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(GZ-1/2-2022)
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► WHO-Grenzwert überschritten:

 

Autoabgase belasten die Luft in der Nordallianz

Luftverschmutzung ist neben dem Klimawandel eine der größten umweltbezogenen Bedrohungen für die menschliche Gesundheit. Mit dem Smart Air Quality Projekt haben auch die acht Kommunen der Nordallianz Metropolregion München Nord – Garching, Ismaning, Ober- und Unterschleißheim, Unterföhring, Eching, Hallbergmoos und Neufahrn – das Thema Luftqualität ins Visier genommen. Seit 1982 widmet sich der Interessenverbund gemeindeübergreifend Themen wie Wohnraum, Umweltschutz und Verkehr.

V.l.: Bürgermeister Franz Heilmeier, Gemeinde Neufahrn, Bürgermeister Christoph Böck, Stadt Unterschleißheim, Bürgermeister Sebastian Thaler, Gemeinde Eching, Bürgermeister Dr. Dietmar Gruchmann, Stadt Garching, Anna-Laura Liebenstund, Leiterin der Geschäftsstelle NordAllianz, Bürgermeister Josef Niedermair, Gemeinde Hallbergmoos, Bürgermeister Dr. Alexander Greulich, Gemeinde Ismaning, Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer, Gemeinde Unterföhring, Bürgermeister Markus Böck, Gemeinde Oberschleißheim. Bild: Ursula Baumgart
V.l.: Bürgermeister Franz Heilmeier, Gemeinde Neufahrn, Bürgermeister Christoph Böck, Stadt Unterschleißheim, Bürgermeister Sebastian Thaler, Gemeinde Eching, Bürgermeister Dr. Dietmar Gruchmann, Stadt Garching, Anna-Laura Liebenstund, Leiterin der Geschäftsstelle NordAllianz, Bürgermeister Josef Niedermair, Gemeinde Hallbergmoos, Bürgermeister Dr. Alexander Greulich, Gemeinde Ismaning, Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer, Gemeinde Unterföhring, Bürgermeister Markus Böck, Gemeinde Oberschleißheim. Bild: Ursula Baumgart

Im Rahmen des Smart Air Quality Projekts erfasste man digital zwei Jahre lang Luftschadstoffe an insgesamt 35 von den Kommunen festgelegten Standorten. Gemessen wurden die Luftschadstoffe Stickstoffdioxid (NO2), PM2,5 und PM10 (Feinstaub) sowie bodennahes Ozon. Aus diesen Werten ließ sich der europäische Luftqualitätsindex (CAQI) berechnen, der Auskunft darüber gibt, wie es um die aktuelle Luftqualität bestellt ist. Die öffentlich zugänglichen Messungen sollten mehr Transparenz und Vergleichbarkeit für Bürgerinnen und Bürger bringen.

Zusammenhang Luftqualität und Verkehrsaufkommen

Das Ergebnis: Zwar überschreiten die Werte nicht die hierzulande geltenden Grenzwerte, wie sie in der 39. Bundesimmissionsschutzverordnung festgelegt sind, aber eben jene der Weltgesundheitsorganisation. Ausgewertet wurden die Luftdaten durch eine Masterarbeit der TU München (Lehrstuhl für Verkehrstechnik), ein beauftragtes wissenschaftliches Gutachten der TU Graz, sowie durch einen ehrenamtlichen Daten- Wissenschaftler der Max-Planck-Gesellschaft. Sie alle bestätigen den direkten Zusammenhang des hohen Verkehrsaufkommens und der Luftverschmutzung in der Nordallianz-Region.

Wie Dr. Dietmar Gruchmann, Erster Bürgermeister von Garching, erläutert, „wird die Nordallianz von zahlreichen Autobahnen und Bundesstraßen durchkreuzt – im Bereich von Garching zu Spitzenzeiten mit einem Durchgangsverkehr von 180.000 Autos am Tag. Daher lag die Vermutung nahe, dass auch die Luftqualität darunter leidet, und entsprechend besorgte Anfragen aus der Bevölkerung erreichen hier alle Rathäuser in regelmäßigen Abständen. Wir wollten mit diesem Digitalisierungsprojekt der kontinuierlichen Schadstoffmessung den Bürgerinnen und Bürgern direkt die Möglichkeit einräumen, die Belastung der Luftschadstoffe in unserer Region selbstständig überprüfen zu können, um die festgestellten Werte dann zur Diskussion zu stellen.“

Im Ergebnis seien die geltenden Grenzwerte von 40 μg/m3 an keiner Messstation überschritten worden, betont Gruchmann. „Allerdings sind wir in Hab-Acht-Stellung, denn an allen Messstellen in der Nordallianz wurde der WHO-Grenzwert für Stickstoffdioxid von 10 μg/m3 überschritten. Der niedrigste Wert lag bei 13 μg/m3.“

Enttäuschend allgemein formulierte Stellungnahmen

„Würden die WHO-Grenzwerte bei uns gelten, müsste die Regierung von Oberbayern aktiv werden“, stellt der Rathauschef klar. Einen entsprechenden Hinweis mit der Bitte um Stellungnahme habe man auch an das Landesamt für Umwelt und das Bayerische Umweltministerium adressiert, jedoch sei die Antwort „enttäuschend allgemein formuliert“. Man sehe sich nicht in der Pflicht, das Verkehrsaufkommen in der Region zu reduzieren bzw. weitere rechtlich bindende Luftmessungen durchzuführen. Im Übrigen gälten die Richtwerte der 39. Bundesimmissionsschutzverordnung, heißt es dort.

„Wir Bürgermeister der Nordallianz sind daher gespannt, welche Maßstäbe die neue Bundesregierung zukünftig bei den Grenzwerten ansetzen wird“, erklärt Gruchmann. „Und natürlich hoffen wir, dass eine rasche Zunahme der Elektromobilität in Europa auch eine entsprechende Absenkung der Grenzwerte mit sich bringen wird. Wir werden das Thema auf jeden Fall weiterverfolgen.“

DK

 

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