(GZ-19-2021) |
► Tag des offenen Denkmals: |
Sein & Schein |
An mehr als 600 Orten konnten sich die zahlreichen Besucher am Tag des offenen Denkmals ein Bild der wichtigsten Denkmäler Bayerns machen. Unter dem Motto „Sein & Schein in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“ gab es heuer eine Mischung aus digitalen Angeboten und Programm am Ort. In einem virtuellen 3-D-Rundgang konnte zum Beispiel die Alte Schäfflerei des Fraunhofer Zentrums im Kloster Benediktbeuern erkundet werden, im Bauarchiv in Thierhaupten wurden digitale Führungen mit verschiedenen Themenschwerpunkten offeriert.
Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege bot Führungen vor Ort in München, Regensburg, Weißenburg, Neustadt an der Donau und Treuchtlingen-Graben an. Architektur greift immer wieder auf Vorbilder zurück. Damit will sie ein Bild oder auch ein Anknüpfen an eine bestimmte Tradition oder Geschichte vermitteln. Auf einem Rundgang durch die Münchner Altstadt wurden einzelne Denkmäler vorgestellt, die oftmals als etwas scheinen, was sie nicht sind. Erläutert wurden die Bauherren und Architekten sowie die damit vielleicht verbundene politische Absicht.
Dienstsitz königliche Villa
Die königliche Villa in Regensburg, heute Dienststelle des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, liegt erhöht auf den Resten der Stadtbefestigung vor den Toren der spätmittelalterlichen Stadt. Die Führung durch die Außenanlage des Gebäudes erläuterte die markante Platzgeschichte. Vor allem aber wurden die Geschichte des Hauses und seiner Architektur beleuchtet.
Über der Zivilsiedlung des römischen Kastells Biriciana wurde nach dem 1. Weltkrieg das Wohnquartier Steinleinsfurt in Weißenburg i. Bay. errichtet. Knapp 100 Jahre später wird das Quartier durch eine verdichtete Neubebauung weiterentwickelt, was umfangreiche archäologische Ausgrabungen nötig macht. Die Führung hatte die bisherigen Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen zum Thema und stellte den Bezug zum römischen Weißenburg als Teil des UNESCO-Welterbes her.
Welterbe Donaulimes
Auch das neue UNESCO-Welterbe Donaulimes war in diesem Jahr mit dabei. In Neustadt an der Donau im Landkreis Kelheim wurde eine Wanderung auf den Spuren der Römer angeboten. Die Rundwanderung führte entlang der Donau zum Weinberg, wo sich ein römisches Heiligtum versteckt. Von dort aus ging es am römischen Legionslager im Unterfeld vorbei zurück zum Ausgangspunkt.
Die Bayerische Schlösserverwaltung lud am Tag des offenen Denkmals zum Familientag der Befreiungshalle Kelheim ein. Dabei drehte sich alles um die Architektur des Bauwerks. Dabei ist die Befreiungshalle keineswegs das erste Bauwerk, das an dieser Stelle errichtet wurde. Vor rund 2.000 Jahren soll dort eine keltische Befestigungsanlage gestanden haben.
Zu den größten erhaltenen Burganlagen Europas zählt die über 800 Jahre alte Veste Oberhaus über der Stadt Passau. Eine Führung durch die Außenanlagen der Burg stellte architektonische Merkmale und handwerkliche Techniken in den Mittelpunkt, die bei der Ausgestaltung der Burganlage zur fürstlichen Residenz angewandt wurden.
Das historische Brunnenhaus in Landshut, das heute den gemeinnützigen Verein Bauzunfthaus beheimatet, wurde bereits vor Ende des 16. Jahrhunderts errichtet. Der dazugehörige Wasserturm, ursprünglich ein Wehrturm, ist noch älter und geht mit seinem Bau auf die Stadtmauererweiterung Mitte des 13. Jahrhunderts zurück.
Bis 1898 war das ehemalige Brunnenhaus die Verteilerstation für die Wasserversorgung der Stadt Landshut. Besucherinnen und Besucher finden darin heute die Schmiede- und eine Schusterwerkstatt des Vereins Bauzunfthaus. Eine Architektin und ein Restaurator führten am Aktionstag durch das Gebäude.
Exklusive Einblicke
Circa vier Meter unter der Erdoberfläche liegt die historische Wasserzisterne der Stadt Dingolfing. Bei einer Führung erhielt man einen exklusiven Einblick in die Gewölbe mit handgeschlagenen Ziegeln, die im Mittelalter der Wasserversorgung dienten. Außerdem gab es einen Einblick in die sonst verschlossene Badstube und den Kühlbrunnen.
In Moosburg (Landkreis Freising) wurden Führungen durch eine ganz andere Art von Denkmal bzw. Mahnmal angeboten: Durch das Stalag VII A – eines der größten Kriegsgefangenenlager im Zweiten Weltkrieg. Zu sehen waren noch vier Baracken von damals, die Aufschluss geben über das damalige Leben der Gefangenen.
Einen seltenen Blick über die Stadt konnte man in Ansbach genießen, hinter die Barockfassaden schauen oder jüdische Geschichte erleben. Das Highlight dabei war die Öffnung des Bismarckturms auf der Kaiserhöhe von Ansbach.
Ansonsten gab es zahlreiche Führungen durch die Innenstadt oder den erst kürzlich neu verlegten Stolpersteinen. Virtuell konnte man auf der Homepage des Tourismusamts die St. Ludwig Kirche den ehemaligen markgräflichen Pavillon und die Baustile der Gumbertuskirche in Videos erkunden.
Veranstaltungsreihe
Das Fränkische Freilandmuseum in Bad Windsheim bot zum Tag des offenen Denkmals gleich eine ganze Reihe von Veranstaltungen und Führungen. Zu sehen war etwa eine Tabaktrockenscheune aus dem Jahr 1927. Sie gilt mit dem Mechanismus der Trockenöffnungsklappen als eines der technisch eindrucksvollsten Gebäude des Freilandmuseums. Außerdem konnten die Besucher in der Restauratorenwerkstatt einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Das Industriemuseum Lauf an der Pegnitz wartete mit einem neuen, während des Lockdowns entwickelten virtuellen 360 Grad-Rundgang auf. Dieser ermöglichte es, sich mit dem eigenen Smartphone frei durch das Museum zu bewegen. Im Außenbereich des Industriemuseums Lauf konnte man „High Tech der historischen Art“ betrachten, wie etwa den „Mops“, einen Traktor, der zu den ersten landwirtschaftlichen Maschinen in Deutschland zählte.
DK
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