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(GZ-21-2022)
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► Verleihung der oberpfälzischen und oberbayerischen Integrationspreise:

 

Wegweiser in schwierigen Zeiten

Großer Festakt im Spiegelsaal der Regierung der Oberpfalz: Der Staatssekretär des Innern, für Sport und Integration, Sandro Kirchner, und Regierungspräsident Walter Jonas verliehen gemeinsam den Integrationspreis der Regierung der Oberpfalz. Die ersten Preise in Höhe von 1.500 Euro gingen an Space-Eye e.V. aus Regensburg sowie an Günter Reiß aus Weiden. Den zweiten Platz mit einem Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro erhielt das Berufliche Schulzentrum Oskar-von-Miller aus Schwandorf. Die Initiativen Computerspende Regensburg e.V. und der Multikulti-Integrationsverein Roding e.V. wurden jeweils mit dem dritten Platz und 500 Euro ausgezeichnet.

Sandro Kirchner, Staatssekretär des Innern, für Sport und Integration (l.) und Regierungspräsident Walter Jonas (r.) gratulieren allen Preisträgerinnen und Preisträgern des Oberpfälzischen Integrationspreises 2022. Bild: Regierung der Oberpfalz/Schmied
Sandro Kirchner, Staatssekretär des Innern, für Sport und Integration (l.) und Regierungspräsident Walter Jonas (r.) gratulieren allen Preisträgerinnen und Preisträgern des Oberpfälzischen Integrationspreises 2022. Bild: Regierung der Oberpfalz/Schmied

Die „Nothilfe Ukraine“ des Space-Eye e.V. reicht vom Sammeln und Transportieren von Spenden in die Ukraine bis hin zum Evakuieren von Menschen aus der Ukraine – insbesondere aus Odessa, der Partnerstadt von Regensburg, und der anschließenden Erstversorgung und Vermittlung in private Wohnungen. Bis zum Eingang der Bewerbung waren Hilfsgüter im Wert von 1,5 Millionen Euro transportiert und verteilt, 1.500 Menschen aus der Ukraine evakuiert und 800 ukrainische Geflüchtete in private Wohnungen vermittelt worden.

Das große Verdienst von Günter Reiß ist unter anderem die vielfache Vermittlung ukrainischer Geflüchteter aus den Notunterkünften der Stadt Weiden in private Unterkünfte. Darüber hinaus kümmert sich der Preisträger, der durch eine langjährige berufliche Tätigkeit in der Ukraine die Sprache spricht, ehrenamtlich um die gesundheitliche, schulische und soziale Einbindung ukrainischer Geflüchteter in die Gesellschaft.

Seit September 2016 gestalten junge Geflüchtete der Integrationsklassen des Beruflichen Schulzentrums Oskar-von-Miller in Schwandorf eine Schülerzeitung mit dem Titel „W.I.R. – Weil International Rockt“, in der sie über persönliche Erlebnisse und Interessen genauso wie über ihre Herkunftsländer, ihre Hoffnungen und Träume und über ihr Leben in ihrer neuen Heimat Oberpfalz berichten. Diese multikulturellen, teilweise sehr persönlichen Inhalte verpacken die Schüler in eine optisch ansprechende Gestaltung. Als besonderes Highlight im Schuljahr 2021/2022 drehten sie einen Kurzfilm, der ausgewählte Beiträge der aktuellen Ausgabe in Szene setzt.

Ins Leben gerufen hat der Multikulti-Integrationsverein Roding e.V. das Projekt „Internationaler Kochstammtisch Roding“ bereits Anfang des Jahres 2014. Seitdem finden monatlich in den Räumen der Grund- und Mittelschule Roding kulinarische Austauschabende statt, in denen von jeweils rund 25 Teilnehmern gemeinsam Gerichte aus aller Herren Länder zubereitet und verspeist werden. „Mit dem Appetit wachsen das gegenseitige Verstehen und die Fröhlichkeit“, so das Motto von Projekt und Verein. 2018 wurde das Austauschprogramm um ein Nachwuchsprogramm erweitert. „Kids Cooking Roding“ heißt es seitdem zusätzlich zweimal im Jahr.

Der Verein Computerspende Regensburg mit aktuell zehn aktiven Mitgliedern sammelt gebrauchte Computer, bereitet sie auf und gibt sie gegen einen geringen Unkostenbeitrag an Bedürftige und soziale Einrichtungen weiter. So wurden seit der Vereinsgründung 2019 bereits über 1.000 Computer und Drucker registriert. Davon profitieren auch viele Geflüchtete, die eine PC-Ausstattung für einen Sprach- oder Integrationskurs benötigen. Gerade in Zeiten von Corona-Lockdowns, ein wertvoller Betrag zur Integration von Geflüchteten.

Sechs Initiativen in Oberbayern ausgezeichnet

Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann (m.), Regierungspräsident Dr. Konrad Schober (r.) und Regierungsvizepräsidentin Sabine Kahle-Sander (l.) gratulieren allen Preisträgerinnen und Preisträgern des Oberbayerischen Integrationspreises 2022. Bild: Regierung von Oberbayern
Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann (m.), Regierungspräsident Dr. Konrad Schober (r.) und Regierungsvizepräsidentin Sabine Kahle-Sander (l.) gratulieren allen Preisträgerinnen und Preisträgern des Oberbayerischen Integrationspreises 2022. Bild: Regierung von Oberbayern

Gemeinsam mit Regierungspräsident Dr. Konrad Schober und Regierungsvizepräsidentin Sabine Kahle-Sander vergab Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann in München den Integrationspreis der Regierung von Oberbayern. Gewürdigt wurden sechs Initiativen mit Geldpreisen in Höhe von jeweils 1.000 Euro aus Landsberg am Lech, der Landeshauptstadt München, der Stadt Rosenheim, Unterföhring bei München, Weßling und Feldkirchen-Westerham.

Die Firma Rational AG aus Landsberg am Lech hat sich mit Beginn der steigenden Flüchtlingszahlen 2015 mit großem Erfolg für eine bestmögliche Integration von Flüchtlingen im Landkreis eingesetzt. Aus Sicht des Unternehmens ist dies beim aktuellen Facharbeitermangel eine „absolute Win-Win-Situation“. Parallel zur Ausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik fördert das Unternehmen geflüchtete Auszubildende durch Praktikums- und Kennenlern- Maßnahmen, durch Einstiegsqualifizierung und Inhouse-Zusatzunterricht. Seit 2015 wurden nach der Ausbildung 15 Auszubildende übernommen, die damit hervorragende Startbedingungen im Arbeitsleben und für das Ankommen im Landkreis haben. Der Integrationsbeauftragte der Rational AG unterstützt die Auszubildenden neben ihrer Berufstätigkeit in allen Fragen des Soziallebens, von der Wohnungssuche bis zu Amtsgängen, auch mit finanziellen Mitteln. Ab Herbst 2022 werden zwei Ukrainer ihre Ausbildung starten.

In München bietet das Projekt „CasaNova“ bereits seit 2008 gelebte Integration. Das „CasaNova“-Projekt im Stadtteil Neuhausen steht auf drei Säulen: eine internationale Hausgemeinschaft von derzeit 27 Mitgliedern (in 12 Wohnungen), im Erdgeschoss ein kleiner Verlag (Gärkeller-Verlag, Archiv und Bibliothek für die integrative Öffentlichkeitsarbeit) und im Keller eine Haus- und Kulturbrauerei (Mitbrauzentrale mit Zoiglstube, Filmvorführraum, Theater- und Musiksaal mit Ausstellungsflächen). Ziel des Projekts war von Anfang an, möglichst viele Neugierige für Brauwesen und Kultur zu begeistern. Und das Publikum kam aus ganz München und Umgebung, vor allem zu den unterschiedlichsten Veranstaltungen im Keller: vom Schaubrauen über Konzerte, Theatervorführungen und Lesungen bis zu Stammtischen und Schafkopfrunden. Hier wurde die Vision wahr, die multikulturelle Bewohnerschaft in einer Weltstadt so zu integrieren, dass durch eine Einheit von Wohnen, Arbeiten und Freizeit eine lebendige Gemeinschaft entsteht.

Das Projekt „Bewegung im Westen“ der Startklar Soziale Arbeit Rosenheim – Ebersberg gGmbH, Sozialraumteam West, bietet für Kinder und Jugendliche ein offenes Sportangebot im Sozialraum West der Stadt Rosenheim. Ehrenamtliche Trainer und Übungsleiter – meist mit Migrationshintergrund – bieten kostenlose Sportangebote auf Bolzplätzen und in Schulen an, von Fußball über Kickboxen bis zu einer offenen Fitnessgruppe. Die Kinder erlernen dadurch auch Werte wie Respekt, Teamfähigkeit und Solidarität. Das einfache und niederschwellige Angebot wirkt wie ein Türöffner gerade für Kinder aus Migrantenfamilien, die einen Beitritt in einen Sportverein oftmals scheuen. Das unkomplizierte Trainingsangebot des Projekts wird hochgeschätzt und gut angenommen. Die Startklar Rosenheim Ebersberg GmbH kooperiert dabei erfolgreich mit der Bürgerstiftung Rosenheim und den Ehrenamtlichen im Bürgerhaus E-Werk.

Erfolg bestätigt das Engagement

Seit seiner Gründung 2016 hat der Helferkreis Unterföhring das Motto „Integration durch Sprache“ in den Mittelpunkt seines Engagements gestellt. Ein Kreis von rund 50 Helfern kümmert sich um alle Geflüchteten, die die deutsche Sprache erlernen wollen und sich damit ihre Chancen, in der deutschen Gesellschaft anzukommen und auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, erhöhen. Der Helferkreis bietet Deutschkurse mit unterschiedlichen Einstiegniveaus an, je nach Wissenstand der Geflüchteten. Die Lehrmittel werden durch Spenden finanziert. Die Erfolge bestätigen das Engagement der Ehrenamtlichen: Zehn betreute Azubis haben zum Teil ihre Prüfung bereits abgeschlossen und Arbeit gefunden.

Die Kulturgruppe des Integrationspunktes Weßling möchte Kinder und Jugendliche in den praktischen künstlerischen Umgang mit Materialien und Techniken einführen und ihnen darüber hinaus kulturelle Teilhabe durch Besuche von Museen, Kulturdenkmälern und Aufführungen ermöglichen. Dazu bietet die Kulturgruppe des Integrationspunktes Weßling zweimal im Monat Workshops an. In diesem langfristigen Projekt, das bereits seit 2012 läuft, haben die Mitwirkenden nun mit „Renoir in Weßling“ bereits den 8. Film geschaffen. Dabei handelt es sich um eine filmische Spurensuche mit Einheimischen und Geflüchteten. Durch das Nachspielen historisch belegter Ereignisse und Anekdoten gelang eine starke Annäherung an den impressionistischen Maler, den Menschen, seine ihn begleitende Familie und seinen Freundeskreis.

Seit dem Märztag, an dem der erste ukrainische Schüler in die Mittelschule Feldkirchen-Westerham kam, setzen sich Rektor und Lehrer engagiert und dauerhaft für eine umfassende Integration der ukrainischen Kinder ein. Insgesamt wurden 48 ukrainische Kinder ab dem ersten Tag integriert, sie besuchten drei Übergangsklassen, wurden von drei ukrainischen Lehrerinnen gefördert, erhielten Ganztagsbetreuung und ehrenamtliche psychologische Begleitung. Parallel haben freiwillige Helfer die Kinder auch individuell durch Sport-, Hobby- und Kultur-Angebote gefördert. Die Schüler haben in sensationell kurzer Zeit Deutsch gelernt. Alle, die in der Ukraine 2023 ihren Schulabschluss machen würden, können im Schuljahr 2022/23 auch hier die Abschlussklasse besuchen. Vielen Fachbesuchern dient das Projekt als Vorbild für die Umsetzung ähnlicher Projekte.

DK

 

 

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