Ertl, Roland Troidl von der Grund- und Mittelschule Ammersricht, Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann, Regierungspräsident Axel Bartelt, Regierung der Oberpfalz. Bild: Reg. Opf./ Schmied

Der Verein „Hilfe für Geflüchtete und Menschen auf der Flucht Regensburg“ ist seit 2019 Ansprechpartner und Unterstützer für geflüchtete Menschen in Regensburg und im umliegenden Landkreis. Den Menschen wird geholfen, in Deutschland anzukommen und die dabei entstehenden praktischen Probleme anzugehen, wie zum Beispiel das Finden und Beziehen einer eigenen Wohnung und die Sicherung eines Ausbildungsplatzes.

Durch Corona wird das Augenmerk derzeit auf die Unterstützung beim Distanzunterricht und die Anschaffung von digitalen Endgeräten gelegt. Dabei wird den durch die Sprachbarriere benachteiligten Schülern geholfen, die Aufgaben und den Homeschooling-Unterricht vor- wie auch nachzubereiten. Das Geld zur Finanzierung von Nachhilfe, Sprachkursen oder zur Vorfinanzierung von Kautionen wird durch Spenden erwirtschaftet. Hierbei helfen auch die geflüchteten Jugendlichen selbst mit, indem Kuchenverkäufe organisiert und Alltagsmasken genäht werden.

„Glaube bedeutet Toleranz“

An der Grund- und Mittelschule Ammersricht wird stets auf ein positives Miteinander geachtet, ganz unabhängig von Kultur und Glauben. Roland Troidl als Klassenlehrer und seine Kollegin Andrea Schadl als Diplomsozialpädagogin unterstützen die Schüler der Praxisklasse, indem sie sie lehren, offen und tolerant gegenüber Menschen anderer Kulturen und mit unterschiedlichem Glauben zu sein, ohne dabei die eigene Herkunft und Identität aufgeben zu müssen.

Im Schuljahr zum Motto „Glaube bedeutet Toleranz“ lernten die Kinder beispielsweise bei einem virtuellen Rundgang durch Synagogen jüdisches Leben kennen oder beschäftigten sich im Unterricht mit dem Ramadan. In pandemiefreien Zeiten findet stets ein Aufenthalt in einer Selbstversorgerhütte statt, bei dem die Praxisklasse zum einen bayerische Gemütlichkeit erlebt, aber auch gemeinsam Gerichte aus ihren Herkunftsländern zubereitet.

Mehr als eine medizinische Beratungsstelle

Der Verein „Migrantenmedizin Regenburg e.V.“ wurde 2012 von Medizinstudierenden der Universität Regenburg gegründet und verbessert seither durch seine engagierte Arbeit nachhaltig die medizinische Versorgung von Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund. Dabei steht vor allem die individuelle Betreuung bei Arztterminen, die Organisation von Dolmetschern, die gründliche Vermittlung von medizinischem Hintergrundwissen und die Unterstützung bei bürokratischen Hürden im Vordergrund der Arbeit.

Zusätzlich bietet der Verein seit November 2018 wöchentlich eine medizinische Beratungsstelle in der Gemeinschaftsunterkunft Dieselstraße in Regensburg an. Derzeit organisiert der Verein zusätzlich Aktionen zur wichtigen Aufklärung über die Covid 19-Schutzimpfung. Daneben engagiert sich der Verein in der medizinischen Ausbildung, indem er im Rahmen des Wahlfaches „Global Health“ andere Medizinstudierende im kultursensiblen Umgang mit Patienten schult.

Nezamuddin „Karim“ Haydari aus Schirmitz im Landkreis Neustadt an der Waldnaab ist seit langem im Netzwerk Asyl in Weiden tätig, das im Jahr 2015 vom Arbeitskreis Asyl gegründet wurde. Er kam selbst als Geflüchteter nach Deutschland und brachte es als ehemaliger Analphabet bis zum Abitur am Kepler-Gymnasium in Weiden. In seiner Freizeit setzte er sich auch für andere Flüchtlinge ein. Innerhalb des Arbeitskreises Asyl leitete er die „Gruppe Jugendliche“, diente als Ansprechpartner für alle jugendlichen Flüchtlinge und organisierte viele Zusammenkünfte von Jugendlichen. Er schloss zudem Kontakt zum Jugendzentrum in Weiden, wurde Helfer bei Jugendveranstaltungen und aktives Mitglied des Jugendzentrums.

Brigitte Ertl arbeitet schon seit Jahren ehrenamtlich in der Gemeinschaftsunterkunft Bad Kötzting. Als sich im Zuge der Corona-Pandemie und deren Folgen andere ins Homeoffice zurückzogen, war Ertl umso präsenter und engagierter. Sie erledigte für die Heimbewohner während der Quarantäne zahlreiche Besorgungen. Außerdem half sie bei vielen bürokratischen Angelegenheiten der Flüchtlings- und Integrationsberatung. Sogar nachts und an Wochenenden stand sie Asylbewerbern mit Rat und Tat zur Seite, unabhängig davon, ob es um die Verteilung von Medikamenten, die Koordination von Arztterminen oder die Hilfe bei der Wohnungssuche ging.

Den Gewinnern des Integrationspreises der Regierung der Oberpfalz sprach Integrationsminister Joachim Herrmann Dank und Anerkennung aus:

„Die diesjährigen Preisträger in der Oberpfalz verdeutlichen einmal mehr, dass es im Freistaat unglaublich viele Erfolgsgeschichten von engagierten Menschen gibt, die sich tagtäglich für eine gelingende Integration bei uns in Bayern einsetzen. Sie sind diejenigen, die Integration vor Ort mit Leben erfüllen. Das ist eine unbezahlbar wertvolle Leistung, die hier erbracht wird. Und es ist eine Leistung mit Vorbildcharakter.“

Integration sei ein vielschichtiger und kleinteiliger Prozess, der viel Zeit brauche und dessen Zwischenerfolge schwer messbar seien, betonte Regierungspräsident Axel Bartelt.

„Mit unserer jährlichen Verleihung des Integrationspreises machen wir diese Zwischenerfolge, dieses wichtige Engagement sichtbar und zeigen, wie Integration in der Praxis gelingen kann. Die Preisträgerinnen und Preisträger sind Vorbild für uns alle.“

DK

 

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