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(GZ-20-2022)
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► Verleihung des unterfränkischen Integrationspreises:

 

Willkommenskultur par excellence

Nachhaltige, erfolgreiche und insbesondere ehrenamtliche Aktivitäten, die in vorbildlicher Weise die Integration der Mitbürgerinnen und Mitbürger mit Migrationshintergrund in Unterfranken unterstützen, wurden von Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann in Würzburg mit dem Integrationspreis 2022 ausgezeichnet. Ausgewählt wurden drei Hauptpreisträger, zusätzlich wurde ein Sonderpreis verliehen.

Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann mit allen Preisträgern. Bild: Regierung von Unterfranken
Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann mit allen Preisträgern. Bild: Regierung von Unterfranken

Mit dem 1. Preis (2.500 Euro) geehrt wurde die Gesellschaft der Freunde Lions Bad Königshofen e.V. Der Lions-Club Bad Königshofen finanziert und führt seit 15 Jahren Sprachkurse für Spätaussiedler und Migranten durch, für die es keine staatliche Förderung gibt. Es werden praxisbezogene Lerninhalte mit dem Schwerpunktthema Gesundheit vermittelt. Zudem werden Migranten zu Fachärzten, Kliniken und Behörden begleitet, ihnen wird der Aufbau des Gesundheitssystems nähergebracht und die Kommunikation bei Erkrankungen erleichtert sowie Covid-19 Aufklärung geleistet.

Zudem hat der Lions-Club Bad Königshofen die Aktion „Kulturgut kochen“ ins Leben gerufen. Bei diesen Zusammenkünften stellen sieben bis acht Teilnehmer verschiedener Nationen ihre Rezepte vor. Es wird gemeinsam gekocht und es entstehen neue Netzwerke und Freundschaften. Der Lions-Club organisiert den Ablauf und finanziert die benötigten Lebensmittel.

Integration von Familien

Über den 2. Preis (1.500 Euro) freute sich der Verein Offene Soziale Dienste des Diakonischen Werkes Schweinfurt. Seit fünf Jahren engagieren sich bei dem Projekt „Gochsheim: Immer ein Plan B für die Integration von Familien“ 20 Ehrenamtliche im Alter von 14 bis 70 Jahren im Leseclub, im Begegnungscafe, bei ELTERNTALK, in der Hausaufgabenhilfe oder als Familienpaten. Darüber hinaus wird für die geflüchteten Menschen aus der Ukraine eine Willkommenskultur gepflegt. Die Ehrenamtlichen sorgen mit ihrem Einsatz dafür, dass Familien mit Kindern eine Chance bekommen mitzuhalten, teilzuhaben und nicht abgehängt zu werden. Das Motto ist: Immer ein Plan B für Familien: Begleitung, Beratung, Bildung, Begegnung – auch digital.

Hilfe in Krisenzeiten

In Krisenzeiten finden dabei etwa Gespräche über das Küchenfenster statt sowie online Hausaufgabenhilfe, das Bilderbuchkino und die Gute-Nacht-Geschichte. Die Kinder werden auf den Spielplatz begleitet und das Täschchen mit den Bastelsachen wird an den Gartenzaun gehängt. Auf dem YouTube-Chanel gibt es die Elterntalk-Info „Mein Kind und das Handy“. Für Erziehungsfragen wurde auch eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet. Zudem wurden neue Sprechstunden und mehrsprachige Materialien für Sprachkurse organisiert. Das Projekt wird von der Diakonie Schweinfurt organisiert und von der Kirche und Gemeinde unterstützt. Die Förderung erfolgt durch einen Fördermix, so unterstützen das Projekt unter anderem das Amt für Jugend und Familie im Landkreis Schweinfurt, die Aktion Jugendschutz München, die Stiftung Lesen und die Gemeinde Gochsheim.

Landsleuten einen besseren Start ermöglichen

Den 3. Preis (1.000 Euro) erhielt die Stadt Kitzingen/WirKT. Bei dem Projekt werden Menschen mit Migrationshintergrund eingesetzt, um ihren Landsleuten einen besseren Start zu ermöglichen. Eingesetzt werden die Ehrenamtlichen vor allem bei Übersetzungstätigkeiten und Behördengängen. Das Projekt soll in Zukunft um einen Umzugshelferservice erweitert werden. Die Übersetzertätigkeiten erfolgen etwa bei Schulen, Kindergärten, Behörden, Ärzten, Schwangerenberatungen etc. Die Gewinnung der Ehrenamtlichen, die Schulungen und die Vermittlung der Einsätze erfolgen über WirKT.

WirKT ist eine Anlaufstelle für Ehrenamtliche der Stadt Kitzingen und wird durch die Stadt Kitzingen finanziert. Träger ist der AWO Bezirksverband Unterfranken. Derzeit wird das Projekt von 46 Ehrenamtlichen unterschiedlichster Altersgruppen sowie unterschiedlicher Herkunftsländer, etwa Syrien, Afghanistan, Ukraine, Russland, Türkei und Bulgarien unterstützt.

Über die Jahre ist das Projekt stetig gewachsen und hat sehr gutes Feedback von den verschiedenen Institutionen erhalten, die oftmals ohne die ehrenamtlichen Übersetzer vor einer großen Sprachbarriere stehen würden. Die Ehrenamtlichen profitieren selbst sehr stark von dem Projekt, da sie, wie sie selbst sagen, wieder etwas Hilfe, die sie selbst am Anfang erfahren haben, zurückgeben können und sich ihre Deutschkenntnisse über die Jahre stetig verbessert haben. Das Projekt finanziert sich ausschließlich über Spenden. Zudem stellt die Integrationsbeauftrage der Stadt Kitzingen jedes Jahr aus ihrem Budget eine kleine Summe für das Projekt zur Verfügung, mit der z.B. ein Dankeschönfest organisiert werden kann.

Beratung von Geflüchteten

Der Sonderpreis (1.000 Euro) ging schließlich an Mrija – Verein zur Unterstützung der Ukraine e.V. Mrija versteht sich als Unterstützungsorganisation der ortsansässigen, ukrainisch stämmigen Gemeinschaft, die als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegründet wurde. Niederschwellig werden Informationen, Beratung und Begleitung angeboten. Wichtige Themen sind Sprachvermittlung, Unterstützung bei der Arbeitssuche, die Kinderbetreuung, Aufbau von Selbsthilfegruppen, Pflege der ukrainischen Kultur sowie Begegnungsmöglichkeiten mit Einheimischen.

Der Verein informiert und berät Geflüchtete zu allen Fragen und Problemen, die bei der Ankunft in Würzburg auftreten, insbesondere in Notunterkünften, aber auch Menschen, die privat untergekommen sind oder online über ihre digitalen Kanäle. Es werden Dolmetscherdienste angeboten und Geflüchtete zu Arzt- und Behördengängen begleitet. Zudem werden Infoveranstaltungen zu Antragstellungen beim Jobcenter, Sozialamt, der Ausländerbehörde etc. durchgeführt, Sprachkurse organisiert und bei der Suche und Vermittlung von Wohnraum unterstützt. Auch werden eine Mutter-Kind-Betreuung und Freizeitangebote angeboten.

Etabliert wurde ein raumasensibles Betreuungsangebot für Kinder. In Zukunft wird die Unterstützung ausgebaut werden und eine zentrale Beratungsstelle organisiert. Derzeit arbeiten 15 Ehrenamtliche zwischen 21 und 60 Jahren, ukrainischer und deutscher Herkunft, in dem Projekt mit. Die Finanzierung erfolgt über Spenden, zudem hat die Stadt Würzburg eine Förderung zugesagt.

DK

 

 

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