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(GZ-22-2021)
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► Bayerischer Tourismustag 2021:

 

Der Weg zum nachhaltigen Management

 

Unter dem Motto „Der Tourismus der Zukunft ist nachhaltig – Bayern als Heimat und Urlaubsort“ fand der diesjährige Bayerische Tourismustag in Nürnberg als hybrides Event statt. Erklärtes Ziel ist ein nachhaltiges Tourismusmanagement im Einklang mit der Natur und den Bedürfnissen der einheimischen Bevölkerung. Hierzu gilt es, ökologische, regionale und soziale Aspekte zu berücksichtigen, wie im Dialog mit ausgewiesenen Experten deutlich wurde.

V.l.: Prof. Dr. Dirk Schmücker (NIT Kiel), Stefan Fredlmeier (Füssen Tourismus und Marketing), Helena Felixberger (Moderatorin), Dr. Ulrike Wolf (Ministerialdirigentin Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie), Staatsminister Hubert Aiwanger (Bayerisches Wirtschaftsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie), Barbara Radomski (Geschäftsführerin Bayern Tourismus Marketing GmbH), Dr. Andrea Möller (dwif), Prof. Dr. Michael Braungart (GF EPEA), Sabine Thiele (GFin Regensburg Tourismus GmbH), Ben Förtsch (GF Creativhotel Luise). Bild: tourismus.bayern – Gert Krautbauer
V.l.: Prof. Dr. Dirk Schmücker (NIT Kiel), Stefan Fredlmeier (Füssen Tourismus und Marketing), Helena Felixberger (Moderatorin), Dr. Ulrike Wolf (Ministerialdirigentin Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie), Staatsminister Hubert Aiwanger (Bayerisches Wirtschaftsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie), Barbara Radomski (Geschäftsführerin Bayern Tourismus Marketing GmbH), Dr. Andrea Möller (dwif), Prof. Dr. Michael Braungart (GF EPEA), Sabine Thiele (GFin Regensburg Tourismus GmbH), Ben Förtsch (GF Creativhotel Luise). Bild: tourismus.bayern – Gert Krautbauer

Laut Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger stellt der Tourismus eine wichtige Leitbranche Bayerns dar. Sie sichert das Einkommen von rund 600.000 Menschen im Freistaat und erzielte 2019 einen Bruttoumsatz von 34,2 Milliarden Euro. Im darauffolgenden Jahr kam es wegen der Corona-Pandemie zu einem starken Einbruch, zahlreiche Betriebe kämpften trotz staatlicher Unterstützung ums Überleben. Mittlerweile erhole sich die Branche wieder, so Aiwanger.

Bayern biete seinen Gästen eine große Bandbreite an Möglichkeiten – vom Urlaub auf dem Bauernhof zum 5-Sterne-Hotel, von der Bergtour zum Stadtbummel, vom Gasthaus zum Gesundheitstourismus. Die Tourismusbranche sei mit ihrem freundlichen Service das sympathische Gesicht Bayerns, die schöne Landschaft trage wesentlich zum Urlaubsgefühl bei. Wie der Minister betonte, „haben Nachhaltigkeit und Regionalität bei uns im Tourismus eine große Bedeutung, auch setzen wir uns für die Digitalisierung ein und unterstützen die Branche mit zahlreichen Förderprogrammen.“

Mit dem neuen Programm „Tourismus in Bayern – fit für die Zukunft“ würden mit 30 Millionen Euro gezielt Maßnahmen für einen nachhaltigen, smarten, barrierefreien und ökologischen Tourismus gefördert, damit ein kraftvoller Neustart nach der Corona-Krise gelingt. Dabei werden Klein- und Kleinstvermieter mit einer Förderung in Höhe von 50 Prozent unterstützt. Schließlich stellt der private Ferienwohnungsmarkt eine wichtige Säule des bayerischen Tourismus dar.

In Bayern gibt es geschätzt 28.000 Anbieter, darunter rund 4.000 Landwirte, mit mehr als 130.000 Betten. Damit entfallen etwa 15 Prozent aller Übernachtungen in Bayern auf private Ferienwohnungen und -häuser. Das Programm „Tourismus in Bayern – fit für die Zukunft“ richtet sich deshalb in erster Linie an kleine, nicht gewerbliche Privatvermieter und an Anbieter von Urlaub auf dem Bauernhof mit maximal 25 Gästebetten. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Nachhaltigkeit. Gefördert werden Maßnahmen, die die Angebotsqualität erhöhen - von der Verschönerung der Außenanlagen bis zu Software für die Webseitenerstellung.

Zudem unterstützt das Programm die Errichtung von E-Ladepunkten für Pkws und E-Bikes, die Verbesserung der digitalen Barrierefreiheit der Tourismusverbände und -regionen sowie die Erhebung touristisch relevanter Echtzeitdaten für die Besucherstromlenkung. Anbieter von touristischen Angeboten und Parkmöglichkeiten können seit kurzem die Förderung beantragen, um die Auslastung zu erfassen. Diese Daten fließen dann in den Ausflugsticker Bayern und künftig auch in die Bayern Cloud Tourismus ein. Damit leistet das neue Programm einen Beitrag, Besucherströme besser auf die vielen attraktiven Ziele im Freistaat zu verteilen. 

Das Förderprogramm wird Aiwanger zufolge bisher in allen Teilen Bayerns gut angenommen. Im Bereich der E-Ladepunkte wurden über 200 Anträge mit einer Fördersumme von ca. 800.000 Euro gestellt. Knapp die Hälfte der beantragten Ladepunkte sind für E-Bikes und Pedelcs, die erstmalig in Bayern gefördert werden. Bei den Klein- und Kleinstvermietern wurden in mehr als hundert Fällen Förderungen von gut einer Million Euro beantragt.

Auch für die Geschäftsführerin der Bayern Tourismus Marketing GmbH (BayTM), Barbara Radomski, geht es beim Thema Nachhaltigkeit in erster Linie darum, Weichen für die Zukunft zu stellen. „Unser Ziel ist es, die Lebensqualität in den bayerischen Regionen und Orten für Einheimische und Gäste gleichermaßen zu entwickeln und unsere Heimat für zukünftige Generationen zu bewahren.“ Daher stehe nicht die Vermarktung nachhaltiger Produkte im Mittelpunkt, sondern die langfristige Positionierung Bayerns als nachhaltiges Reiseziel.

„Nachhaltige Tourismusentwicklung erfordert eine ganzheitliche Perspektive“, hob Radomski hervor. Nach der Coronakrise müsse nunmehr die Balance der ökologischen, ökonomischen und sozialen Interessen wiederhergestellt werden, um die Heimat so lebenswert wie bisher zu erhalten. Wichtig sei dabei auch, dass die gesamte Branche ein gemeinsames Verständnis einer nachhaltigen Destinationsentwicklung erreiche und dieses Wissen dann auch in der Praxis angewendet werde. Daran gelte es, in den kommenden Monaten gemeinschaftlich zu arbeiten.

Gemeinsam mit ausgewiesenen Experten aus Wissenschaft, Forschung und Praxis beleuchtete die BayTM, wie Destinationen und Anbieter die verschiedenen Bereiche des Nachhaltigkeitsgedanken umsetzen können. Dazu gab es eine Keynote von Prof. Dr. Michael Braungart, dem Pionier des Cradle-to-Cradle-Prinzips, Praxis-Berichte etwa zum Einsatz von Rangern in der Alpenregion Tegernsee Schliersee von Tim Coldewey oder zur Beseitigung der Staus und Parkplatzprobleme am Hotspot in Füssen im Allgäu, die der dortige Tourismusdirektor Stefan Fredlmeier vorstellte.

„Wir gestalten nicht (nur) einen Mobilitätsraum, sondern wir gestalten Mobilität in einem Lebensraum“, machte Fredlmeier deutlich. Der (öffentliche) Lebensraum habe keine durchgehenden Grenzen mit Einlass und Austritt, stehe aber trotzdem nicht unbegrenzt zur Verfügung. Daher müsse auch der (öffentliche) Lebensraum bei starker Nachfrage bewirtschaftet werden wie eine knappe Ressource. Die Bewirtschaftung erfolge dabei an den Bausteinen, die kontrollierbar, einzeln anbietbar und bepreisbar sind. Als Stufen des Raum-Managements nannte der Direktor die digitale Statuserfassung (Sensorik), Prognosen (KI), Online-Buchbarkeit und Yield Management. Diese Maßnahmen seien „essenzielle Bestandteile der Besucherlenkung“.

„Die Verlagerung auf den ÖPNV und dessen Ausbau muss nicht zuletzt als Beitrag zur Klimawende absolute Priorität genießen“, forderte Fredlmeier. „Wir können nicht abwarten, attraktive Regionen durch den Verkehrskollaps so unattraktiv werden zu lassen, dass weniger Gäste kommen und der Verkehrsdruck nachlässt.“

Über Möglichkeiten der Besucherlenkung informierte Dr. Andrea Möller, Senior Consultant bei der dwif-Consulting GmbH, während Prof. Dr. Dirk Schmücker, Forschungsleiter am Kieler Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa, unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit Erkenntnisse zu Reiseverhalten, Motiven und Interessen der Urlauber in Deutschland präsentierte. „Zwei Drittel der deutschen Bevölkerung hat eine positive Einstellung zur Nachhaltigkeit bei Urlausreisen“, erklärte Schmücker. Allerdings klaffe eine große Lücke zwischen Einstellung und tatsächlichem Verhalten. Mittelfristig werde sich an den Konsumenteninteressen nicht allzu viel ändern, aber nach Corona könnte Nachhaltigkeit eine noch wichtigere Rolle spielen als bisher, prognostizierte der Professor.
Dr. Sabrina Seeler, Lehrkraft im Studiengang International, widmete sich den Ergebnissen zur Tourismusakzeptanz in Bayern und Marco Walter Geschäftsführer ECOCAMPING, gab Einblicke in die Themen Elektromobilität und Camping. Suvi Pribilla von Visit Finland berichtete schließlich in einer Abschlussnote, wie nachhaltiger Tourismus in ihrem Heimatland im hohen Norden aussieht.

Im Vorfeld des Bayerischen Tourismustags in Nürnberg hatte die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. bereits Unterstützung für die Branche gefordert. Nach den Worten von Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt brauchen die Betriebe praxisgerechte Arbeitszeitregeln, Bürokratieabbau, einen Sprung bei der Digitalisierung und eine Vereinfachung von Verwaltungsleistungen, damit der Tourismus im Winter und danach nicht ausgebremst wird. Gleichzeitig sei es notwendig, den Transformationsprozess auf dem Weg zu einem nachhaltigen Tourismus weiter zu unterstützen.

DK

 

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