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(GZ-19-2022)
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► Bayerischer Staatspreis Land.Dorf.Zukunft:

 

Freiräume zum Leben

Bürger und Gemeinden gestalten ihre Dörfer und Landschaften mit Unterstützung der Ländlichen Entwicklung. Alle zwei Jahre würdigt das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten besonders erfolgreiche Leistungen mit dem Staatspreis „Land.Dorf.Zukunft“. Ministerin Michaela Kaniber hat nun die zehn Gewinner der Staats- und Innovationspreise 2022 bekanntgegeben. Die prämierten Beispiele machen laut Kaniber Bürgern und Gemeinden Mut, eröffnen Ideen und verdeutlichen den ganzheitlichen Planungsansatz der Ländlichen Entwicklung in den rund 2.500 laufenden Projekten.

Mit dem Staatspreis in der Kategorie „Umfassende Leistungen zur Stärkung des ländlichen Raums“ geehrt werden die Dorferneuerung Gutenstetten, die Integrierte Ländliche Entwicklung Holzwinkel-Altenmünster, und die Dorferneuerung Perasdorf. Gutenstetten im Landkreis Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim realisierte komplexe Projekte und überzeugte damit auch kritische Bürger. Das Baudenkmal „Kolb“ wurde nach der Sanierung zum Kultur- und Gemeindezentrum und ist ein regionales Leuchtturmprojekt der Innenentwicklung. Behörden, Gemeinde und Grundeigentümer kooperierten beim Hochwasserschutz an der Steinach. Weitere Maßnahmen der Dorferneuerung schaffen mit guter Gestaltung und viel Grün ein angenehmes Umfeld für Mensch und bieten Lebensräume für Flora und Fauna. In Verbindung mit zukunftsorientierten Infrastrukturmaßnahmen gewann Gutenstetten hohe Lebensqualität.

Gemeindeübergreifende Projekte im „Holzwinkel“

„Freiraum zum Leben“: Mit diesem Motto führt der „Holzwinkel“ seine sechs Kommunen Adelsried, Altenmünster, Bonstetten, Emersacker, Heretsried und Welden im Landkreis Augsburg in die Zukunft. Ein Verein schafft die Basis für die erfolgreiche langjährige Zusammenarbeit. Der „Holzwinkel“ ist stolz auf attraktive gemeindeübergreifende Projekte wie die interkommunale Musikschule oder die Immobilien- und Freiflächenbörse. Zahlreiche Gemeinschaftseinrichtungen schaffen Raum für aktives Leben in den Dörfern.

Perasdorf im Landkreis Straubing-Bogen fing vor 20 Jahren an, sich auf seine Stärken zu besinnen und entwickelte auf der Basis eines langfristigen und ganzheitlichen Leitbildes schrittweise ein Zukunftsmodell. Mit seiner Lage auf der Sonnenseite des Bayerischen Waldes machen zukunftsfähige Energie- und Erwerbskonzepte, am Bedarf orientierte Infrastrukturen, viele Gemeinschaftsaktivitäten und zahlreiche weitere Komponenten das Dorf wieder lebendig und zukunftsfähig.

In der Kategorie „Herausragende Leistungen zur Stärkung des ländlichen Raums im Bereich ‚Stärkung der biologischen Vielfalt‘“ gingen die Flurneuordnung Dattenhausen, die Flurneuordnungen Niederleierndorf, Langquaid, Laaberberg und Unteres Labertal sowie die Flurneuordnungen im Oberfränkischen Jura - Fesselsdorf, Modschiedel, Seubersdorf, Weiden, Zultenberg als Sieger hervor.

Renaturierung Dattenhauser Ried

Einst Weiher für die Karpfenzucht, dann systematische Trockenlegung und jetzt Paradies für Brut- und Rastvögel und seltene Pflanzen: Die Wiedervernässung im Dattenhauser Ried (Landkreis Dillingen a. d. Donau) hat sich gelohnt. Die Flurneuordnung ebnete den Weg für das größte Moor- und Feuchtgebiet im Naturraum Schwäbische Alb. Der Zweckverband „Renaturierung Dattenhauser Ried“ führt die Wiedervernässung, Pflege und Weiterentwicklung des Moores fort. Dies erhält die Artenvielfalt und den wiedergewonnenen naturnahen Zustand.

Das Tal der Großen Laber gilt als eine landesweit bedeutsame Feuchtgebietsachse von sehr hohem ökologischem Wert, die jedoch zunehmend unter der Nutzungsintensivierung litt. Mit dem Bodenmanagement der Ländlichen Entwicklung gelang es, auf über 1.100 Hektar ein Entwicklungskonzept umzusetzen, das langfristige Zielvorstellungen der Wasserwirtschaft, des Arten- und Biotopschutzes, des Klimaschutzes, der Landwirtschaft und der Erholung vereint. Eine Besonderheit ist die integrative projektbegleitende Planung, in die die Vertreter aller Nutzungsinteressen einbezogen sind.

Die Landschaft um Zultenberg bietet sehr gute Lebensbedingungen für die Feldlerche. Um nach der Zusammenlegung der Felder den Bestand der Feldlerche zu erhalten, entwickelten Landwirte und Biologen ein Konzept, das die Ansprüche der modernen Landwirtschaft und des Naturschutzes verbindet. Zählungen bestätigen den Erfolg. Die Erkenntnisse konnten auf angrenzende Verfahren erfolgreich übertragen werden.

Gewinner der Kategorie „Herausragende Leistungen zur Stärkung des ländlichen Raums im Bereich ‚Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel‘“ sind die Dorferneuerung und Flurneuordnung Oberlauterbach, die Flurneuordnung Schönthal, und die Flurneuordnung Üchtelhausen.

In Zusammenarbeit mit den Bürgern, Landwirten und Fachbehörden wurden beispielhafte Maßnahmen zu Wasserrückhaltung und Bodenschutz entwickelt und umgesetzt. Durch dezentrale Rückhaltemaßnahmen und umfassendes Flächenmanagement wappnet sich der Ortsteil Oberlauterbach des Marktes Wolnzach (Landkreis Pfaffenhofen) für den Klimawandel. Rückhalte- und Absetzbecken schützen den Ort vor Überflutung und dienen als Erdfang für die unvermeidbare Bodenerosion im Hopfenanbau. Neben dem Hochwasserschutz wird mit der Initiative boden:ständig auch die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und der Reinhaltung des Lauterbaches unterstützt.

Die Renaturierung des Tannenbaches und des angrenzenden Auenbiotopes bei Schön-thal (Landkreis Cham) ist ein hervorragendes Beispiel für praktizierten Klimaschutz und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Durch den mäandrierenden Verlauf wurde die natürliche Entwicklung des Baches gefördert und die Transportfähigkeit von Erosionseinträgen in vorbildlicher Weise reduziert. Die artenreiche Auenlandschaft dient bei Starkregen als natürliche Retentionsfläche. Als Feuchtgebiet speichert sie u.a. Kohlenstoff und trägt zur Verringerung von Treibhausgasemissionen bei.

Waldneuordnung Üchtelhausen

Wie ein kleinstteiliger Forst für die Zukunft klimaresistent umgebaut wurde, zeigt die Waldneuordnung in Üchtelhausen (Landkreis Schweinfurt). Das im Gelände nicht sichtbare Durcheinander der Eigentumsverhältnisse musste entwirrt werden, um den nachfolgenden Generationen die Bewirtschaftung zu ermöglichen. Jetzt herrschen enkelgerechte Voraussetzungen. Von Kindheit an sollen die Menschen um die Bedeutung des Waldes wissen. Deshalb verwirklichte die Teilnehmergemeinschaft zusammen mit
der örtlichen Grundschule und der Unterstützung von Fachbehörden einen Waldlehrpfad. Deutschlandweit einzigartig sind die drei Wald-Megafone, die in Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule Tallin entstanden sind.

Mit dem Innovationspreis für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel 2022 ausgezeichnet wird die Integrierte Ländliche Entwicklung Aurachzenn, Markt Emskirchen und Gemeinde Hagenbüchach (Landkreis Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim) für ihren Solarbiotopverbund. Dabei handelt es sich um einen innovativen Ansatz zur Erzeugung erneuerbarer Energien bei gleichzeitiger Vernetzung von Biotopen. Zugleich wird das Grundwasser geschützt, das Landschaftsbild berücksichtigt und die Beteiligung der Grundstückseigentümer ermöglicht. Ein grünes Band könnte die Landschaft durchziehen, worin Photovoltaik-Freiflächenanlagen und Biotope eine Symbiose bilden. So könnte die gesellschaftliche Akzeptanz für diese Art der Stromerzeugung erhöht werden. Mehr als der gesamte derzeitige Strombedarf Bayerns ließe sich mit 2000 Quadratkilometer Photovoltaik im Solarbiotopverbund erzeugen.

DK

 

 

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