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(GZ-19-2021)
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► Bayerischer Museumstag 2021:

 

Nachhaltiges Sammeln als Kernaufgabe

 

Unter dem Titel „gezielt/nachhaltig/sammeln“ widmete sich der 21. Bayerische Museumstag im schwäbischen Friedberg dem Sammeln als Kernaufgabe der Museen und der Umgang mit den gesammelten Objekten auf dem Weg zu den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung. Bei der Eröffnung wies Kunstminister Bernd Sibler darauf hin, dass das Bewahren zu den Kernaufgaben der Museen zähle. So ließen sich Inhalte nachhaltig zugänglich machen und über Generationen hinweg vermitteln.

Kunstminister Bernd Sibler bei der Eröffnung des 21. Bayerischen Museumstags. Bild: Hubert Bösl, Bildrechte: Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern
Kunstminister Bernd Sibler bei der Eröffnung des 21. Bayerischen Museumstags. Bild: Hubert Bösl, Bildrechte: Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern

Durch den Austausch über langfristige Sammlungskonzepte, die sich an wichtigen Nachhaltigkeitszielen orientieren, werde die reiche und vielfältige Museumslandschaft in Bayern zukunftsfähig gemacht. „Der Austausch von Wissen und Erfahrungen zwischen den Einrichtungen bringt sowohl die Museen als auch den Freistaat als Kulturstaat weiter voran und ist gelebte Nachhaltigkeit. Die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern leistet hierzu einen wertvollen Beitrag“, so der Minister.

Planungsziel Nachhaltigkeit

Wissenschaftler, Konservatoren und Architekten diskutierten im Rahmen des Bayerischen Museumstags etwa über die Sammlungsentwicklung am Deutschen Museum, die Nachhaltigkeit als Planungsziel des zukünftigen Großobjektedepots des Freilandmuseums Oberpfalz, die Aspekte der Nachhaltigkeit bei der Generalsanierung und Neukonzeption des Münchner Stadtmuseums, sowie über die Frage, wie man große Museen wie das Lenbachhaus klimaneutral gestalten kann. Darüber hinaus fanden Exkursionen zu verschiedenen schwäbischen Museen wie etwa ins Bauernhofmuseum nach Illerbeuren, ins Bienenmuseum nach Illertissen oder in die Südseeausstellung nach Obergünzburg statt.

Bayerischer Museumspreis

Im Zentrum des Bayerischen Museumstags stand die Verleihung des Bayerischen Museumspreises der Versicherungskammer Bayern und des Preises „Vermittlung im Museum“ der Bayerischen Sparkassenstiftung. Franz Kränzler, Mitglied des Vorstands der Versicherungskammer Kulturstiftung und Dr. Ingo Krüger, Geschäftsführender Vorstand der Bayerischen Sparkassenstiftung, gaben die Preisträger bekannt.

„Museums-Oscar“ für Ingolstadt

Der mit 20.000 Euro dotierte „Museums-Oscar“ in der Kategorie der haupt- oder nebenamtlich-wissenschaftlich geleiteten Museen ging nach Ingolstadt. Laut Jury schloss das dort ansässige Deutsche Medizinhistorische Museum mit Eröffnung seiner neuen Dauerausstellung im Herbst 2020 seine grundlegende Modernisierung eindrucksvoll ab.

In der „Alten Anatomie“, einst medizinisches Fakultätsgebäude der Bayerischen Landesuniversität, gelinge es hervorragend, die Brücke zwischen historischen Formen der Heilkunst und heutigen Behandlungsweisen zu schlagen. „Aus der umfangreichen Sammlung des Hauses wurden in reduzierter Zahl die aussagekräftigsten Stücke herausgesucht.

Sie vermitteln – oft in Kombination mit weiterführenden Medienstationen – auch thematisch schwierige Inhalte in angenehmer Form und ohne Sensationshascherei.“ Neben vielfältigen Veranstaltungen erlaube ein umfangreiches digitales Informationsangebot den Zugriff auf die Museumsinhalte „von außen“.

In der Kategorie der ehrenamtlich geführten Museen behielt das Spix-Museum in Höchstadt a. d. Aisch die Oberhand. Das 2019 in neuer Gestaltung wiedereröffnete Museum ist im Geburtshaus von Johann Baptist Ritter von Spix untergebracht. Ein rühriger Museumsverein hat sich zur Aufgabe gemacht, an den zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Naturforscher und Zoologen zu erinnern, der auch als „bayerischer Humboldt“ bezeichnet wird.

Auf kleiner Fläche gelinge es der Ausstellung mit ihren Präparaten, Text-Bild-Tafeln und Medieneinheiten, ein spannendes Bild von Spix’ Wirken und vor allem seiner Reise durch Brasilien 1817–20 zu zeichnen, führt die Jury aus. Auch der verantwortungslose Umgang mit der Natur und damit verbundene Fehlentwicklungen würden dargestellt, die bereits Spix Sorge bereiteten.

Förderpreis der Sparkassenstiftung

Gemeinsam mit der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern vergab die Bayerische Sparkassenstiftung erneut den Förderpreis „Vermittlung im Museum“.

Bei der Vermittlung kultureller Inhalte sowohl im Bereich der personalen wie der medialen Vermittlung ist es mehr denn je erforderlich, neue Ideen zu entwickeln. Mit dem Hauptpreis von 10.000 Euro ehrte die Jury das Kooperationsprojekt der Fränkischen Freilandmuseen in Bad Windsheim und Fladungen.

Beide Einrichtungen haben zusammen Ideen entwickelt, wie man das für Freilichtmuseen grundlegende Thema der Translozierung, d.h. des Abbaus eines historischen Gebäudes und dessen Wiederaufbau im Museumsgelände, nachvollziehbar machen kann. Inklusive Hands-on-Stationen, bei denen man grundlegende Informationen mittels Filmclips in Handlegetechnik erhält, aber auch interaktiv mit 3-D-Modellen von Museumsgebäuden oder Bauteilen tätig werden kann, sollen allen Museumsgästen einen Zugang zu diesem komplexen Thema ermöglichen. Beiden Museen ist wichtig, dass neben dem selbstentdeckenden Lernen auch das Verständnis für die Freilandmuseen und deren Aufgaben gefördert wird.

Neben diesem Hauptpreis wurden zwei weitere gleichwertige Preise, die mit jeweils 5.000 Euro dotiert sind, vergeben. Einen dieser beiden Preise erhielt das Museum Oberschönenfeld in Gessertshausen, Landkreis Augsburg. Dessen Idee ist es, durch die Arbeit mit einer Gruppe von Personen aus möglichst unterschiedlichen Alters- und Lebensbereichen neue Blickwinkel auf die Leitobjekte des Museums zu gewinnen. Anhand der gemeinsam gewonnenen Erkenntnisse möchte das Museum sein bisheriges Vermittlungsprogramm mit innovativen medialen Formaten bereichern.

Mit dem zweiten Nebenpreis wurde das Jüdische Museum Augsburg für das neue Vermittlungskonzept eines „Museums auf der Straße“ ausgezeichnet. Das ist wörtlich gemeint, denn das Jüdische Museum plant, mit einer Pop-up-Ausstellung per Lastenrad zu den Menschen zu fahren, auf Schulhöfe und öffentliche Plätze. Dort wollen die Kuratoren mit der Stadtgesellschaft ins Gespräch kommen – ein wichtiges Angebot, gerade in Zeiten wachsender antisemitischer Vorurteile.

DK

 

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