(GZ-4-2023) |
► Messe-Jahresbilanzen in München und Nürnberg: |
Starke Comebacks |
Zu solider Stärke zurückgefunden haben Messe München und NürnbergMesse, wie die Geschäftsführer Dr. Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel, sowie Dr. Roland Fleck und Peter Ottmann bei der Vorlage der Jahresbilanzen berichteten. Nach zwei verlustreichen Pandemiejahren wurden profitable Messeergebnisse vorgelegt.
Seit 1. Juli 2022 wird die Messe München von Stefan Rummel und Dr. Reinhard Pfeiffer als gleichberechtigte Geschäftsführer in einer CEO-Doppelspitze geleitet. Bild: Messe München
Nach den deutlichen Verlustjahren 2020 und 2021 hat sich das Geschäft der Messe München mit rund 40 Eigenveranstaltungen im In- und Ausland sowie rund 90 Gastveranstaltungen wieder erfolgreich eingestellt, betonten Pfeiffer und Rummel. Die Besucher- und Ausstellerzahlen der derzeitigen Messen liegen zwar immer noch unter den Rekordzahlen im Vergleich zu Vor-Corona, dennoch kommt die Messe München auf ein Besucherniveau von etwa 75 Prozent und liegt mit dieser Quote über dem deutschen Branchendurchschnitt.
Neue Technologien und Internationalität
Die CEO-Doppelspitze zeigte sich „hocherfreut, dass gerade Messen im Bereich Investitionsgüter und Neue Technologien wieder so kraftvoll zurückgekommen sind und vor allem bei der Internationalität punkten konnten. Zugleich hat sich eindrucksvoll manifestiert, dass Präsenzmessen für diese Industrien zum Teil mit digitalen Ergänzungen eines der wichtigsten Instrumente im Vertriebs- und Marketingmix sind. Das ist eine hervorragende Basis für die nächsten Jahre und bestätigt uns auf unserem Weg, den Fokus auf organisches Wachstum gesetzt zu haben.“
Erwartet wird ein Umsatz von über 400 Millionen Euro (2021: 127,2 Millionen Euro) und ein EBITDA von über 100 Millionen Euro. Zum Vergleich: Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag für die GmbH in 2021 noch bei - 33,0 Millionen Euro. Trotz dieses positiven Resümees des Messejahres 2022 warnten Pfeiffer und Rummel vor zu großer Euphorie: „Auch die Jahre 2023 und 2024 werden intensive Messejahre, die aber im Ergebnis nicht an 2022 anschließen werden.“ Grund dafür seien die weitreichenden Einschränkungen der wirtschaftlichen Aktivität wie Corona-Nachwirkungen, die Lieferkettenproblematik, die mangelnde Energiesicherheit aber vor allem auch der Messekalender in den nächsten beiden Jahren.
Neue Konzepte
Für die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens seien künftig zwei Trends ausschlaggebend: Zum einen werden Daten und Digitalisierung entlang der Wertschöpfungskette und nah am Kerngeschäft zur Prozessbeschleunigung ausgerichtet. Beispielhaft startet 2023 die BAU Insights als erste personalisierte und interaktive Informationsplattform der Bauindustrie und erweitert damit die physische Messe BAU auf 365 Tage im Jahr.
Der zweite Trend ist das Thema Nachhaltigkeit, das die Messe München zwar schon seit vielen Jahren begleitet, aber inzwischen eine der wichtigsten Säulen der strategischen Grundrichtungen geworden ist. Im Rahmen der Messe München Nachhaltigkeitsstrategie geht sie gemeinsam mit den Ausstellern und den Besuchern in den nächsten Jahren den Weg in eine nachhaltige Zukunft mit dem Ziel der CO2-Neutralität bis 2030.
Bei der Messe München stehen 2023 13 Veranstaltungen in Deutschland, 40 im Ausland sowie 91 Gastveranstaltungen und Kongresse auf der Agenda. Den Auftakt bildet im Februar 2023 die f.re.e., Bayerns größte Reise- und Freizeitmesse. Nach vier Jahren findet im April die BAU – Weltleitmesse für Architektur, Materialien, Systeme – wieder in Präsenz statt. Im Mittelpunkt stehen die Themen „Herausforderung Klimawandel“, „Digitale Transformation“, „Zukunft Wohnen“ sowie „Ressourcen & Recycling“. Im Juli findet die digitalBAU – Fachmesse für digitale Lösungen in der Baubranche zum ersten Mal als Konferenz mit angeschlossener Ausstellung in München statt. Die EXPO REAL, productronica und ISPO Munich schließen die Eigenveranstaltungen im Jahr 2023 ab.
Messe München Jubiläum: 25 Jahre Standort München-Riem
Vor wenigen Tagen hat die Messe München ihr 25-jähriges Standort-Jubiläum in München-Riem gefeiert. Mit dem Umzug 1998 von der Theresienhöhe auf das ehemalige Flughafengelände avancierte das Unternehmen zu einem führenden und global agierenden Messenetzwerk.
Als Austragungsort für hochqualitative Veranstaltungen dienen am Standort München das 200.000 qm große Messegelände, 18 Messehallen, Kongresszentren und das 414.000 qm große Freigelände. Zudem zählt das Unternehmen Tochtergesellschaften in Europa, Asien und Südamerika sowie rund 70 Auslandsvertretungen, die über 100 Länder betreuen.
Ungebrochen ist die Bedeutung der Messe München als Wirtschaftsfaktor für Stadt, Land und Bund. Aussteller und Besucher der Münchner Messen und Kongresse induzieren jedes Jahr durchschnittlich bundesweit einen Gesamtumsatz von 3,3 Mrd. Euro Umsatz bzw. in einem bauma-Jahr sogar 4,3 Milliarden Euro.
Große Wiedersehensfreude
Auch bei der NürnbergMesse zeigt die Kompassnadel wieder nach oben: „Wir freuen uns über das Wiedererstarken des Messegeschäfts 2022 mit großer Wiedersehensfreude bei unseren Kunden“, unterstrich CEO Prof. Dr. Roland Fleck. Nach pandemiebedingter Zwangspause in den ersten beiden Monaten konnten im Messejahr 2022 wieder Fachmessen im Messezentrum Nürnberg und auch bei den internationalen Tochtergesellschaften durchgeführt werden.
Die CEOs der NürnbergMesse: Prof. Dr. Roland Fleck und Peter Ottmann. Bild: Ralf Rödel
Erfolgreich trotz Stapelkrisen
Nach vorläufigen Berechnungen beteiligten sich an 135 Veranstaltungen weltweit (2020: 57) insgesamt über 23.600 Aussteller (2020: 12.385) mit einer vermieteten Nettofläche von rund 829.500 Quadratmetern (2020: 360.870 qm) sowie über 981.000 Besucher (2020: 430.887). Dieses starke Comeback der Präsenzmessen führt zu einem deutlichen Umsatzsprung auf 250 Mio. Euro (2020: 110,3 Mio. Euro).
Für das Jahr 2023 erwartet die Messegesellschaft im Kontext der anhaltenden Pandemie und aufgrund des veranstaltungsschwächeren ungeraden Jahres einen Umsatz von über 230 Mio. Euro: „Trotz der Stapelkrise aus Pandemie, Krieg und hohen Energiepreisen entwickeln sich unsere Messen weiter sehr positiv, was eindeutig zeigt: Das Geschäftsmodell Messe ist intakt!“, stellte CEO Peter Ottmann fest.
Comeback der Präsenzveranstaltungen
In einem eng getakteten Messekalender reihten sich im Messezentrum Nürnberg insgesamt 82 Veranstaltungen aneinander, im aufgrund der Messeturnusse besser vergleichbaren geraden Messejahr 2020 waren es coronabedingt lediglich 28. Das Comeback der Präsenzveranstaltungen führte zu einem deutlichen Anstieg bei den klassischen Veranstaltungskennzahlen: Besonders erfreulich: Die Internationalität auf Aussteller- wie auf Besucherseite lag mit 44 % bzw. 22 % bereits wieder auf dem Niveau des Rekordjahres 2018. Nach Flecks Angaben „dokumentieren insbesondere diese Werte der Internationalität die Resilienz unseres Geschäftsmodells und sind gerade für unsere sozioökonomischen Effekte in Stadt und Metropolregion Nürnberg von herausragender Bedeutung“.
Seit der Corona-Pandemie bietet die NürnbergMesse entlang ihrer Zukunftsformel „onsite plus online“ zu ihren Präsenzveranstaltungen auch hybride Erweiterungen und digitale Angebote an. Im vergangenen Jahr registrierten sich rund 18.000 Nutzer auf den digitalen Plattformen von sechs Veranstaltungen, davon beteiligten sich rund 1.600 rein digital an der jeweiligen Messe. Eine Erfolgsgeschichte ist die Cyber-Security-Messe it-sa: Die Digitalplattform it-sa 365 zählt seit 2020 rund 9.000 registrierte Nutzer, gleichzeitig war die Präsenzmesse flächenmäßig die bislang größte it-sa überhaupt.
Wasserstoffspeichergestütztes Hybridkraftwerk
Als Teil ihrer bereits 2015 gestarteten „Energieoffensive“ und der im vergangenen Jahr beschlossenen Nachhaltigkeitsstrategie stellt die NürnbergMesse die Beleuchtung in den Messehallen auf LED um, hat die Zieltemperaturen beim Heizen und Kühlen angepasst und ihre Energieträger entsprechend diversifiziert. Damit konnten die Durchführung von Veranstaltungen gewährleistet und deutliche Energie-Einsparerfolge erzielt werden. Ziel ist es, die Energieversorgung der NürnbergMesse in Zukunft weitgehend autark zu gestalten und klimaneutral zu ermöglichen.
Einen weiteren Meilenstein zur Zukunftsfähigkeit der Energieversorgung und zugleich großen Innovationssprung in Richtung Energieautarkie stellt das eigene batterie- und wasserstoffspeichergestützte Hybridkraftwerk auf dem Messegelände dar, dessen Planung im abgelaufenen Jahr massiv vorangetrieben wurde. Fleck zufolge wird für das Kraftwerk noch im ersten Quartal 2023 der Baubeginn mit der ersten Photovoltaik-Modullegung erfolgen. Zudem wird bis zum Ende des ersten Halbjahres die komplette Hallenbeleuchtung auf energiesparende LED-Lampen umgestellt.
„2023 kehren die Veranstaltungen der NürnbergMesse wieder in ihren ursprünglichen Rhythmus von veranstaltungsstarken geraden und veranstaltungsschwächeren ungeraden Jahren zurück“, konstatierte Peter Ottmann. 76 Veranstaltungen sind im Messezentrum Nürnberg, weitere 71 weltweit geplant. Trotz anhaltender Krisen und pandemischer Auswirkungen geht die Messegesellschaft davon aus, dass sich die Nachfrage nach Präsenzveranstaltungen weiter erholt und spätestens 2025/2026 auf das Vor-Corona-Niveau zurückkehrt.
DK
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