(GZ-15/16-2022) |
► Bilanzpressekonferenzen von Messe München und NürnbergMesse: |
Mit Zuversicht aus der Krise |
Positive Signale nach den vergangenen beiden Corona-Jahren haben Messe München und NürnbergMesse in ihren Halbjahres-Pressekonferenzen gesendet. Erstere erhofft sich nach zwei schwierigen Messejahren schwarze Zahlen, während die NürnbergMesse mit einem deutlich reduzierten Verlust gegenüber den Pandemiejahren 2020 und 2021 rechnet.
Die Messe München unter Führung ihrer neuen Doppelspitze Dr. Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel, die seit 1. Juli 2022 das Unternehmen als gleichberechtigte Geschäftsführer / CEOs leiten, sieht das laufende Geschäftsjahr 2022 mit einer noch nie dagewesenen Dichte von Veranstaltungen als entscheidend für die Messe München an. „Den diesjährigen Messestart mit dem zweiten Quartal kann man als wirklich gelungen bezeichnen. Unsere Kunden haben uns bestätigt, dass gerade bei komplexen und innovativen Themen Messen unverzichtbar sind. Genauso unverzichtbar ist der persönliche Kontakt, der sich nicht digitalisieren lässt“, betonten die beiden Geschäftsführer Dr. Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel. Sie nahmen dabei Bezug auf Leitmessen wie die IFAT Munich, die im Mai das gesamte Gelände belegt hatte.
2021 coronabedingt wie 2020 ernüchternd
Der Jahresabschluss 2021 war coronabedingt wie 2020 ernüchternd. Für die Messe München GmbH wurde ein Umsatz von 127,2 Millionen Euro erzielt (2020: 93,6 Millionen Euro). Weltweit erwirtschaftete das Unternehmen einen Konzernumsatz von 158,1 Millionen Euro. Das EBITDA für die GmbH lag für 2021 bei -33,0 Millionen Euro.
Trotz aller Herausforderungen hat die Messe München mit ihren Tochtergesellschaften im Ausland und den Gastveranstaltungen 2021 insgesamt 125 Veranstaltungen mit über 1,1 Millionen Besuchern bzw. Teilnehmern umgesetzt – sowohl online als auch als Präsenzveranstaltung. Davon fanden fünf eigene Präsenzveranstaltungen in München statt, darunter auch die gemeinsam mit dem Verband der Automobilindustrie erstmals in München veranstaltete IAA MOBILITY.
Gastveranstaltungen, Eigenveranstaltungen und Weltleitmessen
Heuer finden insgesamt neben 79 Gastveranstaltungen wie der Internationalen Handwerksmesse IHM auch 43 Eigenveranstaltungen im In- und Ausland statt. Allein im Herbst veranstaltet die Messe München fünf Weltleitmessen, allen voran die flächenmäßig größte Messe der Welt, die bauma, die vom 24. bis 30. Oktober wieder wichtige Zukunftsthemen der Bau-, Baustoff- und Bergbaumaschinenindustrie in den Fokus stellt. Davor wird u.a. bereits die EXPO REAL (4.–6.10.2022) stattgefunden haben. Am 15. November folgt die electronica, Weltleitmesse und Konferenz der Elektronik.
Persönlicher Kontakt ist unersetzbar
Laut Pfeiffer und Rummel „ist die Resonanz unserer Kunden sehr positiv“. Die Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre ließen sich wie folgt zusammenfassen: „Der persönliche Kontakt lässt sich weder digitalisieren noch ersetzen. Neue Netzwerke, neue Innovationen und neue Kunden entstehen in persönlichen Begegnungen auf unseren Messen. Und in diesem Jahr haben wir einen sehr vollen Veranstaltungskalender.“ Ziel sei es daher, 2022 mit einem klar positiven EBITDA abzuschließen.
Wie die beiden Geschäftsführer weiter ausführten, seien digitale Lösungen und Abläufe inzwischen wichtige Bestandteile des Messegeschäfts und würden in Zukunft immer wichtiger. Dadurch könne das Kerngeschäft sinnvoll ergänzt und ausgebaut werden. Umgekehrt könnten Messen auch dazu beitragen, die Digitalisierung voranzutreiben, wie etwa die digitalBAU die Bauindustrie.
Klimaneutralität
Frühzeitig, so die CEOs, habe das Unternehmen bereits die Weichen für klimaneutrale Messen gestellt. Man habe sich zum Ziel gesetzt, Klimaneutralität bis spätestens 2030 zu erreichen: „Nachhaltigkeit ist ein zunehmend entscheidender Wettbewerbsfaktor im Messegeschäft. Die Nachhaltigkeitsstrategie der Messe München umfasst deshalb eine Vielzahl von Maßnahmen und Projekten in den Bereichen Energie, Wasser, Mobilität, Biodiversität, Soziales, Governance und Ressourcen. Wichtige Ziele sind Nachhaltigkeit messbar zu machen, eine Zero-Waste-Strategie – also Abfall vermeiden und Ressourcen-Kreisläufe schließen –, CO2-Kompensationsmöglichkeiten für Kunden zu etablieren oder Mobilitätsangebote intern und extern weitgehend CO2-arm zu gestalten.“
Globaler Austausch von Wissen und Innovationen
Da das internationale Geschäft und mit ihm der globale Austausch von Wissen und Innovationen eine treibende Kraft der Messe München sei, bleibt für Pfeiffer und Rummel die Verankerung in den wichtigsten Wachstumsmärkten der Welt auch künftig unverzichtbar: „Nur so können wir die Stärke unserer international ausgerichteten Messecluster ausspielen und den Status unserer Weltleitmessen in der Landeshauptstadt festigen.“
Wieder optimistischer in die Zukunft blickt auch die NürnbergMesse: „Wir rechnen mit einem Umsatzsprung auf deutlich über 200 Mio. Euro und mit einem deutlich reduzierten Verlust gegenüber den Pandemiejahren 2020 und 2021“, erklärte Prof. Dr. Roland Fleck, CEO der NürnbergMesse Group. Mussten im vergangenen Jahr noch weltweit zwei von drei Messen abgesagt oder verschoben werden, finden in diesem Jahr vor-
aussichtlich über 80 Prozent statt. „Insgesamt rechnen wir in diesem Jahr mit 136 Veranstaltungen, die wir weltweit durchführen werden und das zeigt eindrucksvoll: Die Lagerfeuer brennen wieder, Menschen wollen sich treffen. Gleichzeitig werden unsere digitalen und hybriden Formate gut angenommen“, erläuterte CEO-Kollege Peter Ottmann.
Zwangspause und Restart
Das zweite Jahr des pandemiebedingten Ausnahmezustands spiegelt sich in den Geschäftsergebnissen 2021 der NürnbergMesse Group wider: Nach 19-monatiger Zwangspause und dem Restart im Herbst 2021 konnte die internationale Messegesellschaft weltweit 26 von ursprünglich geplanten 77 Messen durchführen und schloss das Geschäftsjahr mit einem Umsatz von 68,3 Mio. Euro ab (2020: 110,3 Mio. Euro). Durch eine konsequente Kosten- und Investitionsbremse sowie staatliche Hilfen gelang es, den Jahresfehlbetrag im Vergleich zu 2020 auf 42 Mio. Euro zu reduzieren und den operativen Verlust von -67,6 Mio. Euro im Jahr 2020 in etwa zu halbieren. Insgesamt wurden 2021 90 Mio. Euro im Vergleich zu den Vor-Corona-Planungen eingespart und damit Verluste deutlich begrenzt.
Gleichzeitig treibt die NürnbergMesse den Umbau ihres Geschäftsmodells weiter voran: So werden neue hybride und digitale Formate entwickelt, die die Präsenzveranstaltungen ergänzen und deren Reichweite noch erhöhen: „Der erfolgreiche Restart und der Messesommer 2022 zeigen es – Menschen wollen wieder Messen. Wir haben uns deshalb zum Ziel gesetzt, künftig noch nachhaltiger, serviceorientierter und digitaler für unsere Kunden da zu sein“, unterstrich Fleck.
Neues Service-Konzept
Ottmann zufolge profitieren Aussteller in Nürnberg vom neuen Service-Konzept, das die Kompetenzen der verschiedenen ServicePartner bündelt. Fit für die Zukunft macht sich die NürnbergMesse auch mit Hilfe ihrer neuen Nachhaltigkeitsstrategie, in der Handlungsfelder und klare Ziele für alle Bereiche des Unternehmens fixiert sind: „Nachhaltigkeit wird künftig neben attraktiven Messekonzepten und einem leistungsfähigen Team ein zentraler Gradmesser für die Zukunftsfähigkeit der Messebranche sein. Wir haben uns deshalb vorgenommen, in den kommenden Jahren weiter konsequente Schritte in diese Richtung zu gehen“, unterstrich Ottmann.
Leitbild ist die klimaneutrale Energieversorgung bis 2028. Im Rahmen der Energieoffensive sollen zum Beispiel über 70 Prozent des Energieverbrauchs für Beleuchtung eingespart werden, in dem die Hallenbeleuchtung bis Anfang nächsten Jahres komplett auf LED-Leuchten umgestellt wird. Insgesamt 38 Elektro-Ladepunkte stehen für Kunden auf dem Messegelände zur Verfügung. Weitere Einsparziele sieht die NürnbergMesse beim Wasser und der Entsorgung, wo die Menge bis 2025 um 15 bzw. 20 Prozent reduziert werden soll, sowie bei der nachhaltigeren Durchführung von Veranstaltungen.
Digital Network
Im Bereich digitaler Services verbindet das Unternehmen verschiedene Dienstleister im „Digital Network“. Kunden und Mitarbeiter können dabei auf die verschiedenen digitalen Kompetenzen zugreifen, wie zum Beispiel auf Entwickler von Aussteller- und Produktdatenbanken oder Agenturen für Bewegtbild und hybride Formate.
Fazit: Nach Ende des 19-monatigen Veranstaltungsverbots verspürt die Messebranche in Deutschland eine schrittweise Erholung. Die andauernde Pandemie, der Angriffskrieg in der Ukraine und in der Folge die Fragen nach der Sicherheit der Energieversorgung, die anhaltende Rohstoffknappheit und die steigende Inflation dämpfen diesen positiven Ausblick.
Wirtschaftsmotor
Trotz dieser Entwicklungen verzeichnet die NürnbergMesse bislang eine gute Nachfrage nach ihren Messen, Kongressen und Events. Sie rechnet deshalb für das Geschäftsjahr 2022 mit einem Umsatz von deutlich über 200 Mio. Euro und einem Ergebnis, das sich weiter verbessern sollte. Damit werde das Unternehmen auch wieder zum Wirtschaftsmotor für die Metropolregion Nürnberg mit Kaufkrafteffekten, die vor der Corona-Pandemie jährlich 1,93 Mrd. Euro betrugen, zeigten sich Fleck und Ottmann zuversichtlich.
DK
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