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(GZ-19-2021)
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► Staatspreise für Erhalt der Baukultur im ländlichen Raum:

 

Gesicht der Dörfer bewahren

 

Sie haben denkmalgeschützte Gebäude und Häuser, die das Ortsbild prägen, auf herausragende Weise erneuert und wiederbelebt. Insgesamt 16 private und kommunale Bauherren aus ganz Bayern hat Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber dafür mit Staatspreisen in Höhe von jeweils 3.000 Euro ausgezeichnet. Die Projekte sind Kaniber zufolge beispielgebend für den Erhalt der Baukultur und nachhaltiges Bauen. Sie seien entscheidend für die Innenentwicklung der Dörfer.

„Sie helfen mit, das bayerische Gesicht unserer Dörfer zu bewahren. Dem außerordentlich großen Engagement der Preisträger ist es zu verdanken, dass für das Ortsbild und die Baukultur in Bayern charakteristische Gebäude erhalten und zeitgerecht genutzt werden können“, so die Ministerin. Die prämierten Bauvorhaben seien damit „gelungene Investitionen in die Baukultur Bayerns“.

Eine Kommission aus Architekten, Heimatpflegern und Fachleuten der Verwaltung für Ländliche Entwicklung hat die Sieger aus rund 1.700 Projekten ausgewählt, die in den vergangenen zwei Jahren im Zuge der Dorferneuerung umgesetzt und staatlich gefördert worden waren. Insgesamt hat der Freistaat über 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Zu den ausgezeichneten kommunalen Bauherren zählt die Gemeinde Wurmsham im Landkreis Landshut: Mit der Sanierung und Wiederbelebung des Wirtshauses in Seifriedswörth setzt sie ein deutliches Zeichen gegen die Landflucht, gegen die Verödung von Dörfern und gegen das Wirtshaussterben und den damit verbundenen Verlust von gesellschaftlichen Strukturen. 2019 wurde das Projekt, das in dem von der Kommune gekauften Haus neben der Wirtschaft auch einen Dorfladen beherbergt, mit einem Festakt offiziell abgeschlossen.

Stadt Neunburg vorm Wald

Auch der sanierte Aiherlhof in Mitterauerbach (Landkreis Schwandorf) wurde mit dem Bayerischen Staatspreis für Dorferneuerung und Baukultur geehrt. Bauherrin war die Stadt Neunburg vorm Wald. Die Jury würdigt die „Sicherung des Ortscharakters“. Einen Teil der Auszeichnung verdient hat sich aber auch die Dorfgemeinschaft, die bei der Sanierung über 15.000 Stunden in Eigenleistung erbrachte und das Projekt zu „einer Perle der Dorferneuerung“ werden ließ, wie einst Neunburgs Bürgermeister Martin Birner festgestellt hatte. Der revitalisierte Dreiseithof habe dem Ort ein neues Gesicht gegeben und es sei ein kleines Zentrum für Treffen und Feiern entstanden.

Gemeinde Speinshart

Für die Entwicklung der Klosterdorfgemeinde Speinshart im Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab ist die Dorferneuerung zum Segen geworden. Ein Juwel des Klosterdorfes ist das nach 25 Jahren fertig sanierte „Haus der Dorfkultur“ innerhalb der Mauern des Klosters Speinshart. Auch die Sanierungsmaßnahmen in der Wieskapelle sind abgeschlossen. Freilich sind dies nur Zwischenschritte zur Gesamtrestaurierung des Klosterhofes, der zusammen mit dem Klosterensemble zu den schönsten Dorfarealen Süddeutschlands zählt.

Im Zuge der Dorferneuerung Niederlamitz (Landkreis Wunsiedel) wurde teilweise in Eigenleistung von der Dorfgemeinschaft eine neue Festscheune in Holzbauweise gebaut. Entwickelt wurde ein ganzes Areal, das „Hammergelände“, das mit vielfachen Verweisen auf die Vergangenheit des Ortes dessen neue Mitte darstellt. Entstanden ist ein zentraler Treffpunkt, an dem die Niederlamitzer Jugend, aber auch die Älteren, ihre Freizeit verbringen, und an dem unter anderem Theateraufführungen, kleinere Konzerte oder Lesungen stattfinden können. Dass die Dorfgemeinschaft inzwischen einen Verein namens „Dorfgemeinschaft Niederlamitz e.V.“ gegründet hat, der seit 2018 im Vereinsregister geführt wird und formelle Rechtsfähigkeit erlangt hat, ist nur die Krönung eines außergewöhnlichen Projekts.

Gemeinde Ahorn

Mit dem Staatspreis wird auch das jahrzehntelange Bemühen der Gemeinde Ahorn (Landkreis Coburg) um die Entwicklung des ehemaligen Freizeitzentrums mit Hallenbad in Witzmannsberg zu einem Bürger- und Kulturzentrum gewürdigt. Dabei wurde nicht nur ein neues Kulturzentrum für die Region geschaffen, sondern auch die typische Architektur der Entstehungszeit, der 1970er Jahre, erhalten. Die Gemeinde Ahorn hat gezeigt, dass mit viel Ideenreichtum, Kreativität und auf der Grundlage einer aktiven Bürgerbeteiligung ein großes Infrastrukturprojekt ressourcenschonend und klimagerecht realisiert werden kann.

In Mönstetten (Landkreis Günzburg) wurden im Anschluss an das über europäische Fördermittel (ELER) bezuschusste Dorfgemeinschaftshaus die angrenzenden Freianlagen hochwertig gestaltet. Bolzplatz, Spielgeräte und ein Brotbackhaus gehören zu den Freianlagen. Mit dem Gesamtkonzept schaffte die Gemeinde Möglichkeiten zur Begegnung und zur Entwicklung sozialer Netzwerke.

Nach einer umfangreichen Restaurierung dient der Pfarrhof in Unteregg (Landkreis Unterallgäu) als vormalig leerstehendes denkmalgeschütztes Bauwerk heute als Dorfgemeinschaftshaus. Bevor der historische Walmdachbau verfallen konnte, entschied sich die Gemeinde für eine Sanierung. In dem Gebäude befindet sich nun ein Sitzungssaal der Gemeinde, Räume für die Pfarrgemeinde, Senioren, Eltern-Kind-Gruppen und Veranstaltungen. Bei der Restaurierung des barocken Pfarrhofs stand der sorgsame Umgang mit der historischen Bausubstanz im Vordergrund. Entstanden ist ein filigranes und schlichtes Bauwerk. Im Ensemble mit dem benachbarten Gasthof und der Pfarrkirche hat es das Ortszentrum zu neuem Leben erweckt.

DK

 

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