(GZ-21-2022) |
► Fachkongress in Nürnberg: |
„Gute Pflege. Daheim in Bayern“ |
Mit „Strategien zur Stärkung bedarfsorientierter Pflegestrukturen“ befasste sich ein von Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek veranstalteter Fachkongress in der NürnbergMesse. Im Mittelpunkt stand die Verabschiedung des vom Gesundheitsministerium gemeinsam mit Bayerischem Gemeinde-, Städte-, Landkreis- und Bezirketag, und der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände in Bayern erarbeiteten Strategiepapiers „Gute Pflege. Daheim in Bayern“.
Wie Holetschek erläuterte, „ist es unser Ziel, angemessene, bedarfsorientierte und wirtschaftliche Sorge- und Pflegestrukturen zu schaffen. Dazu zählen Angebote und strukturelle Maßnahmen, die den Pflegeberuf attraktiver machen. Ein weiterer Punkt ist die Stärkung der häuslichen Pflege, indem bedarfsgerechte Strukturen zur Unterstützung der Pflegebedürftigen und ihrer pflegenden Angehörigen geschaffen werden.“
Ständig steigende Zahl Pflegebedürftiger
Vor dem Hintergrund einer stetig steigenden Zahl an Pflegebedürftigen, einem sich gleichzeitig abzeichnenden zunehmenden Mangel an Pflegekräften und einer erwartbaren sinkenden Anzahl pflegender Angehöriger „müssen wir uns deshalb jetzt noch stärker den demografischen Herausforderungen stellen und die Versorgungsstrukturen im Freistaat anpassen. Die Lösung dieser Mammutaufgabe kann nur gemeinsam mit den Kommunen gelingen.“
Löffler: Ambulante Versorgung durch Angehörige
Rund 80 Prozent der Pflegebedürftigen werden laut Franz Löffler, Präsident des Bayerischen Bezirketags, zu Hause gepflegt. Dort werde ein großer Anteil der ambulanten Versorgungsleistungen von Angehörigen und dem näheren sozialen Umfeld geschultert. Daher finde er den in dem Strategiepapier enthaltenen Ansatz richtig und wichtig, insbesondere die Hilfen im Vorfeld der Pflege auszubauen. Diese müssten mit bereits bestehenden Angeboten wie zum Beispiel den Pflegestützpunkten eng vernetzt werden, damit sie sich gegenseitig ergänzen.
Karmasin: Grundlegende Reform der Pflege
Thomas Karmasin, Präsident des Bayerischen Landkreistags, forderte eine grundlegende Reform der Pflege, eine Entlastung der Langzeitpflege und eine Stärkung der Pflege daheim durch so genannte sorgende Gemeinschaften. Dieser Mix aus professionellen Kräften, An- und Zugehörigen sowie zivilgesellschaftlich Engagierten werde von den bayerischen Landkreisen gefördert. Der Aufbau von Sorgestrukturen auf Gemeindeebene könne nur im Zusammenwirken von Freistaat, Kommunen und Kassen gelingen.
Pannermayr: Gemeinsames Positionspapier
„Die bayerischen Kommunen wissen, wie wichtig das Thema Pflege vor Ort ist und haben hierzu bereits zahlreiche, wertvolle Initiativen ins Leben gerufen“, erklärte Markus Pannermayr, Vorsitzender des Bayerischen Städtetags. Das gemeinsam verabschiedete Positionspapier mache deutlich, dass die enormen Herausforderungen im Bereich Pflege nur gemeinsam gemeistert werden können. „Wir als Bayerischer Städtetag bringen uns gerne konstruktiv in den weiteren Dialog ein.“
Brandl: Multimodale Ansätze
„Pflege- und Betreuungskräfte sind in einer Zeit zunehmender Hilfs- und Unterstützungsbedürftiger notwendiger denn je. Wir werden es aber realistisch nicht schaffen, die Herausforderungen mit den aktuellen Strukturen zu bewältigen“, stellte Dr. Uwe Brandl, Präsident des Bayerischen Gemeindetags, klar. Benötigt würden neue multimodale Ansätze, die ein Netzwerken von Spezialisten, Hilfskräften und Ehrenamt verzahnen und der älter werdenden Gesellschaft möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben in gewohnter Umgebung ermöglichen. Da, wo es noch funktionierende Familienbetreuung gibt, brauche es Unterstützungsangebote, um Überbelastungen zu vermeiden. Um neue Strukturen zu schaffen, sei eine gezielte und vorausschauende Planung und Entwicklung notwendig. Auch wenn den kreisangehörigen Kommunen keine unmittelbaren Regelungskompetenzen zukommen, gehe es um die Menschen, die in unseren Kommunen leben und alt werden. „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die es kreativ anzugehen gilt. Da sind wir gerne dabei.“
Aus Sicht von Dr. Irmgard Stippler, Vorsitzende des Vorstandes der AOK Bayern für die ARGE der Pflegekassenverbände in Bayern, kann gute Pflege nur gelingen, wenn die Besonderheiten vor Ort berücksichtigt werden. Dabei nähmen die Kommunen als Experten für ihre Region eine entscheidende Rolle ein, für die die Kranken- und Pflegekassen ein verlässlicher Partner mit fachkundiger Pflegeexpertise sind. Das gemeinsam erarbeitete Strategiepapier sei „eine wertvolle Orientierungshilfe sowie wichtiger Wegweiser für unser Handeln in der Pflegeberatung, Gesundheitsförderung und der aktiven Gestaltung pflegeorientierter Sorgestrukturen“.
DK
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