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(GZ-6-2022)
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► Lieferungen erst zu 35 Prozent erfüllt:

 

Corona-Impfstoff für acht Spritzen pro Einwohner

Die GZ hat beim Bundesgesundheitsministerium nachgefragt, wie viel Covid-19 Impfstoff der verschiedenen Hersteller bislang bestellt und geliefert wurde. Zusätzlich wurde um Auskunft bezüglich der angefallenen Kosten gebeten.

Dazu teilte das Ministerium mit: „Die Bundesregierung hat sich an der Impfstoffinitiative der Europäischen Kommission (KOM) beteiligt, wobei die KOM im Namen der Mitgliedstaaten (MS) Vorabkaufvereinbarungen (Advance Purchase Agreements, APAs) sowie weitere Kaufverträge (Purchase Agreements; PAs) mit einzelnen Impfstoffherstellern verhandelt und abschließt. Auf Grundlage der in den (A)PAs ausgehandelten Konditionen erwerben die MS den Impfstoff direkt vom Hersteller.

Jeder MS hat Anspruch auf einen pro-rata-Anteil gemessen an der Bevölkerung (Deutschland: ca. 18,34%); eine abweichende Aufteilung kann ggf. einvernehmlich vereinbart werden. Darüber hinaus hat die Bundesregierung zur Abdeckung von Bedarfsspitzen aufgrund der Angebote einiger MS mit diesen bilaterale Verträge abgeschlossen. Aus diesen Verträgen ergibt sich eine derzeitige vertragliche Menge von ca. 375,3 Mio. Impfstoffdosen des Herstellers BioNTech/Pfizer, ca. 125,7 Mio. Impfstoffdosen des Herstellers Moderna, ca. 56,3 Mio. Impfstoffdosen des Herstellers AstraZeneca, ca. 55,0 Mio. Impfstoffdosen des Herstellers Johnson&Johnson, ca. 34 Mio. Impfstoffdosen des Herstellers Novavax, ca. 20 Mio. Impfstoffdosen des Herstellers Sanofi/GKS und ca. 11 Mio. Impfstoffdosen der Herstellers Valneva.“ Das macht insgesamt 677,3 Mio. Impfstoffdosen. Bei einer Bevölkerung von derzeit 83,24 Mio. Einwohnern kann jeder Bewohner Deutschlands, vom Säugling zum Greis, mindestens acht Impfungen erhalten.

Update 23.3.2022: Auf Nachfrage ob tatsächlich alle Einwohner Deutschlands achtmal geimpft werden sollen, antwortete das Ministerium: „Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch Instituts (RKI) rät derzeit allgemein zu zwei Impfungen zur Grundimmunisierung und zu einer Auffrischungsimpfung. Bei besonders gesundheitlich gefährdeten bzw. exponierten Personengruppen, wird zudem eine zweite Auffrischungsimpfung empfohlen. Zum Zeitpunkt, zu dem die Beschaffungsverträge mit den Impfstoffherstellern geschlossen wurden, konnte niemand voraussagen, welcher der Impfstoffkandidaten letztlich erfolgreich entwickelt, zugelassen und auch von der Bevölkerung akzeptiert werden würde. Auch das Risiko von möglichen Lieferschwierigkeiten und -engpässen war (und ist immer noch) zu bedenken: Bei Lieferschwierigkeiten eines Herstellers, ist es gut, auf einen anderen Hersteller ausweichen zu können. Die Bundesregierung setzt daher auf ein breites Portfolio an unterschiedlichen Impfstoffherstellern und -technologien. Durch diese Strategie ist die ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit wirksamen COVID-19-Impfstoffen sichergestellt und auch auf etwaige Bedarfsspitzen kann schnell und adäquat reagiert werden. Dieser Ansatz hat sich im Nachhinein bewährt. So sind einige ursprünglich vielversprechende Impfstoffkandidaten, wie die Impfstoff-Projekte der Unternehmen Curevac und Sanofi, im Verlauf nicht erfolgreich gewesen und standen für die Impfkampagne nicht zur Verfügung. Diese Strategie der Risikominimierung zur Vermeidung von Versorgungslücken kann dazu führen, dass gewisse Überschüsse entstehen, Um etwaige Überschüsse abzubauen, prüft die Bundesregierung kontinuierlich, ob und wie Impfstoffe, die nicht mehr in Deutschland benötigt werden, unentgeltlich an die Impfstoffinitiative COVAX oder an bilaterale Empfänger abgegeben werden können, um so zur weltweiten Bekämpfung der COVID-19 Pandemie beizutragen.“

Nach Deutschland geliefert wurden bis Ende Januar 2022 von den Herstellern AstraZeneca ca. 22 Mio. Impfdosen, BioNTech/Pfizer ca. 132,3 Mio. Impfdosen, Johnson&Johnson ca. 6,8 Mio. Impfdosen und Moderna ca. 77,2 Mio. Impfdosen; also insgesamt 238,3 Mio. Dosen. Das ist bereits ausreichend für fast 3 Impfungen pro Bewohner, Babys, Kinder und Jugendliche genauso wieder eingeschlossen.

Bis Ende Januar sind somit erst 35 Prozent der bestellten Impfstoffmenge in Deutschland angekommen. Wenn man davon ausgeht, dass – wie behauptet – zwei Impfungen plus Booster vollkommenen Schutz bieten, müsste die derzeit gelieferte Menge bereits ausreichend sein.

Geheimhaltung wird gewährleistet

Zu den Kosten kann das Bundesgesundheitsministerium weder den Preis je Dosis noch – aufgrund deren Errechenbarkeit, wie behauptet wird – die Gesamtsummen je Hersteller mitteilen:

„Die Lieferverträge für die Impfstoffe gegen COVID-19 wurden von der Europäischen Kommission in Vertretung der EU-Mitgliedstaaten mit den Impfstoffherstellern abgeschlossen. Die Angaben über den Preis der Impfstoffe stellen nach den Verträgen mit den Impfstoffherstellern vertrauliche Informationen dar, deren Geheimhaltung gewährleistet werden muss“, teilte die Pressestelle von Gesundheitsminister Karl Lauterbach der Redaktion der Bayerischen GemeindeZeitung mit. Diese Frage muss also offen bleiben.

Update 23.3.2022: Die Gesamtsumme, der für den Kauf von Impfstoff bereitgestellten Steuermittel, beträgt seit Pandemiebeginn 12.8 Mrd. Euro. Laut Pressemitteilung des Bundesgesundheitsministeriums hat das Kabinett am 16. März beschlossen, "mit fünf Unternehmen Verträge zur Bereitstellung von Corona-Impfstoffen für die kommenden Jahre bis 2029 abzuschließen. Bei den Unternehmen handelt es sich um BioNTech, die Bietergemeinschaft CureVac/GSK, die Bietergemeinschaft Wacker/CordenPharma, Celonic und IDT Dessau. (...) Die im Zuge der Corona-Pandemie neu geschaffenen Produktionskapazitäten sollen durch die Pandemiebereitschaftsverträge gesichert werden, so dass auch für die kommenden Jahre schnell und ausreichend Impfstoff verfügbar ist. Hierbei zahlt der Bund den Unternehmen ab dem Zeitpunkt der Bereitschaft ein jährliches Bereitschaftsentgelt dafür, dass die Kapazitäten erhalten und im Abruffall zeitnah für die Produktion von ausreichend Impfstoff für die Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung steht. Der Bund rechnet hierbei mit Kosten von bis zu 2,861 Milliarden Euro für die Jahre 2022 bis 2029."

CH

 

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